Teil 358

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Sofy

Er hatte recht. Paul hatte ihm wirklich nur diese zwei Fotos geschickt. Der wollte das ganze echt spannend machen. Ich schickte mir die Fotos trotzdem zu. Einfach, um sie auf meinem Handy zu haben. Danach gab ich ihm sein Handy zurück und legte meins zur Seite. „Die Zwei sind echt noch ganz schön fertig", stellte ich schmunzelnd fest. „Nur die Zwei? Wir auch", nuschelte er müde, während er sich ein wenig anders hinlegte, damit Elina ihm nicht mehr permanent in den Bauch treten konnte. „Ja. Das wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis wir den Schlaf aufgeholt haben", überlegte ich schmunzelnd, „Was glaubst du, wie lang wird Paul für das Fotobuch brauchen?" „Na einige Tage sicher. Kommt drauf an, wie viele Termine er in der nächsten Zeit hat. Kann auch sein, dass wir bis nach der Tour warten müssen. Ich frag ihn die Tage mal, bin auch neugierig. Wobei gerade alle viel mehr wegen des Videos ausflippen", stellte er schmunzelnd klar und wirkte schon deutlich wacher, „Viele wollen sogar das ganze Video sehen, aber ich glaube, das behalten wir lieber für uns." „Du willst nur nicht, dass dich alle heulen sehen", grinste ich wissend. Er streckte mir nur die Zunge raus und verkroch sich wieder unter die Decke.
Ehrlich gesagt verbrachten wir dann den gesamten Tag einfach im Bett. Wir alle waren einfach viel zu kaputt, um irgendwas Sinnvolles zu tun. Und so wurde einfach ganz viel gekuschelt. Und die Zwillinge genossen dies auch sichtlich. Den Gedanken, dass Wincent schon ganz bald, wieder ewig auf Tour sein würde, verdrängte ich auch ganz weit. Ich wollte gar nicht daran denken, ihn bald wieder einige Wochen nur selten zu sehen. Zu sehr hatte ich mich daran gewöhnt, ihn bei mir zu Hause zu haben. Jeden Abend neben ihm einzuschlafen und jeden Morgen neben ihm aufzuwachen.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Es war Melina. Es verwundert nahm ich den Anruf entgegen. „Hey Melina. Was ist los?", fragte ich, ohne zu zögern. „Du. Ich weiß, es ist der ungünstigste Augenblick dafür. Aber ich glaube, es ist besser, wenn du es jetzt siehst. Und nicht irgendwann unvorbereitet", erwiderte sie seufzend. „Wovon redest du?", wollte ich verwirrt wissen. Und da Wincent mich inzwischen auch sehr skeptisch musterte, stellte ich Melina kurzerhand auf Lautsprecher. „Na ja. Mir wurde da ein Video angezeigt, was du vermutlich sehen solltest", druckste sie ein wenig herum. „Melina. Kannst du bitte zum Punkt kommen? Ich bin echt müde", meinte ich also. „Ja. Pass auf. Ich schick es dir einfach zu. Aber setz dich vielleicht lieber hin, wenn du es dir ansiehst", erklärte sie dann seufzend, „Es tut mir echt leid, Süße." Langsam bekam ich richtig Angst. Was sollte das denn für ein Video sein? Gab es jetzt doch wieder irgendwas Negatives von Wincents Fans? Dabei lief es doch inzwischen recht gut. Trotz der Sache Anfang des Jahres, hatten diese Hassnachrichten doch weitestgehend aufgehört. Sollte jetzt wieder alles von vorn losgehen? Etwas Anderes konnte ich mir im Augenblick nicht vorstellen. Was sollte auch sonst los sein? Mir fiel einfach nichts ein. „Sofy? Bist du noch dran?", erklang plötzlich Melinas Stimme. „Äh. J-ja. Bin ich", brachte ich knapp hervor. „Okay. Ich schicke dir gleich das Video. Guck es dir vielleicht auch nicht allein an. Ist Wincent in der Nähe?" „Jup", entgegnete dieser, „Aber warte noch kurz. Dann bringe ich eben die Kinder ins Bett. Klingt ganz danach, als wäre das eine gute Idee." „Geht klar. Scheint mir eine gute Idee zu sein. Kannst mir ja schreiben, sobald es passt", schlug Melina vor. „Mach ich", kam es nur von Wincent, der sich auch gleich Elina schnappte. „Gut. Dann ... wars das erstmal von mir. Süße, melde dich, wenn du mich brauchst", sagte Melina noch. „Mach ich", nuschelte ich und legte dann auf. Ein wenig überforderte mich das ja schon. Es war doch gerade alles gut gewesen. Was kam denn jetzt? Wieso konnte es nicht einmal gut bleiben? „Ich mach das schon mit den Beiden", versicherte Wincent und verschwand auch schon, um Elina ins Bett zu bringen. Einige Zeit später, holte er dann auch Niilo. Heute brauchte er für Beide nicht viel Zeit. Die Zwei waren ja so schon fast eingeschlafen, dass er sie wohl innerhalb weniger Minuten ins Bett bringen konnte.
Als beide schliefen, kroch er wieder zu mir ins Bett und schrieb Melina eine Nachricht. Kurz danach ertönte mein Handy, um mir zu zeigen, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. „Ich hab schon ein wenig Angst. Nach dem Anruf", gab ich leise zu. „Ich hab auch kein gutes Gefühl", murmelte Wincent und breitete seine Arme aus, „Komm her. Wir machen das zusammen." Ich kuschelte mich dankbar in seine Arme und öffnete den Chat mit Melina. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Zitternd klickte ich auf das Video. Ich drückte auf Play. Und was ich dann sah, versetzte mir einen solchen Stich ins Herz, dass mir die Tränen unkontrolliert in die Augen schossen. Das war schlimmer als das, was ich vorhin noch erwartet hatte.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt