Teil 320

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Sofy

Wincent machte es sich natürlich wieder einfach. Erst so tun, als wüsste er nicht, was los war und dann einfach abhauen. Super! So viel zum Thema, er würde mich unterstützen. Im Gegenteil. Er verpisste sich und ich war wieder mit beiden Kindern allein. Und ich doofe Kuh hatte im Bezug auf Alex so lang Rücksicht genommen. Aber damit war es dann jetzt auch vorbei. Ich schlurfte nach unten und griff nach meinem Handy. Erstmal wollte ich Melina anrufen und ihr verkünden, dass ich einen Auftrag an Land gezogen hatte. „Hey Sofy. Was gibt es?", ertönte auch gleich die fröhliche Stimme meiner besten Freundin. Ich atmete einmal tief durch, um möglichst neutral zu klingen. „Hey. Du ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich einen Auftrag für uns habe", sagte ich also und es kostete mich wirklich viel Kraft, mir nichts anmerken zu lassen. „Oh Großartig! Für wann denn? Was soll ich übernehmen?", freute sie sich auch gleich. „Ach ich mach das jetzt die Tage. Das muss mitte Januar schon durch sein. Und ...", ich pausierte kurz, um noch einmal durchzuatmen, „Wincent ist eh in München. Ich hab also die Zeit. Niilo und Elina stören ja nicht dabei. Ich mach das hier von zu Hause aus." „Okay, wie du meinst. Aber melde dich, wenn du mich brauchst!", bat sie mich. „Sicher", sagte ich nur, wusste aber, dass ich sie sicher nicht anrufen würde. „Gibt es sonst noch irgendwas?", erkundigte sich Melina fröhlich. „Ne. Das wars. Wollte dir nur Bescheid geben, bevor ich zusage. Will auch nicht weiter stören", sagte ich also wieder und legte dann auch auf. Ich nahm mir einen kurzen Moment und öffnete dann den Chat mit Alex, um diesem zu schreiben.
>> Hey. Das Event scheint ja doch größer werden zu sollen, als ich bisher dachte. Es gab jetzt auch eine spontante Planänderung und ich hätte die nächsten Tage Zeit. Du könntest morgen vorbeikommen, wenn es passt. Dann legen wir los 😊 <<
Seine Antwort ließ nich lange auf sich warten.
>> Perfekt. Du bist wirklich ein Engel! Ansonsten wäre ich vermutlich total aufgeschmissen gewesen. Ich bin nicht unbedingt ein Organisationstalent 😉 <<
Ich schickte ihm dann nur noch die Adresse und eine Uhrzeit und wusste dann nicht mehr so wirklich, was ich mit mir anfangen sollte. War ich vielleicht doch unfair gewesen, was Wincent anging? Aber andererseits nervte es mich, dass er immer alles auf eigene Faust machen musste und dabei einfach ignorierte, worum ich ihn gebeten hatte. Jetzt durfte ich mir jedes Mal von meinen Eltern ahören, wann wir endlich mit dem Haus beginnen würden. Super. Dabei hatte ich mich bisher nicht einmal dafür entschieden. Da die Kinder beide noch schliefen, verkrümelte ich mich auf die Couch, wo es dann auch nicht mehr lang dauerte, bis mir die nächsten Tränen über das Gesicht liefen. Ich wusste nicht, wie lang ich da schluchzend saß. Aber irgendwann klingelte es an der Tür. Kam Wincent zurück? ... Nein, der hatte ja einen Schlüssel. Ich schniefte einmall, fuhr mir über das Gesicht und schlurfte dann zur Tür, nur um kurz danach in Amelies Gesicht zu blicken. „Hey", begrüßte sie mich zunächst fröhlich, aber als sie mich richtig ansah, entglitten ihr alle Gesichtszüge, „Oh Gott, was ist denn mit dir los?" „Nichts. Alles ist gut. Wolltest du zu Wincent?" „Na ja eigentlich schon. Aber Sofy, jeder würde dir gerade ansehen, dass nicht alles gut ist!" „Wincent ist nicht da. Hat sich verpisst. Komm aber gern rein, wenn du willst", sagte ich nur und ging nicht weiter auf ihre letzte Aussage ein. Ich schlurfte wieder ins Wohnzimmer und Amelie folgte mir. „Ihr habt euch gestritten, oder?", fragte sie vorsichtig, als sie sich zu mir setzte. „So offensichtlich?", fragte ich nur trocken. „Na ja. ‚Hat sich verpisst', hat dich verraten", merkte sie stirnrunzelnd an, „Magst du drüber reden?" „Hab ich denn eine andere Wahl?", merkte ich nur an, denn mir war klar, dass Amelie nicht locker lassen würde, ehe sie wusste, was los war, „Ich muss nur kurz die Kinder holen. Der Mittagsschlaf ist schon viel zu lang." „Hey komm. Ich helf dir. Jeder nimmt einen Knirps, dann geht das schneller", schlug sie vor und ich nickte einfach nur dankbar.
Und so saßen wir eine halbe Stunde später jeder mit einer Tasse Kakao im Wohnzimmer und schauten den Kindern beim Spielen zu. „Also. Warum habt ihr euch gestritten?", lenkte Amelie das Thema schließlich wieder auf den Streit. „Ich kann es dir nicht mal genau sagen", gab ich kleinlaut zu, „Es ist einfach alles irgendwie eskaliert." „Aber einfach so eskaliert es doch nicht. Wo ist Wincent denn jetzt? Soll ich ihn mal anrufen?" „Kein Bedarf. Ich hab keine Ahnung. Entweder fährt der jetzt gleich nach München oder zu Marco. Ist mir auch egal. Soll er einfach wieder abhauen. Ist ja nichts Neues mehr." „Sofy. Damit tust du ihm aber gerade wirklich unrecht", merkte Amelie vorsichtig an. „Findest du? Dann findest du es nicht scheiße, dass er in dem ganzen Stress, der eh schon herrscht, auch noch davon anfängt, dass er ein Haus bauen will? Er macht es sich da verdammt einfach. Verpisst sich nach München, bald nach Berlin. Dann auf Tour. Und alles bleibt wieder an mir hängen. Plus Kinder. Plus Arbeit, bei der er mir versprochen hatte, mich zu unterstützen!", entfuhr es mir trotzig. „Na ja. Aber die Idee haben und es wirklich ernsthaft umsetzen, sind doch zwei verschieden Paar Schuhe. Bitte glaub mir, der lässt dich nicht damit allein. Sag ein Wort und er ist bei dir zu Hause. Du tust ihm da gerade auch echt ein bisschen unrecht. Ich weiß, dass er nicht perfekt ist. Aber er würde dich nie mit irgendwas im Stich lassen. Ich kenne ihn lang genug, um das einschätzen zu können", erklärte sie vorsichtig. „Ah ja. Also bin ich jetzt die hysterische Zicke, die alles falsch macht. Dann weiß ich ja Bescheid!"

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt