Teil 324

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Sofy

Gegen Nachmittag stand Alex dann auf der Matte. Ich hatte mich inzwischen einigermaßen gefangen und meine Professionalität wiedergefunden. Ich wollte diesen Auftrag für Melina und mich an Land ziehen. Es wäre so ein großer Erfolg für unsere Selbstständigkeit, wenn wir gleich zu Beginn einen so großen Auftrag ergatterten. „Oh. Wir sind nicht allein?", er deutete auf die Kinder, die im Wohnzimmer spielten. „Ne. Aber die Zwei stören uns nicht", versicherte ich ihm, „Wir sollten auch gleich anfangen. Ich bräuchte erstmal so die wichtigsten Eckdaten. Was stellst du dir vor? Mit wie vielen Leuten müssen wir rechnen? Das wäre wichtig für die Auswahl möglicher Locations. Soll es ein Catering geben? Irgendwelche besonderen Punkte im Ablauf? Müssen Einladungen verteilt werden?" „Oh du gehst ja gleich ordentlich zur Sache, darauf war ich nicht eingestellt?", gab er schmunzelnd zu. „Na ja ich mach keine halben Dinge. Und genau deswegen bist du doch hier", merkte ich verwirrt an, „Was hast du denn gedacht, was wir hier machen?" „Ach. Ich dachte, wir lernen uns erstmal ein bisschen kennen", erwiderte er lächelnd und rutschte auch schon ein bisschen näher. „Ähm tut mir leid. Aber das ist für mich wirklich rein beruflich. Da muss man sich nicht großartig kennenlernen", ich sorgte wieder für ein bisschen Abstand zwischen uns. „Hm Schade. Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen näher kennenlernen", gab er lächelnd zu. „Tut mir leid. Aber ich möchte niemanden länger kennenlernen. Wieso auch. Ich bin verheiratet", stellte ich auch gleich klar. „Aber dein Mann ist doch gar nicht hier. Wieso lässt der dich denn allein? Finde ich auch nicht so gut." „Weil er arbeiten muss", sagte ich nur knapp, „Das, was wir hier auch tun sollten!" „Arbeiten ... Na ja vielleicht überlegst du es dir ja noch anders." „Okay. Um eins klarzustellen. Das hier funktioniert nur, wenn du ein ernsthaftes Interesse daran hast, dass ich ein Event plane und organisiere. Ansonsten bist du bei mir absolut an falscher Adresse!", stellte ich also ein weiteres Mal klar und hoffte, dass das Thema damit endgültig geklärt war. „Ja. Hab schon verstanden. Also was musstest du noch mal wissen?" Er schien es tatsächlich verstanden zu haben, weshalb wir uns endlich der Planung widmen konnten. Und meine Fresse, das musste eine große Firma sein, wenn er mit 500 Leuten plante. Da musste ich dann auch erstmal recherchieren, was es da für angemessene Locations in der Umgebung gab. Irgendwie musste ich dennoch immer wieder für mehr Abstand zwischen uns sorgen. Verdammt, was hatte ich mir hier eigentlich eingebrockt? Na ja jetzt war es zu spät. Jetzt musste ich da durch. Es ging immerhin um einen verdammt großen Auftrag. Allerdings merkte ich, wie sehr ich gerade mit Wincent reden wollte. Aber das ging nicht. Er durfte hiervon nichts erfahren. Ansonsten würde unser Streit nur noch mehr eskalieren. „Sofy? Bist du noch anwesend?", holte mich Alex wieder zurück in die Realität. „Äh ja. Tut mir leid. Hab nur gerade überlegt, ob mir so spontan eine Location einfällt. Aber ich fürchte, ich muss mich da noch mal mit meiner Partnerin austauschen", sagte ich schnell. Er sollte nichts vom Streit mit Wincent wissen. Das ging ihn nichts an. Das hier war absolut rein beruflich. „Ist alles gut? Du driftest die ganze Zeit regelmäßig ab", merkte er stirnrunzelnd an. „Es ist alles gut. Das ist mein erster Auftrag seit anderthalb Jahren. Ich muss einfach erst wieder reinkommen", spielte ich meine Unkonzentriertheit also herunter. „Das glaube ich dir nicht. Ich hab wirklich ein offenes Ohr, wenn dich etwas bedrückt", bot er lächelnd an und meinte es vermutlich nur freundlich. „Ganz ehrlich. Ich kenne dich kaum. Selbst wenn etwas wäre, es würde dich nichts angehen. Ich denke auch, dass wir für heute aufhören sollten. Morgen widme ich mich der Suche nach Locations und Mittwoch können wir dann weitermachen. Da melde ich mich dann morgen Abend bei dir", erwiderte ich und versuchte einfach möglichst professionell zu bleiben. „Na schön. Du bist die Expertin. Dann sehen wir uns Mittwoch. Ich freu mich schon", scheinbar wollte er mich zum Abschied umarmen, aber glücklicherweise konnte ich dies umgehen und es durch ein einfaches Händeschütteln ersetzen. Ich atmete tief durch, als er endlich zur Tür raus war. Dann zückte ich mein Handy und wählte Melinas Nummer. „Melina? Kannst du morgen vorbeikommen? Wir müssen uns nach Locations erkundigen", brachte ich auch sofort den Vorwand, dass sie herkommen musste, nachdem sie den Anruf angenommen hatte. „Äh hi erstmal", sagte sie etwas perplex, „Aber ja klar. Ich komm morgen mal vorbei. Auf was für eine Größenordnung muss ich mich einstellen?" „500 Gäste", machte ich es dann auch einfach kurz und redete nicht weiter um den heißen Brei. „Oh. Ja da muss ich auch erstmal gucken", murmelte sie, „Aber bekommen wir morgen schon hin. Ist sonst noch was?" „Nein. Alles gut so weit. Bis morgen dann", murmelte ich nur und legte dann auch gleich wieder auf. Erst da viel mir die Nachricht von Kevin auf, dass Wincent heile in München angekommen war. Wenigstens das. Auch, wenn es mich doch verletzte, dass Wincent mir das nicht selbst schrieb. Ich tippte nur ein kurzes ‚Danke' und schaltete mein Handy dann für den Tag auch aus.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt