WincentNach der Dusche fühlte ich mich dann doch deutlich frischer und erholter. Nach den letzten Tagen hatte die Dusche auch echt gut getan. Ich ging wieder nach unten. Amelie hatte in der Zwischenzeit wirklich ein Frühstück für die Zwillinge gezaubert. „Willst du auch was essen?", wollte sie von mir wissen, aber ich schüttelte den Kopf. „Möchte lieber direkt los", gab ich zu, wusste aber nicht so recht, ob das wirklich okay war. Vielleicht wollte Sofy ja auch gar nicht, dass ich sie abholte. Ich hatte das ja einfach beschlossen. Und sie hatte nicht wirklich die Chance gehabt, mir zu widersprechen. Amelie sah mir meine Unsicherheit wohl an. Was sah sie einem auch nicht an? „Wincent. Mach dir jetzt nicht so einen Kopf. Ich bin mir sicher, dass sie sich freut, wenn du sie abholst", sie lächelte mich aufmunternd an. „Sicher? Vielleicht will sie mich ja auch gar nicht mehr sehen", nuschelte ich geknickt. „Ich weiß, dass dem nicht so ist. Jetzt fahr sie abholen. Sie wird sich freuen", versicherte sie mir, „Aber fahr bitte vorsichtig. Und melde dich, wenn du da bist und wenn du losfährst!" „Mach ich", murmelte ich nur noch, zog mir Schuhe und Jacke an und setzte mich wenig später ins Auto. Trotz Amelies Worte war ich ziemlich nervös. Und so stand ich, im Krankenhaus angekommen, auch noch einen Moment verunsichert vor der Tür, ehe ich einmal tief durchatmete und dann das Zimmer betrat. Sofy lag noch genauso da wie gestern und schien zu schlafen. Deshalb entschied ich, erstmal die wenigen Sachen zusammenzusammeln, die sie hier hatte. „Wincent?", nuschelte sie irgendwann. Ich stellte die Tasche ab und setzte mich zu ihr. „Hey", zögernd nahm ich ihre Hand in meine, „Wie geht es dir?" „Besser. Ich will nach Hause", murmelte sie. „Wenn der Arzt gleich sein okay gibt ... Hab deine Sachen schon gepackt. Ich geh mal den Arzt suchen, damit wir bald loskommen", ich strich ihr noch kurz mit dem Daumen über den Handrücken und machte mich dann auf die Suche nach dem Arzt. Dieser kam auch eine viertel Stunde später endlich ins Zimmer. „Also", fing er an, „Ich lass Sie nach Hause. Aber wirklich nur unter der Bedingung, dass Sie sich ausruhen! Und alles ganz langsam und in Ruhe. Wichtig ist unbedingt, dass Sie essen! Und genug trinken!" Sofy nickte nur. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie das alles so wahrnahm, sie wirkte doch noch sehr abwesend. Der Arzt verließ das Zimmer wieder, nachdem er alles nötige für die Entlassung fertig gemacht hatte. Sofy setzte sich langsam auf und ich war mir nicht sicher, ob sie mir hier nicht gleich wieder zusammenklappte. „Geht's?", fragte ich, unsicher, was ich machen sollte. „Nur kurz", murmelte sie und schloss einen Moment die Augen, ehe sie mit wackligen Beinen aufstand. „Komm. Ich helf dir", noch etwas unsicher, legte ich meinen Arm um sie, um sie so zu stützen, „Wir haben Zeit, okay? Wir können ganz langsam zum Auto gehen. Und wenn du eine Pause brauchst, sag bitte Bescheid." „Okay", sagte sie nur leise und hielt sich an mir fest. Und so gingen wir ganz langsam zum Auto.
Die ersten Minuten der Autofahrt verliefen recht schweigsam. Ich wusste nicht so wirklich, was ich sagen sollte. Und ihr schien es ähnlich zu gehen. „Wincent?", brachte sie irgendwann brüchig hervor, „Ich ... Es tut mir alles so leid. Ich ... ich hab dich wirklich nie ..." „Sofy. Ich weiß ...", gab ich also zu, obwohl ich das alles wirklich nicht hier im Auto besprechen wollte und auch nicht in ihrem aktuellen Zustand. „W-wie?" „Lass uns über alles reden, wenn es dir besser geht. Du musst dich erstmal ausruhen. Alles andere rennt uns nicht weg", ich lächelte sie kurz an und sie nickte nur. Und nur ein paar Minuten später war sie eingeschlafen. Aber das wunderte mich wenig. Sie wirkte nach wie vor ziemlich erschöpft. Aber so würde es wohl jedem gehen, der seit Tagen nicht mehr gegessen und geschlafen hatte.
Als ich das Auto auf unserem Hof parkte, schlief Sofy noch immer. Und ich wollte sie auch eigentlich nicht wecken. Also stieg ich aus und schloss die Haustür auf. Danach ging ich zurück zum Auto und hob Sofy vorsichtig raus, um sie ins Haus zu tragen. Ich konnte Amelie gerade noch signalisieren, dass Sofy schläft. Andernfalls wäre Sofy nur aufgewacht. „Ich glaube, ich bring sie lieber direkt ins Bett", murmelte ich leise an Amelie gewandt, welche nur nickte. Also trug ich Sofy ins Schlafzimmer und legte sie ins Bett. Ich zog ihr noch schnell die Schuhe aus und deckte sie dann zu. Ich zögerte, machte mich dann aber wieder auf den Weg nach unten, um mich zu Amelie und den Kindern ins Wohnzimmer zu setzen. „Wincent? Ich weiß, du bist mit den Gedanken noch nicht ganz da. Aber wir müssen wirklich was tun. Ich bekomme so viele Interviewanfragen, wegen dieser angeblichen Trennung ..."
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Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...