SofyMein Handy blieb aus. Wenn es an der Tür klingelte, machte ich sie nicht auf. Ich funktionierte einzig und allein für Niilo und Elina. Ansonsten wollte ich niemanden sehen. Es würde mir doch eh jeder nur noch mehr Vorwürfe machen. Nein. Ich war wieder allein. Komplett allein. Aber da musste ich jetzt durch. Vermutlich wollte das Universum ja auch einfach, dass ich allein war. Ich hatte es doch auch nicht anders verdient. Ich war diejenige gewesen, die alles verbockt hatte. Und ich hatte aufgehört zu zählen, wie viele mir genau das vorher prophezeit hatten. Aber nein. Ich hatte es ja besser wissen müssen. Und damit hatte ich nun alles zerstört.
Ich stand morgens auf, kümmerte mich tagsüber um die Kinder und legte mich dann wieder ins Bett. Mehr tat ich nicht. Besonders abends, wenn die Kinder schliefen, war es am schlimmsten. Jeden Abend oder eher gesagt jede Nacht lag ich da und weinte. Ich weinte still. Zwischenzeitlich fühlte es sich sogar so an, als ob ich weinte, obwohl gar keine Tränen mehr da waren. Es tat einfach nur so unglaublich weh. Und ich vermisste Wincent einfach nur so sehr. Ich vermisste seine Umarmungen. Seine Scherze. Seine Küsse. Selbst seine überfürsorgliche Art, mit der ich mich regelmäßig zur Weißglut getrieben hatte, fehlte mir. Alles an Wincent fehlte mir. Und ich wünschte mir nichts mehr, als dass ich meine Fehler irgendwie rückgängig machen konnte. Alles würde ich dafür tun.
Irgendwann verlor ich jeglichen Sinn für die Zeit. Ich bekam noch irgendwie so halb mit, dass Silvester war und dass danach noch ein paar Tage verstrichen. Und so warf ich einige Tage später, als ich gerade in der Küche stand, um zu kochen, einen Blick in den Kalender. Um festzustellen, dass morgen schon der erste Geburtstag von Niilo und Elina sein würde. Und ich hatte nichts. Keine Geschenke, kein Kuchen. Gar nichts. Vielleicht war es gut, dass sie sich niemals an diesen Tag erinnern konnten, wenn sie mal groß waren. Denn er würde nicht schön werden. Mir fehlte einfach die Kraft, jetzt einen Geburtstag vorzubereiten. Ich wollte auch niemanden hier haben. Ich wollte einfach, dass mich alle in Ruhe ließen. Durch das Küchenfenster nahm ich war, dass Amelies Auto auf den Hof fuhr. Ich wusste nicht, der wievielte Versuch es von ihr war, dass ich ihr die Tür doch öffnete. Aber auch heute würde ich sie nicht öffnen. Ich ließ mich im Flur auf den Boden sinken, um wenigstens zu hören, was sie wollte. Sie konnte mich nicht sehen. Und das war gut so. Aber durch das gekippte Fenster, konnte ich sehr deutlich hören, was sie sagte. „Scheiße man. Sofy mach doch bitte die Tür auf! Wir machen uns wirklich große Sorgen. Du bist seit Tagen nicht erreichbar. Bitte Sofy. Mach die Tür auf. Ich weiß doch, dass du da bist. Was ist denn los bei euch? Kann bitte mal jemand mit mir reden? Könnten du und Wincent vielleicht mal miteinander reden? Verdammt noch mal ihr habt zwei gemeinsame Kinder! Könnt ihr mal eure scheiß Dickschädel abstellen und euch für die Zwei zusammenreißen?" Ich sagte nichts. Natürlich sagte ich nichts. Dazu hatte ich gar nicht die Kraft. Ein Wort und ich würde sofort wieder in Tränen ausbrechen. Sollte sie doch zu Wincent fahren. Mich sollten sie einfach alle in Ruhe lassen. Sie alle waren gegen mich gewesen. Niemand hatte auch nur einen Hauch Verständnis für mich gehabt. Also sollten sie jetzt nicht alle angekrochen kommen.
Sie blieb noch eine Weile vor der Tür stehen, ehe sie aufgab und wieder fuhr. Er jetzt traute ich mich, wieder aufzustehen. Und ich ging in genau das gleiche Muster über, was ich die letzten Tage schon gefahren hatte. Für die Kinder funktionierte ich. So lang riss ich mich zusammen. Doch sobald sie am Abend wieder im Bett lagen, brachen die Tränen wieder aus mir heraus. Es tat einfach alles so unendlich weh. Und es fühlte sich einfach so an, als wäre dies ein Schmerz, der nie wieder vergehen würde. Wie sollte er auch vergehen, wenn ich mir nicht einmal ein Leben ohne Wincent vorstellen konnte Wie sollte ich es je schaffen, auch nur irgendwann wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen? Wie sollte ich in dieser Welt bestehen, wenn ich Wincent für immer verloren hatte? Wenn ich meine kleine perfekte Welt für immer verloren hatte?
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Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...