WincentIch hatte ehrlich gesagt schon längere Zeit daran gezweifelt, ob es alles so richtig war, was wir in den letzten Wochen geteilt hatten. Meine Angst, dass es wieder unzählige Hassnachrichten gegen Sofy geben würde, war von Tag zu Tag weitergewachsen. Aber ich wollte Sofy damit auch nicht belasten. Ich wusste ja nicht, wie sie darüber dachte. Ich wusste nur eins: Es sollte nie wieder so ausarten wie beim letzten Mal. Sicher wurde die Sache dort durch Ina, Timo und Nina verstärkt. Aber mir war auch bewusst, dass es da draußen auch andere gab, die sowas bringen würden, ohne einen Menschen zu kennen. Natürlich wollte ich meiner Crew, meinen Fans, nichts Falsches unterstellen. Natürlich war mir auch bewusst, dass 98% von ihnen niemals solch schlimmen Nachrichten verfassen würden. Da war ich mir sicher. Aber ich hatte gesehen, was dieser ganze Hass mit Sofy gemacht hatte. Und ich wusste, was die ganze Sache mit mir selbst gemacht hatte. Ich würde es nicht ertragen, wenn ich sie noch einmal so sehen müsste. Es hatte mir beim letzten Mal schon das Herz in tausend Teile brechen lassen. Noch einmal konnte und wollte ich das nicht mit ansehen müssen. Zumal es in unserem Leben mittlerweile ja viel mehr gab. Wir waren nicht mehr nur Wincent und Sofy. Wir waren Eltern. Und das führte natürlich dazu, dass sich meine Angst nicht mehr nur auf Sofy bezog. Nein. Ich machte mir auch wahnsinnig große Sorgen um Elina und Niilo. Ja. Ich liebte, was ich tat. Die Musik war mein Leben und ich war verdammt glücklich, dass ich meinen Traum so leben durfte. Aber gleichzeitig war es auch anstrengend, immer darauf achten zu müssen, dass niemand heimlich ein Foto von den Kindern machte. Und natürlich machte ich mir auch Sorgen, dass sie nie eine normale, unbeschwerte Kindheit haben würden.
Und trotz alldem, was passiert war ... Sofy war so positiv, so hoffnungsvoll. Und das bewunderte ich wirklich. Sie war in der Zeit, in der ich sie kannte, so unglaublich stark geworden. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie inzwischen so viel stärker war als ich. „Was soll ich damit?", wollte ich verwirrt wissen, als sie mir ihr Handy in die Hand drückte. „Lies! Damit du mir glaubst!", sie lächelte mich aufmunternd an. Also seufzte ich nur leise und begann zu lesen. Eingestellt war ich natürlich auf das Schlimmste. Aber ich hatte mich wirklich geirrt. Die Nachrichten waren durchweg positiv. Gut, die ein oder andere nicht so nette Nachricht hatte sich dazwischen geschlichen ... aber das war wohl einfach normal. Tatsächlich waren sogar sehr viele Nachrichten dabei, wo sich Fans für ihre Unterstützung beim Adventskalender bedankten. Und mindestens jede dritte Nachricht schwärmte von den Weihnachtskarten, die sie vorbereitet hatte. Das alles zu lesen, erleichterte mich dann doch sehr. Irgendwie hatte ich daran wohl einfach nicht mehr glauben können. Umso schöner war es also für mich, dass Sofy mich nicht einfach nur hatte beruhigen wollen. „Ich hab dir doch gesagt, dass da in der letzten Zeit wirklich fast nur noch total die lieben Nachrichten kamen", sie nahm mir lächelnd ihr Handy aus der Hand und kuschelte sich danach in meine Arme, „Ab und zu antworte ich denen auch. Bei so richtig lieben Nachrichten." „Danke", nuschelte ich nur und zog sie augenblicklich ganz eng an mich. Wir blieben dann auch einfach nur so liegen, bis es irgendwann an der Tür klopfte. „Bestimmt das Essen", murmelte ich. „Ich geh schon", Sofy wollte schon aufstehen, aber ich zog sie zurück. „Nö. Der Anblick von dir nur im Bademantel gehört nur mir allein", entgegnete ich grinsend und sprang aus dem Bett, um zur Tür zu gehen. „Bist du etwa eifersüchtig, wenn mich jemand anderes so sieht?", wollte sie schmunzelnd wissen, als ich die Tür wieder geschlossen hatte. „Pff. Ich bin doch nicht eifersüchtig", verteidigte ich mich auch gleich. „Nein. Natürlich nicht. Aber jetzt hab ich erstmal Hunger. Und dann müssen wir uns echt langsam fertig machen."
Nachdem wir gegessen hatten, sprang ich dann auch mal unter die Dusche und überließ das Bad dann Sofy, welche es sich zuvor nicht hatte nehmen lassen bei meiner Mutter anzurufen und nach den Zwillingen zu fragen. Aber natürlich war alles gut, sodass Sofy hoffentlich beruhigter war. Ich konnte mich ja vor dem Spiegel im Zimmer fertig machen. Normalerweise brauchte Sofy ja auch nie lang im Bad. Hatte sie auch gar nicht nötig. Aber heute ließ sie sich doch ganz schön viel Zeit. Als ich gerade noch mal schaute, ob meine Frisur okay war, ging dann aber die Tür auf. „Du. Kann ich die Haare so ...", doch als ich Sofy anschaute, verschlug es mir glatt die Sprache. „Wahnsinn", entfuhr es mir leise, als ich langsam, aber sicher die Fassung wiedergewann.
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Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...