Sofy„Es ist völlig normal, dass man nervös ist“, munterte Nadine mich auf, „Glaub mir. Ich hab das selbst auch schon durch. Ich weiß, welche Gedanken einen durch den Kopf schwirren.“ „Wirklich?“, fragte ich ziemlich verunsichert. „Klar. Sieht das Kleid wirklich gut an mir aus? Wird es ihm gefallen? Ist es wirklich das richtige Kleid? Und so weiter … Das ist nichts Verwerfliches und ganz normal. Aber vertrau mir. Du wirst es merken, wenn du das richtige Kleid trägst. Und ich glaube, dass wir hier eine echt gute Auswahl für dich haben. Ich persönlich habe dich von Anfang an auch eher in einem schlichten Kleid gesehen. Du bist nicht der Glitzertyp. Darin würdest du untergehen. Eigentlich hast du ein ziemlich gutes Gespür dafür, was dir steht. Und ganz ehrlich? Es ist schön auch mal sowas zu erleben. Ich habe so oft Bräute, die sich ihr Kleid vorstellen, dann tragen sie es und stellen fest, dass es ihnen einfach nicht steht. Das reißt einigen echt den Boden unter den Füßen weg. Aber ich muss da auch sagen, dass ich sehr ehrlich bin. Wenn ich merke, dass eine Braut nicht wirklich überzeugt ist, verkaufe ich ihr kein Kleid. Ist natürlich nicht wirtschaftlich gedacht, aber seit meiner eigenen Hochzeit ist mir nur noch mehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass man sich wohlfühlt“, erklärte sie lächelnd, während sie mir dabei half den Verschluss des ersten Kleides zu schließen, „Nicht über die Klammern erschrecken. Die Kleider aus der Auswahl werden dir alle zu groß sein und müssten natürlich angepasst werden. Und durch diese Klammern siehst du aber, wie es aussieht, wenn es dann richtig sitzt.“ Ich nickte nur, weil ich viel zu nervös war. Noch hatte ich mich ja nicht im Spiegel gesehen. Aber gleich war es so weit. Langsam drehte ich mich, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Und ehrlich gesagt war ich danach erst recht überfordert. War das wirklich ich? „Möchtest du den anderen das Kleid zeigen?“ Wieder bekam ich nur ein Nicken zustande. Oh man. Ich hatte wirklich nie damit gerechnet, dass ich bereits beim ersten Kleid so sprachlos blieb. Etwas unsicher trat ich also aus der Umkleide, damit die anderen das Kleid begutachten konnten. „Oh wow“, entfuhr es Melina, Amelie und Shay fast gleichzeitig, weshalb wir alle anfangen mussten zu lachen. „Sofy. Du siehst so schön aus!“, sprach Melina dann weiter, „Ich weiß jetzt schon, was für Augen Wincent machen wird, wenn der dich in deinem Kleid sehen wird.“ „Du siehst wirklich toll aus“, stimmte Angela zu, „Aber du selbst wirkst nicht ganz zufrieden.“ Ehrlich gesagt hatte sie recht. Man diese Familie sah einem aber auch alles an. „Was stört dich denn?“, erkundigte sich Nadine, „Denn auch sowas hilft uns weiter.“ „Ich glaube … Also irgendwie mag ich dieses trägerlose nicht“, gab ich also zu, „Ich weiß, dass ich damit den ganzen Tag Angst hätte, das Kleid irgendwie zu verlieren oder so.“ „Okay. Damit kann ich doch arbeiten. Dann probieren wir das nächste Kleid“, erwiderte Nadine lächelnd und folgte mir wieder in die Umkleide. Dort sortierte sie die zwei weiteren trägerlosen Kleider aus und wir probierten ein Kleid mit dünnen Trägern. Und was sollte ich sagen. Kaum warf ich einen Blick in den Spiegel, stiegen mir bereits die Tränen in die Augen. „Die Reaktion ist doch gleich viel besser“, freute sich Nadine, „Na dann wollen wir es den anderen mal zeigen.“ Ich wischte mir schnell die Tränen aus dem Gesicht und trat dann aus der Kabine. Dabei hätte ich mir das Tränenwegwischen sparen können. Denn kaum stand ich draußen, brachen so ziemlich alle Dämme. Ich schätze das meinte Nadine vorhin. Das musste dieser Moment sein. Und eigentlich brauchte ich für mich auch kein weiteres Kleid mehr anprobieren. Das war es. Das war das Kleid. Und auch die Reaktion der anderen sprach Bände. Irgendwie heulten wir jetzt alle, ohne überhaupt ein Wort gesagt zu haben. Nadine reichte indes eine Packung Taschentücher herum, sodass wir uns alle ein wenig beruhigen konnten. „Weißt du jetzt, was ich vorhin meinte?“, fragte sie mich grinsend. „Definitiv“, antwortete ich schluchzend, während ich gleichzeitig lächeln musste, „Ich muss auch gar kein weiteres Kleid anprobieren.“ „Definitiv. Das ist dein Kleid!“, freute sich Melina, „Das ist wie für dich gemacht!“ „Oh Gott. Ich werde so heulen, wenn es soweit ist“, schluchzte Amelie, „Vielleicht auch, weil ich schon fast nicht mehr damit gerechnet habe, dass Wincent mal unter die Haube kommt.“ „Na ja bis er Sofy kannte, hat er ja auch echt nur Tussies angeschleppt“, fügte Shay hinzu, „Aber der wird solche Augen machen! Ich kann es kaum erwarten!“ „Tja. Damit ist es wohl entschieden, oder“, warf Angela in die Runde und alle stimmten ihr zu. Mike war es dann, der zu mir trat und mich in den Arm nahm. „Ich freue mich wirklich sehr für dich. Und das meine ich auch so“, flüsterte er. Viel mehr konnte er nicht sagen, da nun auch alle anderen dazukamen und ich mich nur wenig später in einer riesigen Gruppenumarmung wiederfand.
DU LIEST GERADE
Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...