Teil 233

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Wincent

Ehrlich gesagt war mir dieses Mal von vornherein klar, dass ich mein Versprechen an Sofy nicht halten konnte. Mir war klar, dass sie verdammt sauer sein würde, wenn das rauskam – und es würde rauskommen – aber ich sah mich trotzdem dazu gezwungen. Ich sah für mich keinen anderen Weg, konnte mir nicht vorstellen, dass es ausreichte, alles über einen Anwalt zu regeln. Natürlich wollte ich diesen trotzdem einschalten. Aber ich wollte es dennoch ein für alle Mal selbst klären. Dennoch wollte ich mich absichern, indem ich Marco mitnahm. Dann hatte ich wenigstens einen Zeugen. Zwar wusste dieser noch nichts davon, aber er war genauso spontan wie ich, weshalb ich mir sicher war, dass er sofort dabei war.
„Also. Was gibt’s?“, wollte er auch direkt wissen, als ich bei ihm angekommen war. „Ich brauch deine Hilfe“, bat ich ihn, „Es ist wirklich wichtig.“ „Ähm. Okay? Aber um was geht es denn?“, fragte er ein wenig verwirrt. „Also erstmal. Tut mir leid, dass ich dich da mit reinziehe und Sofy wird wohl auf uns Beide sauer sein, sobald sie es erfährt, aber das muss ich einfach in Kauf nehmen“, begann ich ihm also zu erklären, um was es ging. „Und du denkst, dass das eine gute Idee ist? Was versprichst du dir davon, zu dieser Ina zu fahren? Also mal abgesehen davon, dass ich es gar nicht mal so cool finde, dass du deiner Frau was versprichst, obwohl dir da schon klar war, dass du es nicht einhalten wirst“, warf er skeptisch ein, nachdem ich meine Erklärung beendet hatte. „Ich kann das nicht einfach so stehen lassen, Marco. Erzähl mir nicht, dass du in dieser Situation anders reagieren würdest. Kommst du also mit? Sonst fahre ich da jetzt allein hin“, blieb ich standhaft und ja mir war bewusst, dass ich vermutlich auch nicht ganz fair war. Aber ich sah einfach keine andere Möglichkeit. „Du fährst da sicher nicht allein hin. Dann fahr ich lieber mit und passe auf, dass du keine Scheiße baust“, kommentierte mein bester Freund meine letzte Aussage. Ging doch. Und so fuhren wir gemeinsam zu Ina, wobei Marco sich nur im Hintergrund aufhalten wollte. War mir aber eigentlich egal, ich wollte das einfach klären. Kaum standen wir vor dem Haus, klingelte ich Sturm. „Ey was stimmt nicht mit dir?“, fauchte Ina auch direkt, als sie die Tür öffnete. „Was mit mir nicht stimmt? Das fragst du ernsthaft? Was stimmt nicht mit dir!“, konterte ich und musste mich jetzt schon zusammenreißen, damit mich nicht die ganze Nachbarschaft hörte. „Ich weiß gar nicht, was du von mir willst!“ „Ach nein? Hör auf meiner Familie zu drohen. Du hast doch alles, was du wolltest. Lass uns endlich in Ruhe, verdammt!“ „Ich hab alles was ich wollte? Eigentlich ja nicht. Ich will dieses Miststück leiden sehen und das geht leider nur, wenn du aus dem Weg geschafft bist. Ach ja … die Kinder müssen auch weg. Sind die überhaupt von dir?“ „Du bist krank. Lass dich mal untersuchen! Und wenn ich dich auch nur ein Mal in der Nähe von Sofy oder meinen Kindern sehe, dann vergesse ich mich! Du wirst Sofy gar nichts mehr antun, dafür werde ich schon sorgen!“ Und während Ina mich weiter provozieren wollte, zog mich Marco bereits weg. „Alter. Die provoziert dich mit Absicht. Hör jetzt auf mit der Scheiße. Checkst du gar nicht, was die damit bezwecken will? Die hat doch nur darauf gewartet, dass du hier auftauchst. Wir fahren jetzt zu mir und dann kannst du dir schon mal überlegen, wie du Sofy das hier erklärst! Man ich dachte du willst n vernünftiges Gespräch! Ich kann dir nämlich ganz genau sagen, was die jetzt machen wird. Die wird Sofy jetzt schön unter die Nase reiben, dass du hier warst“, schnaubend ließ er sich hinters Steuer fallen und ich sagte einfach nichts mehr.
Auch nicht, als wir zwei Stunden später noch immer bei ihm saßen und ich einfach nur vor mich hin grübelte. Ich zuckte regelrecht zusammen, als mein Handy klingelte. „Melina? Was gibt’s?“, wollte ich auch direkt wissen. „Nur zur Info. Deine Frau hatte einen Unfall, ich hab die grad aus dem Krankenhaus abgeholt. Was bist du bitte für ein Vollidiot?“ „Was? Was ist denn passiert? Wie geht es ihr? Und den Kindern? Ich komme sofort.“ „Nein. Tust du nicht. Überleg dir lieber erstmals, was für eine Scheiße du gebaut hast!“, erwiderte sie kühl, ehe sie einfach auflegte. Na super. Sollte jetzt alles schief gehen? Dennoch ignorierte ich Melinas Ansage. Ich wollte mich einfach vergewissern, dass es Sofy und unseren Kindern gut ging. Doch Marco grätschte mir dazwischen. „Jetzt lass ihr wenigstens ne Nacht Zeit. Bleib einfach hier und wir fahren morgen früh … Dann habt ihr Abstand und es eskaliert vielleicht nicht sofort. Melina hätte schon was gesagt, wenn was Schlimmes passiert wäre.“ „Hm …“, murmelte ich nur, ließ mich aber dennoch wieder auf die Couch sinken.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt