Teil 213

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Wincent

Manchmal nervte es mich einfach, dass Sofy alles so unendlich kompliziert machte. Sie stand sich einfach selbst im Weg. Und anstatt darüber zu reden, wies sie mich nur zurück. Doch ihr letzter Satz machte mich dann doch wieder stutzig. Was meinte sie damit? „Wovor hast du denn Angst?“, wollte ich also von meiner Frau wissen und bemühte mich auch, nicht mehr genervt zu klingen. „Ich … Verdammte scheiße ich hab Angst, dass rauskommt, wer ihr Vater ist und das diese ganze Scheiße vom letzten Jahr wiederkommt. Und das ist scheiße. Weil du sollst genauso die Momente haben, deine Kinder hinzubringen und abzuholen. Aber ich habe einfach Angst, dass da irgendwelche Eltern oder wer auch immer wieder irgendwas rausposaunen. Ich habe Angst davor, irgendwelche Spieltreffen zu vereinbaren, weil immer der Gedanke da sein wird, dass wieder jemand die Adresse veröffentlicht. Ich habe beim letzten Mal gesehen, wie es dich belastet hat. Und da waren die Zwillinge nicht auf der Welt. Ich will es einfach nicht noch mal darauf ankommen lassen, weil ich Angst habe, was das dann mit dir macht“, platzte es ganz plötzlich aus ihr heraus. „Aber warum redest du denn nicht mit mir“, murmelte ich seufzend und zog sie einfach wieder in meine Arme, „Ich habe mir darüber ehrlich gesagt bisher keine Gedanken gemacht. Aber ich glaube, dass wir da einen Weg finden. Es sind nicht alle Menschen schlecht auf diesem Planeten. Wir wohnen hier doch echt ländlich. Das läuft hier noch etwas anders als in der Stadt. Und im Zweifel reden wir mit meiner Mutter und geben ihre Adresse an. Andererseits geben die im Kindergarten nicht einfach Adressen oder Nummern raus. Da muss man halt viel reden. Spätestens, wenn sie eingeschult werden müssen wir uns eh damit auseinandersetzen. Also lieber früher damit auseinandersetzen, damit wir zur Einschulung Profis sind. Und wenn ich nächstes Jahr unterwegs bin … Du weißt, dass meine Mutter uns immer unterstützt. Und die freut sich, wenn sie Zeit mit den Beiden verbringen kann.“ „Ich weiß einfach nicht. Ich will einfach, dass sie eine normale Kindheit haben. Und ich will nicht, dass sie das Gefühl haben später, dass man sie ständig abgeschoben hat.“ „Sie werden eine normale Kindheit haben. Und nur weil manchmal die Oma aufpasst, schiebt man die Kinder doch nicht ab. Du darfst nicht vergessen, dass du nicht nur Mama bist. Ich war früher auch oft bei meinen Großeltern. Hat mir nicht geschadet“; entgegnete ich schmunzelnd. „Ansichtssache“, kam es nur von ihr und immerhin grinste sie jetzt wieder. Da hatten wir die Kurve aber gerade noch so bekommen, dass das nicht im Streit geendet war. „Versprich mir bitte, dass du zumindest darüber nachdenkst. Ich erwarte nicht, dass du dich jetzt sofort entscheidest. Aber überleg es dir wenigstens. Schreib von mir aus eine Pro- und Contra-Liste“, fügte ich dann aber doch noch mal hinzu, um damit das Thema aber auch abzuschließen, „So. Und weil ich weiß, dass du dir da schon so viele Gedanken gemacht hast: Was gibt’s auf unserer Hochzeit zu essen?“ „Ich überleg es mir“, versicherte sie mir seufzend, ehe sie sich wieder aufsetzte und sich im Schneidersitz neben mich setzte, „Ich hab da gar nichts entschieden. Das machen wir schön zusammen. Ehrlich gesagt hab ich bisher nur überlegt, ob Buffet oder festes Menü besser ist.“ „Buffet. Das passt viel besser zu uns und da können wir eher gewährleisten, dass jeder satt wird“, überlegte ich, „Und ich find Buffet persönlich auch besser.“ „Ja. Das hatte ich mir auch so überlegt. Ist irgendwie auch lockerer und das war ja das, was wir uns vorgenommen haben.“ „Die Party danach ist eh viel wichtiger“, entgegnete ich lachend. „Vorausgesetzt, wir finden jemanden für die Kinder. Ansonsten ist die Party schneller vorbei, als dir wahrscheinlich lieb ist!“ „Na komm. Meine Mutter und meine Schwester. Die nehmen die Zwei doch gern. Hast du eigentlich schon nach Kleidern geschaut?“, wechselte ich aus purer Neugier das Thema. „Netter Versuch. Aber darüber erfährst du gar nichts“, erwiderte sie lachend, „Und das ziehe ich bis Juni auch durch. Ich hab bisher nicht mal Melina gefragt, ob sie meine Trauzeugin ist.“ „Gut, dass Marco und ich das direkt geklärt hatten, nachdem du meinen Antrag angenommen hattest“, entgegnete ich lachend, „Da gab es ja auch gar keine andere Möglichkeit.“ „Das stimmt. Aber bei mir kommt auch nur Melina in Frage und das weiß auch jeder. Aber ich muss sie ja trotzdem erst fragen.“ „Ehrlich gesagt war mir echt lang nicht bewusst, wie viel man für sowas eigentlich vorbereiten muss“, gab ich schulterzuckend zu, „Ich hab gar nicht wirklich auf dem Schirm, was wir noch alles organisieren müssen.“ „Hm. Wenn du ne Party willst, kannst du dich ja mal um die Musik kümmern. Da bin ich absolut raus!“

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt