Teil 292

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Sofy

Ehrlich gesagt verlor ich so die Zeit komplett aus den Augen. So erschrak ich richtig, als ich irgendwann doch mal auf Handy blickte. Abgesehen von den unzähligen Nachrichten sowie verpassten Anrufen von Wincent, explodierte mein Postfach auf Instagram. Ich hatte dort seit gestern nicht mehr reingeschaut und nun waren es um die 100 Nachrichten. Und beim groben Durchscrollen war keine einzige negative Nachricht dabei. Die meisten bedankten sich bei mir, dass ich Amelie und Wincent so unterstützte. Da waren echt sehr liebe Nachrichten bei, weshalb ich mir jetzt einfach mal die Zeit nahm und die ein oder andere beantwortete. Danach warf ich dann doch mal einen Blick auf die Nachrichten von Wincent. Wobei mir da eher eine einzige ins Auge sprang.
>> Man wo bist du? Elina ist nur am Schreien, ich weiß echt nicht mehr, was ich tun soll … Ich hab alles probiert, was sonst auch funktioniert. Sie fühlt sich auch so warm an <<
Der letzte Satz ließ mich aufspringen. Verdammt. Was war ich denn nur für eine Mutter? So schnell ich konnte, lief ich nach Hause. Deshalb war ich auch total aus der Puste, als ich dort ankam. Sowohl meine Jacke als auch meine Schuhe, sowie Schal, Mütze und Handschuhe, schmiss ich einfach achtlos. Denn Elinas Weinen dröhnte schon in meinen Ohren, da hatte ich die Tür gerade aufgeschlossen. Im Wohnzimmer versuchte Wincent nach wie vor verzweifelt, Elina zu beruhigen. Niilo Saß daneben und war inzwischen auch am Weinen. Trotz des Streits sah man Wincents Augen die Erleichterung an, als ich ihm Elina abnahm. Gleichzeitig sah man ihm an, dass er sich extreme Sorgen machte. „Sie hat einfach angefangen zu schreien und sie ist so warm“, brachte er nur besorgt hervor. Tatsächlich glühte Elina. „Hat sie schon was getrunken? Mach ihr mal bitte ihre Flasche fertig. Ich werd mal Fieber messen“, entgegnete ich, während ich bereits auf den Weg zu unserem kleinen Medizinschrank war. Wincent huschte mit Niilo auf dem Arm in die Küche, um nur wenig später wieder zu uns zu kommen: „Und?“ „38,9“, murmelte ich mit einem Blick auf das Thermometer. „Und was jetzt?“, Wincent klang schon fast panisch. Na ja er hatte da ja auch keine Erfahrung, ich ja auch nicht wirklich. „Wir fahren zum Kinderarzt. So hohes Fieber hatte ich auch noch bei keinem. Miss aber mal bitte bei Niilo zur Sicherheit auch mal. Ich mach Elina schon mal soweit fertig.“ Ich drückte ihm das Thermometer in die Hand und verschwand mit Elina nach oben. Glücklicherweise hatte Niilo kein Fieber. Ein fieberndes Kind reichte mir ehrlich gesagt auch. Irgendwo war ich aber auch ein bisschen stolz auf Wincent und mich. Wir schafften es gerade tatsächlich den Streit einfach beiseitezuschieben und uns komplett auf die Kinder zu fokussieren.
Beim Kinderarzt wurden wir glücklicherweise dazwischengeschoben, da die Temperatur für dieses Alter wohl schon sehr hoch war. Ich war ehrlich gesagt einfach nur froh, dass wir so schnell Hilfe bekamen. Der Arzt selbst erklärte und ganz in Ruhe, was wir jetzt tun mussten, sodass ich ein wenig beruhigter wieder nach Hause fahren konnte. Dort kramte ich dann doch mal das Tragetuch hervor, dass ich von Melina irgendwann während der Schwangerschaft geschenkt bekommen hatte. Jetzt, wo Elina insbesondere viel Nähe brauchte, war dieses Tuch absolutes Gold wert. So war Elina die ganze Zeit bei mir und ich hatte dennoch die Arme frei. Wincent legte Niilo indes zum Mittagsschlaf in sein Bett, während ich dafür sorgte, dass Elina erstmal etwas trank, ehe sie dann doch sehr erschöpft einschlief. Ich wirkte gerade nach außen so viel kälter, als es in mir gerade aussah. Ich wollte nur nicht, dass Wincent sich nur noch mehr Sorgen machte. Die machte er sich gerade sowieso schon. Aber innerlich blutete mein Mama-Herz doch sehr, meine Kleine so zu sehen. Mir war natürlich bewusst, dass es dazugehörte. Kinder wurden nun einmal auch krank. Dennoch tat es so weh, sie so leiden zu sehen. „Niilo ist jetzt eingeschlafen. Fiel ihm heute aber auch schwerer als sonst“, murmelte Wincent irgendwann, als er sich zu uns setzte, „Was ist mit Elina?“ „Schläft jetzt auch. Wenigstens hat sie was getrunken. Da müssen wir auch echt drauf achten, sie muss viel trinken.“ „Wie kannst du so cool bleiben?“, fragte er schließlich, „Ich hab das Gefühl, ich sterbe vor Sorge.“ „Ich bin gar nicht so cool“, gab ich seufzend zu, „Mir tut es richtig weh, sie so zu sehen. Aber ich muss jetzt halt funktionieren. Da bleibt mir nicht viel anderes übrig. Aber ich mach mir genauso meine Sorgen. Ich wusste einfach nur ein bisschen, was wir tun müssen, weil ich das bei Melina mit Elias schon mal mitbekommen habe.“

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt