Teil 331

441 29 1
                                    


Sofy

Es tat so weh, dass er mir derartige Vorwürfe machte. Dabei stimmte davon doch überhaupt nichts. Wieso glaubte er mir nicht. Und von was für Fotos redete er? „Sofy? Hey. Kannst du bitte mit mir reden?", Amelie war als einzige geblieben. Sie hatte einen Arm um mich gelegt und mich fest an sich gezogen. „Was zur Hölle ist hier los?", fragte sie mich leise. Ich fing also an, ihr alles von Anfang an zu erzählen. Das erste Treffen mit Alex auf der Gala, bis zur Eskalation letzte Woche. Ich musste viele Pausen machen, weil ich zwischendurch so schluchzen musste, dass Reden einfach nicht mehr möglich war. „Ich hab ihn wirklich nicht betrogen, Amelie!", schluchzte ich, als ich endlich zum Ende der Geschichte kam, „Das würde ich nie tun. Wieso glaubt er das? Wieso ..." Weiter kam ich nicht, weil ich wieder heftig anfing zu schluchzen. „Hey. Komm mal her", sie zog mich in ihre Arme und drückte mich ganz fest, „Ich glaube dir. Okay? Wir müssen nur zusehen, dass Wincent dir auch glaubt. Und das wird leider nicht so leicht. Gerade, weil es Alex ist ..." „Aber ... wieso?" „Sofy. Die Zwei haben eine Vorgeschichte. Hat er dir das nicht erzählt?" Ich schüttelte den Kopf: „Er meinte nur, dass der sich an Jede ranmacht." „Hm. Das stimmt so halb", Amelie seufzte, „Ich sollte das vermutlich nicht erzählen ... Aber vielleicht bringt es uns ja weiter. Ich weiß nicht, wie viel Wincent dir über seine vorherigen Beziehungen erzählt hatte. Aber er wurde in den letzten zwei Beziehungen vor dir betrogen. Beide Mal. Und ... es hat sich herausgestellt, dass es in beiden Fällen, Alex war, mit dem ihn seine Exfreundinnen betrogen haben. Ich weiß nicht wirklich warum, aber Alex kann Wincent nicht leiden. Vielleicht ist er neidisch auf das, was Wincent erreicht hat. Aber irgendwie scheint er großen Spaß daran zu haben, Wincents Leben zerstören zu wollen." „Scheiße ... Ich hätte ihn gleich ernstnehmen müssen. Ich bin so dumm. Aber ich hab ihn wirklich nicht betrogen. Ich habe versucht mit ihm zu arbeiten und zwar so, wie ich mit jedem Auftraggeber arbeite. Wirklich Amelie. Bitte glaub mir." „Ich glaub dir doch. Und ich überleg mir was, okay? Ich mag euch Beide so nicht sehen. Ihr gehört zusammen. Ihr müsst miteinander reden. Kann ich dich allein lassen? Und kannst du mir versprechen, dass du dich meldest, wenn was ist?" Ich nickte nur. Ich musste das alles erstmal verdauen. Da war es wohl die beste Idee, erstmal wieder allein zu sein. Also verabschiedete sich Amelie. Ich schätze, sie wollte Marco und Wincent folgen.
Ich brachte den restlichen Tag irgendwie hinter mich. Doch am Abend fiel mir wieder ein, was Wincent gesagt hatte. Fotos im Internet ... Das erste mal seit Tagen schaltete ich also mein Handy wieder ein. Und das war woh der größte Fehler, den ich an diesem Tag machen konnte. Mein Postfach explodierte. Egal ob Whatsapp oder Instagramm. Zögernd öffnete ich Instagram, um es ziemlich schnell zu bereuen. Ich hatte sehr oft das Foto geschickt bekommen. Und dazu wieder zahlreiche Hassnachrichten.
>> Du ekelhafte Schlampe. Hast dich nur an Wincent rangemacht, um an sein Geld zu kommen! <<
>> Ich hoffe du verreckst! <<
>> Selten sowas ekelhaftes gesehen wie dich! <<
>> Tu uns den gefallen und bring dich um. Sowas wie dich sollte nicht leben dürfen! Hast dir Wincent gekrallt und ihn schamlos ausgenutzt!  <<
Und so ging es munter weiter. Es tat so weh. So unendlich weh. Ich hatte Wincent nie betrogen. Wieso glaubten das alle?
Vor lauter Wut schrieb ich eine letzte Nachricht an Alex.
>> Falls du erreichen wolltest, dass Wincent sich von mir trennt. Dann herzlichen Glückwunsch. Du elendiger Mistkerl. Schieb dir deinen Auftrag sonst wohin! Ich werde mit dir keine einzige weitere Minute mehr arbeiten. Ich hatte dir von Anfang an gesagt, dass wir uns rein beruflich treffen. Und du hast Grenzen überschritten, die nicht okay waren. Ich liebe Wincent. Und daran wird sich auch nichts ändern. Und so jemand wie du schon gar nicht! <<
Ich drückte auf Senden und donnerte das Handy in die nächste Ecke, ehe ich endgültig weinend zusammenbrach.
Und so fiel es mir in den nächsten Tagen immer schwerer, einfach zu funktionieren. Ich aß nichts. Ich schlief nicht mehr. Machte mir nicht mal die Mühe, mein Handy aus der Ecke wieder aufzugabeln. Wozu auch? Ich war doch eh allein.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt