Teil 293

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Wincent

In mir zog sich alles zusammen. Das war so ein komisches Gefühl, das kannte ich vorher so noch nicht. Ich machte mir einfach nur wahnsinnige Sorgen um Elina und war generell mit dieser Situation überfordert. Deshalb war ich sehr froh, als Sofy endlich nach Hause kam und zumindest einen Plan hatte, was wir tun mussten. Wenigstens hatte so einer einen Plan, denn ich war in dem Moment keine große Hilfe. Viel mehr fühlte ich mich einfach nur überfordert mit der ganzen Situation. Und weil Sofy so genau wusste, was wir tun mussten, war ich doch verwundert, als sie zugab, wie es ihr eigentlich damit ging. Ich war es nicht gewohnt, dass sie sowas so offen zugab. Aber ehrlich gesagt wünschte ich mir schon sehr, dass sie es mal mehr tun würde. „Wieso fällt es dir so schwer, sowas mal öfter zuzugeben?“, fing ich vorsichtig an, weil ich nicht wollte, dass es wieder so eskalierte wie gestern Abend und heute früh. „Weil es nicht immer eine Rolle spielt, wie es mir mit irgendwas geht“, sagte sie nur knapp. „Das spielt immer eine Rolle! Für mich zumindest. Ich mach mir doch einfach nur Sorgen.“ „Genau Wincent. Das mag ja nur lieb gemeint sein und es ist irgendwo ja auch echt süß, aber es nervt halt wirklich, wenn man so bemuttert wird. Du interpretierst da manchmal wirklich zu viel in Dinge hinein. Klar, ich war genervt, dass da gestern so Reaktionen kamen. Aber mein Postfach auf Instagram explodiert gerade mit komplett gegenteiligen Nachrichten … Ich will diese Karten nur einfach endlich fertigbekommen. Gerade jetzt, wo es Elina nicht gut geht. Ich brauch die Zeit, die diese Karten sonst langfristig einnehmen, wann anders. Deshalb werde ich das jetzt auch gleich fertig machen. Es fehlt jetzt nicht mehr viel und da brauche vielleicht noch so zwei Stunden für …“, erklärte sie seufzend. „Ich … meinte es doch nur gut“, nuschelte ich geknickt. Ich wollte es doch nur richtig machen. „Man Wincent“, seufzte sie, „Das weiß ich doch. Und ich hätte dich auch nicht so anzicken dürfen. Das tut mir leid. Es war nicht fair von mir.“ „Hm. Schon okay. Ich kann mir ja auch vorstellen, dass das einfach nervt. Mir würde es ja vermutlich auch nicht anders gehen. Ich wollte einfach nur nicht, dass du dich da wegen so ein paar Idioten wieder reinsteigerst. Aber dann weiß ich jetzt ja, dass es nicht so ist. Wenn ich dir Elina abnehmen soll, sag Bescheid, ja?“ „Das geht schon. Wir müssen nur echt aufpassen, dass Niilo nicht zu kurz kommt. Da mach ich mir grad auch irgendwie meine Gedanken“, gab sie nachdenklich zu. Und sie hatte ja recht. Gleichzeitig war aber unser Streit damit schon wieder aus der Welt. Das liebte ich ja auch so an ihr, dass sie da absolut nicht nachtragend war und sobald man einmal drüber geredet hatte, war die Sache für sie auch erledigt. „Das stimmt. Ich seh auch gleich mal nach ihm. Hoffen wir mal, dass er nicht auch noch krank wird“, stimmte ich ihr zu. „Das hoffe ich wirklich. Ansonsten wird es ganz schön tricky“, seufzte sie und spielte damit natürlich auf die anstehenden Dreharbeiten zu the Voice Kids an. „Ich sag denen sonst ab. Darüber habe ich eh schon nachgedacht, wenn es Elina jetzt so schlecht geht. Dann will ich eigentlich nicht weg und dich hier allein lassen“, offenbarte ich ihr also meine Gedanken. „Was? Nein. Das kannst du nicht machen, das ist so lang schon dein Traum“, widersprach Sofy auch sofort, „Bis dahin geht es Elina doch vielleicht schon wieder besser. Und ansonsten ruf ich deine Mutter an. Du hast so lang davon geträumt, dort mitzumachen. Das gibst du jetzt nicht einfach auf.“ „Aber ich würde doch die ganze Zeit nur an euch denken“, entgegnete ich verzweifelt, „Ich will dich damit nicht allein lassen.“ „Das sind doch nur vier Tage. Wir telefonieren jeden Tag, damit du sicher sein kannst, dass alles gut ist. Kinder werden halt auch mal krank. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich verspreche dir, dass ich deine Mutter anrufe, wenn es ganz schlimm wird. Aber das glaube ich nicht, dass es dazu kommt.“ „Hm. Wenn es gar nicht geht, breche ich da sofort ab und komme nach Hause“, stellte ich klar, da ich sowieso nicht gegen den Dickschädel meiner Frau ankam.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt