SofyAls wir zu Hause ankamen galt es erstmal, die schlafenden Kinder in ihre Betten zu bringen, ohne sie direkt wieder aufzuwecken. Danach ließ ich mich seufzend auf die Couch fallen. Aufräumen konnte ich morgen noch, heute hatte ich da gewiss keine Lust mehr drauf. Eigentlich hätte ich auch auf der Stelle einschlafen können. Wäre da nicht das Gedankenkarussell, welches sich unentwegt weiterdrehte. Und irgendwie kamen immer mehr Gedanken dazu. Insgeheim hatte ich wirklich das Bedürfnis, einfach mal laut loszuschreien oder einfach mal alles rauszulassen. Vermutlich war auch das Grund, weshalb ich Melina anschrieb und fragte, ob sie am nächsten Tag Zeit hatte. Mir war klar, dass ich auch mit Wincent hätte reden können, aber manchmal brauchte man einfach die beste Freundin. Diese sagte glücklicherweise auch direkt zu, weshalb ich ein wenig erleichtert durchatmen konnte. Denn es gab noch eine Sache, von der bisher keiner wusste und über die konnte ich mit Wincent wirklich nicht reden. „Ich schnapp mir morgen mal die Kinder und fahr zu Melina“, murmelte ich, als Wincent sich zu mir gesellte. „Du kannst die Kinder auch hierlassen. Ich schaff das schon“, antwortete er schmunzelnd, „Dann hast du für ein paar Stunden mal familienfrei. Und die Kinder und ich stellen die Bude mal ordentlich auf den Kopf.“ „Lass bloß das Haus heil“, erwiderte ich lachend.
Am nächsten Tag machte ich mich nachmittags dann auf den Weg zu Melina. Es war wirklich was anderes, die Kinder jetzt bei Wincent zu lassen. Ehrlich gesagt tat es sowohl den Kindern als auch Wincent gut, mal Zeit ohne mich zu haben. Die hatten sie ja bisher nicht so viel. Bei Melina angekommen, vergewisserte ich mich zunächst, dass Flo nicht da war. Ich wollte nicht, dass er irgendwas von dem mitbekam, was ich Melina erzählen wollte. „Suchst du jemanden?“, fragte Melina ganz amüsiert. „Habe nur geschaut, ob Flo da ist. Wie läuft es zwischen euch?“, antwortete ich ihr ehrlich, ehe ich mich zu ihr auf die Couch setzte. „Ziemlich gut. Also das wichtigste war für mich, dass er mit Elias umgehen kann und ja, das kann er“, berichtete sie lächelnd, „Meine Eltern mögen ihn auch. Das ist also auch super. Wir wollen es aber echt noch nicht so an die große Glocke hängen.“ „Genießt das für euch. Ihr braucht ja auch einfach noch Zeit. Elias muss sich an ihn gewöhnen. Hat sich Steven inzwischen mal gemeldet?“ „Nein. Langsam glaube ich, dass ihm sein Sohn extrem egal ist. Mir geht es doch nicht einmal so sehr um den Unterhalt, aber dass er wenigstens Zeit mit seinem Sohn verbringt, weißt du? Elias wird irgendwann nach ihm fragen und was sage ich ihm dann? Dass sein Vater kalte Füße bekommen hat? Na ja. Ich hab noch Zeit, bis ich mir Gedanken darüber machen muss.“ „Aber die Überlegung ist wirklich berechtig“, überlegte ich ebenfalls, „Aber er hat ja mit Flo eine Art Ersatz. Der macht das schon. Aber klar, irgendwann musst du es ihm sicher erklären.“ „Ja, aber ich hab noch Zeit. Vielleicht kommt ja irgendwann doch was. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, entgegnete sich lächelnd, „Und wie läuft es bei euch? Bist du schon fleißig am Vorbereiten?“ „Hm … sind mittendrin“, antwortete ich bloß, „Das Wichtigste haben wir.“ „Das klingt aber jetzt nicht so begeistert. Habt ihr Streit? Hat er Scheiße gebaut?“, Melina war sofort Feuer und Flamme. Ich schüttelte den Kopf, während ich bereits in Tränen ausbrach. Wow. Ich hatte noch kein einziges Wort ausgesprochen und die Gefühle übermannten mich bereits. Ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so geweint hatte, aber jetzt gerade brach alles aus mir heraus. Vielleicht hatte ich auch alles viel zu lang in mir angestaut. „Hey. Sofy, was ist denn los? Komm mal her“, Melinas Eifer von eben war sofort in Sorge umgeschlagen, weshalb sie mich auch gleich in ihre Arme zog. „Ich weiß einfach nicht mehr, ob das alles richtig ist.“
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Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...