Vielleicht irgendwann (2)

Teil 359

Sofy

Relativ schnell erkannte man, dass Melina eine Instastory abgefilmt hatte. Die Instastory von Ina. Das konnte also nicht gut werden. Die Story war von gestern, das sah man auch recht deutlich. Und dann ... tauchte Mike in der Story auf. Die Zwei waren offenbar zusammen feiern. So viel also zum Thema: Er hätte sich zu krank gefühlt, um zur Hochzeit zu kommen. Er hatte gelogen. Er hatte eiskalt gelogen. Aber warum? Jetzt war es eh egal, also stellte ich den Ton ein. Ich wollte einfach wissen, ob man sie irgendwas sagen hörte. „Viel besser als so eine scheiß Hochzeit, oder?", erklang auch direkt Inas Stimme. Mike nickte lachend: „Ehrlich mal. Was hätte ich da gesollt? Hält ja keiner aus mit denen! Und diese ganze Ehe wird auch nicht halten." „Sicher nicht", kam es lachend von Ina, „Lass uns anstoßen." Und daraufhin hielten beide fröhlich ihre Cocktails in die Kamera. Da endete das Video. „So ein Mistkerl", murmelte Wincent. Ich war jedoch nicht fähig, irgendwas zu erwidern. Zu sehr schmerzte dieses Video. „Komm. Wir packen das lieber weg", murmelte er und nahm mir vorsichtig das Handy aus der Hand. Nur, um mich danach sofort ganz fest an sich zu ziehen. „Was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht?", schluchzte ich irgendwann und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. „Du hast gar nichts falsch gemacht. Wirklich nicht", er strich mir über den Rücken. „Aber was ist denn dann sein Problem? Ich verstehe es einfach nicht", brachte ich verzweifelt hervor. „Ich weiß es auch nicht", er seufzte leise, „Wir ... können morgen aber zu ihm fahren und ihn zur Rede stellen. Wenn du das möchtest." „Schon. Aber was ist mit den Zwillingen? Die müssen das nicht mitbekommen ..." „Ja. Ich kümmere mich. Marco oder Amelie können sicher ein paar Stunden aufpassen. Oder meine Schwester, Melina. Ich find schon jemanden. Ich möchte ehrlich gesagt auch wissen, was jetzt wieder sein Problem ist", versicherte er mir, „Ich weiß, es ist schwer, aber wir sollten allmählich schlafen." Schlafen? Wie sollte ich denn jetzt an schlafen denken? Ich wollte doch einfach nur wissen, was für ein Problem Mike wieder hatte. Was war wieder passiert, dass er auf einmal so dachte. Natürlich war der Kontakt in der letzten Zeit sehr sporadisch gewesen. Aber das lag dieses Mal eindeutig nicht an mir. Ich hatte ständig versucht, ihn zu erreichen. Aber irgendwie war er mir ausgewichen. Ich hatte mir nie was dabei gedacht. War einfach davon ausgegangen, dass er beruflich viel um die Ohren hatte und sich deshalb so selten meldete. Aber vielleicht hatte er ja schon länger wieder ein Problem. Wieso hatte er aber nie etwas gesagt? Was sollte das alles? Es war doch alles gut. Wir hatten uns doch ausgesprochen. Alles war doch geklärt gewesen. „Sofy", flüsterte Wincent, während er mir durch die Haare strich, „Marco passt morgen auf die Kinder auf. Aber du musst jetzt wirklich ein bisschen schlafen. Morgen klären wir alles und dann werden wir wissen, was sein Problem ist. Vorher bringt es nichts, sich so verrückt zu machen. Schon klar, dass ist eigentlich total dein Ding. Aber wir sind beide immer noch total übermüdet. Wir schlagen uns morgen wieder mit dem Problem herum. Und zwar gemeinsam." Mir war ja bewusst, dass er recht hatte. Es war nur trotzdem so viel leichter gesagt als wirklich umgesetzt. Ich löste mich seufzend und fuhr mir einmal durch das Gesicht. „Ich geh nur kurz duschen", murmelte ich, in der Hoffnung, dass ich mich danach besser fühlen würde. Niedergeschlagen schlurfte ich ins Bad, um schnell unter die Dusche zu springen. Leider blieb der gewünschte Effekt aus. Das war doch alles lächerlich. Es war der Tag nach meiner Hochzeit. Ich sollte glücklich sein und mich nicht wieder wie ein Häufchen Elend fühlen. Was lief nur falsch, dass es nun doch wieder so war? Warum durfte ich nicht einfach mal glücklich sein? Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, breitete Wincent einfach seine Arme aus, ohne auch nur noch ein Wort zu sagen. Ich war echt dankbar, dass er jedes Mal aufs Neue so für mich da war. Schweigend kuschelte ich mich wieder in seine Arme und genoss einfach nur seine Nähe. Wenigstens er war immer da.
Ich musste wohl doch eingeschlafen sein. Denn als ich meine Augen wieder öffnete, war Wincent noch tief und fest am Schlafen. Vorsichtig, um Wincent nicht zu wecken, befreite ich mich aus seinen Armen. Trotz allem musste ich ja den Alltag aufrechterhalten. Also kümmerte ich mich zunächst um die Zwillinge, die natürlich auch schon wach waren. Danach ging ich mit den Beiden nach unten. Gegen Mittag kam dann Marco, um auf die Kinder aufzupassen. Wincent hatte es inzwischen auch geschafft, aufzustehen. „Danke, fürs spontane aufpassen", murmelte ich an Marco gewandt. „Für die Zwei doch immer. Ich hatte nur irgendwie damit gerechnet, dass ihr erstmal nichts mehr zu klären habt", erwiderte er schulterzuckend. „Tja. Hatte niemand von uns", knirschte Wincent, „Komm. Lass uns los. Ich will das endlich geklärt haben." Wir machten uns also auf den Weg zu Mike, wo wir auch direkt im Sturm klingelten. „Boar. Was soll das de...", Mike öffnete sichtlich genervt die Tür, brach aber ab, als er Wincent und mich sah. „Ich denke, du schuldest uns eine Erklärung", erwiderte Wincent kühl. „Dir schulde ich schon mal gar nichts!", pampte Mike los, „Verpiss dich einfach." „Hallo? Was soll das?", wollte ich auch gleich wissen, „Was stimmt nicht mit dir? Wo Warst du vorgestern? Und erzähl mir nicht, dass du krank warst. Ich habe Inas Videos gesehen. Also? Ich will die Wahrheit hören." „Was soll ich denn auf der Hochzeit von dem Mistkerl, der meine Ehe zerstört hat", schrie Mike mich nun an, während sich sein Blick immer mehr verfinsterte.