Teil 273

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Sofy

Mir fiel es nicht leicht, sie jetzt allein zu lassen. Aber ich akzeptierte ihren Wunsch. Ich konnte sogar verstehen, dass sie gerade lieber allein war und nicht von mir vollgetextet werden wollte. Ich verschwand schnell im Bad, machte mich bettfertig und schlurfte dann ins Schlafzimmer. Der Tag war echt lang und vor allem nervenaufreibend gewesen. Da freute ich mich schon sehr auf das Bett. Wincent hatte sich auch schon unter die Bettdecke verkrümelt. Und weil ich dachte, dass er schon tief und fest schlief, versuchte ich mich so leise wie möglich ins Bett zu schleichen. „Brauchst nicht vorsichtig oder leise sein. Bin noch wach“, nuschelte es plötzlich unter der Decke heraus, sodass ich mich ein wenig erschrak. „Man. Erschreck mich nicht so. Ich dachte, du schläfst schon.“ „Nö“, brummte er nur und zog sich die Decke vom Kopf, „Hat sie noch irgendwas gesagt?“ „Nicht wirklich. Sie wollte eher allein sein. Die Zeit soll sie haben. Morgen gucken wir weiter. Wir sollten versuchen zu schlafen. Trotz allem sind da noch zwei kleine Kinder, die uns sicher nicht ausschlafen lassen“, murmelte ich, während ich mich unter die Decke kuschelte. Wincent nutzte das auch gleich aus, legte seinen Arm um mich und zog mich ganz eng an sich. Ehrlich gesagt dauerte es bei mir nicht lang, bis ich einschlief. Dieses Mal besiegte die Müdigkeit das rasende Gedankenkarussell deutlich. Zu sehr war ich erschöpft und brauchte einfach den Schlaf. Aber ich war mir sehr sicher, dass es diese Nacht Wincent war, der kaum ein Auge zubekam. Ein wenig ungewohnt, weil es sonst immer andersrum war. Aber es war irgendwie auch nur eine Frage der Zeit, bis es mal dazu kommen musste.
Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die andere Hälfte des Bettes leer. Und auch unten war keine Spur von Wincent. Das hieß wohl, dass er joggen war. Na ja das war ja irgendwie nicht überraschend. Er brauchte es wohl grad einfach wieder, um wenigstens ein wenig den Kopf freizubekommen. Also ging es für mich wieder nach oben, denn natürlich waren die Kinder auch schon wach und wollten fertig gemacht werden und ein paar Kuscheleinheiten einfordern. Ich machte sie also frisch und machte es mir dann mit Beiden auf der Couch bequem. Solang sie noch so klein waren und diese Nähe aktiv suchten, musste ich das definitiv ausnutzen. Irgendwann gesellte sich Shay zu mir. Sie hatte echt heftige Augenringe und man sah einfach, dass sie nicht viel geschlafen hatte. Sie setzte sich wortlos zu uns und wirkte schon fast erleichtert, als Elina zu ihr gekrabbelt kam, um auf ihren Schoß zu klettern. „Hast du noch was von Ben gehört?“, fragte ich sie vorsichtig. „Na ja“, fing sie an und schien bereits wieder mit den Tränen zu kämpfen. „Hey. Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?“, sofort war ich hellwach. Irgendwie hatte ich ein ganz mieses Gefühl. „Er hat nicht auf meine Nachrichten reagiert. Na ja ich dachte halt, dass er ja feiern war und dann guckt man ja nicht ständig aufs Handy. Aber keine Ahnung ich hab einfach kein Auge zu bekommen“, murmelte sie traurig. „Er muss sich sicher nur ordentlich ausschlafen und meldet sich dann. Wie du selbst sagst, man schaut dann nicht unbedingt auf das Handy. Vielleicht war im Club auch kein gutes Netz. Es gibt viele mögliche Gründe“, versuchte ich sie ein wenig aufzumuntern. „Ich hab irgendwann angefangen, die Instastorys seiner Kumpel anzusehen“, fuhr sie stattdessen schluchzend fort, „Und …“ Jetzt brach sie ab, weil sie zu sehr schluchzen musste. Ich rutschte weiter zur ihr, um den Arm um sie zu legen: „Was hast du da gesehen?“ „Ben hat da gestern mit so einer Tussi rumgeknutscht. Keine Ahnung, ob die das mit Absicht gepostet haben oder es nicht gecheckt haben. Spielt ja eigentlich auch keine Rolle“, schluchzte sie und vergrub ihr tränenüberströmtes Gesicht an meiner Schulter. Es brach mir einfach so sehr das Herz, sie so sehen zu müssen. Das hatte sie wirklich nicht verdient.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt