Wincent
Am nächsten Morgen entschied ich, dass wir das Verschicken der Pakete verschieben würden. Es war gerade genug los und die würden schon Verständnis haben, wenn die Gewinne etwas später ankamen. Deshalb hab ich in aller Frühe bereits eine Story auf. Das kannten die ja auch nicht wirklich von mir. „Moin Leute ... ja ... Ich hoffe sehr, ihr habt Verständnis, aber die ganzen Gewinne vom Adventskalender können leider erst später verschickt werden. Keine Sorge, jeder bekommt seinen Gewinn. Es dauert nur leider etwas länger als geplant. Es ist grad einfach ziemlich viel los ... Ähm ja. Tut mit mega leid, aber es wird alles ankommen, versprochen." Und dann ging es für mich schon wieder nach Berlin.
So lief es heute und auch am nächsten Morgen. Sofys Mutter war inzwischen auch da und wollte auch nicht wieder fahren. Sie bestand darauf, gemeinsam mit meiner Mutter alles bei uns zu Hause zu wuppen, während ich die zwei Tage in Berlin war. Am letzten Drehtag tat sich Niilo dann aber doch sehr schwer, als ich mich auf den Weg machen musste. Völlig aufgelöst, schreiend klammerte er sich an mich und wollte mich gar nicht gehen lassen. Meine Mutter schaffte es nur mit viel Geduld, ihn zu nehmen. Es tat einfach nur richtig weh, so das Haus zu verlassen. Mein einziger Trost war, dass heute der letzte Drehtag war und ich danach frei hatte. Ursprünglich wollte ich noch mal zu Kevin ins Studio, aber das hatte ich abgesagt. Das konnten wir auch im Januar noch machen.
Als ich am Abend aus dem Studio trat, atmete ich erleichtert auf. Jetzt hatte ich das geschafft und konnte endlich zu Hause so helfen, wie es gebraucht wurde. Natürlich fuhr ich zunächst wieder ins Krankenhaus. Am liebsten hätte ich Sofy abgelöst und nach Hause gebracht, aber mir war klar, dass sie sich keinen Millimeter von Elina wegbewegen würde. Aber sie sah so fertig aus. So wie ich sie kannte, hatte sie nicht wirklich geschlafen, immer wachsam, ob irgendwas mit Elina war. „Gibt es was Neues?", war dann auch direkt meine erste Frage. „Die Werte sind ein bisschen besser, aber von einer Entlassung ist noch nicht die Rede", murmelte sie. „Brauchst du was? Soll ich dir irgendwas holen? Was zu essen?", wollte ich von ihr wissen. „Nein, alles gut. Ich bekomme eh nichts runter ..." „Du musst irgendwas essen. Sonst bist du die Nächste, die hier liegt", murmelte ich besorgt. „Hm", kommentierte sie nur, weshalb ich dann einfach losging, um ihr etwas zu essen zu organisieren. „Wie geht es Niilo?", erkundigte sie sich, als ich zurück war. „Heute Morgen hat er sehr geklammert. Verständlicherweise. Er schläft auch bei mir. Ich bin wirklich froh, jetzt frei zu haben. Mir fiel es heute Morgen wirklich schwer, ihn zu Hause zu lassen. Morgen kommt er mit, das brauchst du. Und das braucht er", erzählte ich also. „Okay. Dann fahr lieber. Ich hätte dich wirklich gern hier, aber ich glaube, Niilo braucht dich jetzt mehr", erwiderte sie mit brüchiger Stimme. „Morgen bin ich wieder hier. Versuch bitte, was zu essen und auch zu schlafen", bat ich sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, „Ich liebe dich."
Als ich zu Hause ankam, hing Niilo auch sofort an meinem Bein. „Hey. Komm her", murmelte ich und nahm ihn auch direkt auf den Arm, „Du gehörst doch längst ins Bett, hm?" „Oh, keine Chance", Sofys Mutter war in den Flur gekommen, „Wobei er eigentlich sehr erschöpft sein muss. Hat viel geweint und sich kaum beruhigen lassen. Weder von mir noch von deiner Mutter. Umso besser, dass du jetzt hier bist." Das zu hören brach mir erneut das Herz. Gerade, weil Niilo eigentlich absolut tiefenentspannt war und nie Probleme damit gehabt hatte, bei meiner Mutter zu bleiben. Und auch Sofys Mutter kannte er ja durch ihre zahlreichen Besuche wirklich gut. „Danke, dass du die Tage über mit hier warst. Hätte mir natürlich andere Umstände für deinen Besuch gewünscht." „Na. Das ist doch selbstverständlich. Morgen muss ich aber leider wieder nach Hause. Du hast doch jetzt aber frei oder?", erkundete sie sich. „Ja. Ich bin jetzt zu Hause. Du kannst beruhigt fahren", versicherte ich ihr, „Ich würd Niilo dann mal hinlegen. Schätzungsweise werd ich mich auch nicht mehr wegbewegen dürfen ..." „Na klar. Mach das." Und ich behielt recht. Sobald ich neben Niilo lag, klammerte er sich an meine Hand. Der Griff lockerte sich erst, als er endlich eingeschlafen war. Dennoch wagte ich es nicht, noch einmal aufzustehen. Ehrlich gesagt brauchte ich das vermutlich gerade auch. Mein schlechtes Gewissen wegen der letzten Tage waren ohnehin schon immens und jetzt wollte ich einfach, dass auch Niilo viel Aufmerksamkeit erhielt. Erschöpft von den letzten Tagen, schlief auch ich recht schnell ein.
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Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...