SofyAm nächsten Morgen stand Amelie pünktlich um acht Uhr auf der Matte. „Wollen wir ins Büro gehen?", fragte Amelie mich direkt. „War auch meine erste Idee. Aber Wincent würde gern wissen, wie es aktuell generell aussieht", erklärte ich ihr, „Also erstmal Wohnzimmer. Nachher können wir uns aber gern ins Büro zurückziehen. Möchtest du etwas trinken?" „Kaffee wäre super", erwiderte sie seufzend, „Der aktuelle Stand wird bei Wincent keine Begeisterungssprünge auslösen. Aber na ja. Kann verstehen, dass er da auf dem aktuellen Stand sein will." „Das wird schon. Und die nächsten Tage können wir im Ernstfall auch noch Melina dazu holen. Wir haben gerade keine anderen Aufträge, sind erstmal alle abgeschlossen und wir haben bisher keine neuen angenommen", versuchte ich sie ein wenig zu beruhigen. „Ja. Da würde ich gleich gern noch mal drauf zurückkommen", murmelte sie und schlurfte ins Wohnzimmer. Sie wirkte ziemlich müde und zugleich sehr geknickt. Da musste einiges los sein. Ich ging also in die Küche und holte für uns alle Kaffee. Zudem schrieb ich Melina und bat sie, vorbeizukommen, sobald sie Zeit hatte. Ich vermutete, dass wir sie ebenfalls brauchen würden. Danach ging ich zu Amelie, Wincent und den Kindern ins Wohnzimmer. „Na dann erzähl mal", forderte ich Amelie vorsichtig auf, „Was ist los?" „Na ja. Ich bin alles durchgegangen. Simone, für die du so kurzfristig einspringst, Sofy, hat in den letzten Monaten fast gar nichts getan. Alles, was wir besprochen hatten, was sie übernehmen solll, hat sie entweder gar nicht oder nicht wirklich zufriedenstellend gemacht. Wir haben nicht einmal Hotelzimmer für die Offdays. Das hatte ich ihr zugeteilt, sich darum zu kümmern", berichtete Amelie völlig verzweifelt, „Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Wie soll ich denn so schnell an Hotelzimmer kommen? Ich hätte mich da viel mehr drum kümmern müssen ..." „Amelie. Hör auf. Ja. Es ist jetzt eine extrem miese Situation. Aber das ist doch nicht deine Schuld", unterbrach Wincent sie, „Uns fällt schon irgendwas ein. Du hattest selbst genug zu tun. Konnte ja keiner damit rechnen, dass Simone so unzuverlässig ist. Mein erster Eindruck war eindeutig anders." „Aber ohne Hotelzimmer stehen wir an den Offdays ziemlich schlecht dar. Es lohnt sich für viele nicht, für einen Tag nach Hause zu fahren, wenn nur ein Tag Pause ist", fing Amelie wieder verzweifelt an. „Amelie. Das mit den Zimmern lass mal meine Sorge sein", beruhigte ich sie, „Melina kommt auch gleich vorbei. Und wir haben durch die Agentur einige Kontakte. Wir schreiben jetzt erstmal einen Plan, was wir alles erledigen müssen und sortieren das nach Priorität. Die Hotelzimmer schreiben wir gleich ganz oben auf die Liste." „Meinst du, ihr bekommt das hin? Habt ihr keine weiteren Aufträge in Aussicht, die wichtig sind?", fragte Amelie unsicher. „Wie gesagt. Wir haben bisher keinen neuen Auftrag angenommen. Abgesehen von eurer Tour. Wir besprechen das gleich mit Melina und gucken uns an, was alles erledigt werden muss. Außerdem ist das ein Punkt, um den du dir überhaupt gar keine Gedanken machen brauchst", versicherte ich ihr lächelnd. Amelie machte sich trotzdem Gedanken. Und ich wusste, dass es mir an ihrer Stelle nicht anders gehen würde. Also begann ich einfach, sie in die Erstellung der Liste zu verwickeln. Und ziemlich schnell war klar, dass da noch einiges offen war. Abgesehen von den Hotelzimmern, fehlten noch Ablaufpläne, genaue Zeitpläne, Planungen für die Meet&Greets, Interviewtermine, Fototermine, Aufbaupläne, Zugtickets für Offdays und längere Pausen für diejenigen, die in diesen Zeiten nach Hause wollten. Die Liste wurde immer länger und länger. Da würde in den nächsten zwei Wochen bis zum Tourstart einiges an Arbeit auf uns zukommen. Und ich war gerade sehr froh, Melina bereits hergebeten zu haben. Sie hatte mir inzwischen auch geantwortet und wollte jeden Moment da sein. „Hat diese Simone eigentlich überhaupt etwas gemacht?", fragte ich irgendwann seufzend. Amelie zuckte geknickt mit den Schultern. Wincent schwieg. Aber ich sah ihm an, dass es in ihm arbeitete. Das konnte er inzwischen nicht mehr vor mir verbergen. Und man sah ihm die Erleichterung an, als Niilo sehr aktiv seine Aufmerksamkeit einforderte. „Papaaaa!" Wincent zögerte kurz, aber ich legte kurz meine Hand auf sein Knie. „Geh mit den Kindern raus, solang es noch nicht so warm ist. Wir machen das hier schon", versicherte ich ihm lächelnd, aber er wirkte noch immer ziemlich unsicher, „Winnie. Du kannst grad wirklich nicht viel machen. Genieß die Zeit mit den Kindern. Das tut dir und den Beiden gut." „Okay", nuschelte er und verschwand wenige Minuten später mit den Kindern im Garten. Ich wusste, dass ihm die Zeit mit den Zwillingen allein guttun würde. Wenn die Zwei da waren, war jegliche schlechte Laune ziemlich schnell verschwunden. „Glaubst du, er ist sauer auf mich?", fragte Amelie sichtlich geknickt.
DU LIEST GERADE
Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...