Teil 382

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Sofy

„Aber das ist doch schön", freute ich mich für sie. „Nein. Ich will kein zweites Kind", platzte es aus Melina raus. „Wieso das denn?", fragte ich verwirrt. „Ich will es einfach nicht. Sobald ich zu Hause bin, informiere ich mich zwecks Abtreibung", meinte sie kühl. „Melina. Du solltest vielleicht erstmal mit Flo darüber reden, findest du nicht? Du solltest da nichts überstürzen", versuchte ich sie ein wenig runterzubringen. „Wieso? Es ist mein Körper ..." Ich seufzte. „Das ist nichts, was wir am Telefon besprechen sollten. Komm Dienstag einfach vorbei und wir reden vernünftig darüber. Aber bitte rede mit Flo. Es ist auch sein Kind, um das es geht ..." „Ist besser, wenn er das nicht weiß. Aber von mir aus, komm ich Dienstag vorbei. Meine Meinung ändere ich trotzdem nicht", erwiderte sie kühl. „Wow? Ist das dein Ernst? Flo hat ja wohl ein Recht, es zu erfahren! Das ist absolut unfair von dir", meinte ich und wurde gerade tatsächlich ein wenig wütend, „Sag es ihm. Ich weiß nämlich nicht, ob es mir sonst irgendwann herausplatzt! Bis Dienstag!" Und damit legte ich einfach auf. Ich war gerade viel zu wütend. Sie musste mit Flo darüber reden.
Ich konzentrierte mich dann aber erstmal auf die Fahrt und freute mich, als ich endlich vor dem Haus von Wincents Mutter hielt. „Mama!", Niilo und Elina kamen mir sofort in die Arme gelaufen, da hatte Angela kaum die Tür geöffnet, „Papa?" „Papa arbeitet noch. Aber ganz bald besuchen wir Papa", versicherte ich den Beiden, die ganz schön traurig dreinblickten, als sie realisierten, dass Wincent nicht dabei war. Ich unterhielt mich noch kurz mit Angela und fuhr dann endlich nach Hause. Dort angekommen, klebten beide Kinder an mir, sodass ich wohl nichts schaffen würde, ehe die Zwei im Bett lagen. Aber ich konnte sie ja verstehen. Als es dann ums Schlafengehen ging, flossen auch ganz schön viele Tränen. „Papa", schniefte Niilo ganz aufgewühlt, sodass ich irgendwann recht verzweifelt entschied, dass Beide bei mir schlafen durften. Ansonsten wäre das mit Schlafen nichts mehr geworden. Zusätzlich wurden die Kuscheltiere einfach jeweils durch ein T-Shirt von Wincent getauscht, was im Endeffekt eine ziemlich gute Idee war. So hatten Beide wenigstens etwas, was nach ihrem Papa roch und endlich beruhigten sie sich. Als die eingeschlafen waren, schickte ich Wincent ein Foto.
>> Du wirst hier ganz doll vermisst ♥️ <<, schrieb ich dazu und legte das Handy dann weg, um mich zu Elina und Niilo zu kuscheln. Eigentlich war es die letzte Zeit echt gut gewesen. Vermutlich war meine plötzliche, zusätzliche Abwesenheit dann zu viel gewesen.
Bis zum Dienstag grübelte ich zusätzlich über Melinas Situation. Ich persönlich konnte sie bisher nicht verstehen. Wieso wollte sie so patu kein zweites Kind? Lag es an Flo? Aber eigentlich hatte sie so von ihm geschwärmt. Und sie war so glücklich darüber, wie gut Flo mit Elias klarkam. Ich verstand sie einfach nicht. Und ich hoffte wirklich, dass sie mit mir redete. Ich redete auch gar nicht lang um den heißen Brei herum, als wir bei uns im Garten saßen und die Kinder im Sandkasten spielten. „Melina, was ist denn los mit dir? Wieso möchtest du kein zweites Kind? Ich verstehe es gerade nicht, aber ich würde dich gern verstehen", offenbarte ich ihr also ehrlich. „Mir reicht Elias. Der braucht so viel Aufmerksamkeit und ist so ein Wirbelwind. Ich würde das mit einem zweiten Kind nicht packen", sagte sie nur, „Ich bin in der sechsten Woche. Also kann ich noch abtreiben ..." „Melina. Du würdest das packen. Du bist doch nicht allein. Flo würde dich auch unterstützen. Und ich glaube, der würde sich richtig freuen ... Weiß er inzwischen Bescheid?" „Nein weiß er nicht. Ich komme Donnerstag mit und rede mit ihm. Aber bekommen werde ich dieses Kind trotzdem nicht", blieb sie standhaft. „Ich glaube, du würdest das irgendwann bereuen ..." „Hör auf, mir das ausreden zu wollen", meinte Melina kühl, „Als beste Freundin solltest du mich unterstützen." „Und ehrlich zu dir sein", stellte ich klar, „Und das bin ich! Und jetzt sag mir nicht, dass du mit einer anderen Reaktion gerechnet hast!" „Ich hatte wenigstens gehofft, dass du mal Verständnis für mich hast!" „Hätte ich gern. Aber dazu müsstest du mal den Mund auf machen und mir erzählen, was wirklich Sache ist!", meinte ich ernst. „Ich hab alles gesagt", sagte sie nur knapp, „Ich fahr dann jetzt auch. Bis Donnerstag." Und damit ging sie wirklich. Ziemlich fassungslos schüttelte ich den Kopf. Da steckte eindeutig mehr dahinter. Warum
konnte sie nicht einfach reden?

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt