Teil 323

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Wincent

An Schlafen war in dieser Nacht wirklich zu denken. Vom Streit abgesehen, wurde mir klar, dass ich mich gar nicht mehr von Elina und Niilo verabschiedet hatte. Und das setzte mir irgendwie noch mehr zu. Natürlich wusste ich, dass die Zwei das noch nicht wirklich verstanden. Aber das brauchte ich normalerweise für mich schon. Und jetzt war ich einfach gefahren, hatte nicht noch mal nach ihnen gesehen. Ich wusste aber, dass es auch nichts brachte, am nächsten Morgen noch mal nach Hause zu fahren. So wie Sofy drauf gewesen war, würde das nur alles weiter in die reinste Eskalation treiben. Und wenn sie wirklich Kontakt mit Alex hatte, dann hatte ich doch sowieso verloren und konnte eigentlich schon anfangen, mir was Neues zu suchen. Es wäre ja nicht das erste Mal ...
Am nächsten Tag quälte ich mich gegen Mittags aus dem Bett. Marco kam gerade wieder nach Hause, als ich irgendwie versuchte mein Chaos von gestern etwas zu beseitigen. „Ey lass stehen", meinte dieser nur, „Fährst du nach Hause?" „Ne. Nach München", brummte ich nur. „Find ich echt nicht gut. Aber abhalten kann ich dich ja eh nicht. Meld dich aber, wenn du heile angekommen bist. Und meld dich dann bitte auch bei Sofy", bat er mich. „Wieso? Interessiert sie ja vermutlich eh nicht ...", murmelte ich und trat aus Wut gegen meine Tasche. „Doch. Ich glaube schon, dass sie interessiert, wo du bist." „Du warst grad da oder? Hat sie was gesagt?", nuschelte ich kleinlaut. „Sie blockt ab. Stürzt sich aber ganz munter in die Arbeit. Also genauso ein Dickschädel wie du. Aber ich denke trotzdem, dass es wichtig wäre, wenn du ihr schreibst. Wenigstens für Elina und Niilo." „Mal gucken", erwiderte ich nur, „Muss dann jetzt auch los. Danke für den Schlafplatz." Ich schnappte meine Tasche und schlurfte zum Auto. Ein kurzer Blick auf mein Handy. Keine Ahnung, vielleicht hatte ich ja auf eine Nachricht von Sofy gehofft. Leider vergebens. Ich drehte die Musik auf, tippte die Adresse ins Navi und trat dann die lange Fahrt nach München an. Auf direktem Weg fuhr ich ins Studio. Zwar würde ich für die Tage wieder bei Fabi unterkommen, aber ich wollte gerade nicht wirklich viel reden und mich einfach mit der Arbeit am Album ablenken. Ich war ewig unterwegs, geriet in einem Stau nach dem nächsten und kam somit erst am Abend im Studio an. Da Kevin ja aber wusste, dass ich kommen würde, traf ich ihn auch an. Fabi war auch da. Na ja dann hätte sich der direkte Weg zu ihm auch gar nicht gelohnt. „Man siehst du scheiße aus", begrüßte mich Kevin, als ich meine Sachen nur achtlos in die Ecke schmiss. „Danke gleichweits", brummte ich nur, während ich mir bereits das erste Bier aus dem Kühlschrank holte. „Wow. Was ist denn mit dir los?", kam es auch gleich verwirrt von Kevin. „Ich hab echt keinen Bock zu reden, können wir einfach anfangen? Danke ...", nuschelte ich nur. „Äh. Ok", Kevin war noch immer verwirrt, sagte aber nichts weiter und setzte sich an seinen Schreibtisch, um die erste Datei zu öffnen. Leider erwischte er dabei genau das Lied, was ich gerade nicht ertragen konnte. „Nicht das", sagte ich schnell, aber da war es schon zu spät. Wie aus dem Nichts schossen mir die Tränen in die Augen und ich versuchte vergebens, sie zu verstecken. „Fuck. Alter was ist mit dir denn los?" Fabi und Kevin waren natürlich direkt hellhörig und würden vermutlich auch nicht lockerlassen. Also erzählte ich ihnen doch vom Streit und meiner Vermutung mit Alex. „Kennt sie denn die Geschichten von Alex?", hakte Kevin vorsichtig nach. „Hab ihr gleich gesagt, dass der sich an Jede ranmacht", nuschelte ich, während ich mir die nächste Flasche Bier öffnete, „Hast du noch was anderes als Bier da?" „Ja, hab ich. Aber sicher nicht für dich! Alter, du musst mit ihr reden. Und ihr erzählen, was das für ein Typ ist!" „Und? Bringt doch alles nichts. Ist jetzt eh alles zu spät", nuschelte ich nur wieder geknickt. „Alter. Jetzt steck doch den Kopf nicht in den Sand. Du weißt doch gar nicht, ob die überhaupt Kontakt haben! Vielleicht interpretierst du auch viel zu viel rein. Ihr solltet wirklich noch mal reden. Sofy ist doch viel zu schlau, um auf einen Typen wie Alex reinzufallen", Kevin sah mich eindringlich an, „Und am besten schreibst du ihr auch, dass du hier heile angekommen bist." „Ich schreib ihr jetzt sicher nicht. Interessiert sie doch eh nicht" „Meine Fresse Wincent. Dann mach ich das halt! Benimm dich auch mal wie fast 28! Nur weil ihr euch gerade in den Haaren habt, wird sie sich trotzdem Sorgen machen, ob du heile angekommen bist! Und das weißt du selbst auch." „Ich bin nicht hier, um mir irgendwelche Predigten anzuhören. Wir wollten am Album arbeiten", murrte ich nur und griff bereits zur nächsten Flasche Bier. „Schön. Dann nenn mir ein Lied auf dem Album, bei dem du nicht direkt wieder wie ein Häufchen Elend hier sitzt, weil du dir irgendwas zusammenspinnst, wo du absolut keine Idee hast, ob da auch nur ein Hauch dran ist! Reiß dich mal zusammen, alter!"

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt