Teil 371

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Sofy

Als wir am Abend die Kinder ins Bett gebracht hatten, klingelte es an der Tür. „Wir hatten doch gesagt, dass wir heute nicht mehr an die Arbeit denken", nörgelte Wincent. „Ich erwarte ja auch Niemanden", erwiderte ich verwirrt, „Gib also nicht mir die Schuld." „Hm. War halt naheliegend, tut mir leid", murmelte er. Ich zuckte nur mit den Schultern und öffnete die Haustür. Shay. „Hey. Komm rein", begrüßte ich sie lächelnd, „Dein Bruder hat dich vorhin schon vermisst." „Hab ich schon gehört", lachte sie, „Sind Elina und Niilo noch wach?" „Ne. Gerade eben eingeschlafen", erwiderte ich, „Vermisst du sie schon? Sie waren doch das ganze Wochenende bei euch." „Na ja ich war so gut wie nie da", grinste sie, „Aber deshalb bin ich ja auch hier." Wir setzten uns ins Wohnzimmer und nur wenige Minuten später, kam Wincent auch dazu. „Oh. Welch hoher Besuch", feixte er schmunzelnd. „Ich dich auch, Blödmann", lachte Shay. „Na was denn? Man sieht dich kaum noch", verteidigte sich Wincent schmunzelnd. „Liegt aber nicht unbedingt nur an mir", konterte seine Schwester, „Aber bin ja auch wegen was ganz anderem hier." „So?", fragte Wincent verwirrt, „Was ist denn?" „Ich wollte das schon länger erzählen, aber es gab nie wirklich den richtigen Zeitpunkt. Aber ich will es endlich loswerden", meinte sie ernst. „Okay. Dann schieß los", entgegnete ich verwirrt. Worauf wollte seine Schwester gerade hinaus? „Na ja. Ich ... habe einen Freund", platzte es dann aus ihr heraus und in ihrem Gesicht breitete sich ein richtiges Strahlen aus. „Was?", kam es stattdessen von Wincent, der sichtlich geschockt war, „Seit wann?" „Seit ... fünf Monaten. Ich ..." „Seit fünf Monaten?", unterbrach Wincent sie aber aufgebracht, „Und du hast nicht dran gedacht, es mal früher zu sagen?" „Wincent!", schaltete ich mich nun ein, „Lass sie doch mal ausreden." „Ich wollte es viel früher sagen, aber es hat nie gepasst. Und ich wollte einfach sicher sein. Mama hab ich es auch erst vor zwei Wochen gesagt", meinte sie, „Außerdem wusste ich genau, wie du reagierst! Das macht es nicht wirklich leichter." „Tut mir leid", murmelte Wincent, „Wie heißt er denn?" „Niko. Und er ist 19, brauchst dich also nicht aufregen", sagte sie gleich, „Und er fängt bei der Polizei an." „Ist ja gut. Wann lern ich ihn kennen?", fragte Wincent weiter. „Na sicher nur, wenn Sofy dabei ist. Und definitiv nicht während der Tour. Er kennt dich nicht und weiß dementsprechend nicht, wer du bist. Da will ich ihn langsam heranführen", meinte sie lediglich. „Dann kommt doch die Tage einfach vorbei. Dann lernen wir ihn noch vor der Tour kennen", schlug ich vor, „Ich bin wirklich neugierig." „Ich frag ihn gleich mal, wann er Zeit hat", meinte sie, „Ich schreib dir dann. Muss jetzt auch langsam nach Hause." Shay stand auf und wir folgten ihr in den Flur. „Shay?", hielt Wincent sie dann doch noch mal zurück, „Bist du glücklich mit ihm?" Shay schaute ihrem Bruder in die Augen und nickte: „Sehr!" „Okay. Mehr möchte ich doch auch gar nicht", sagte er leise und zog seine Schwester in eine feste Umarmung. Ich war doch ein wenig stolz auf Wincent, dass er es wohl endlich verstanden hatte. Zwar merkte man ihm an, dass er noch immer seine Probleme mit dem Ganzen hatte. Aber er riss sich hier gerade echt gut zusammen. Und das für seine Schwester. Shay verabschiedete sich und Wincent seufzte nur leise, als sie die Tür hinter sich zuzog. „Sie sieht richtig glücklich aus", merkte ich lächelnd an. „Ich weiß", murmelte er, „Aber es ist trotzdem nicht leicht." „Das weiß ich, aber du hast dich wirklich gut zusammengerissen. Und ich glaube, dass hat auch deine Schwester gerade sehr glücklich gemacht", versicherte ich ihm. „Ich ... habe einfach nur Angst, dass es genauso ein Reinfall wird, wie mit diesem Ben", gab er leise zu. „Natürlich hast du das. Und das ist ja auch okay", ich legte meine Arme um ihn, „Aber wenn sie schon fünf Monate zusammen sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er auch so ist. Warten wir einfach das Kennenlernen ab. Ich bin da sehr zuversichtlich." „Wieso ist das alles nur so kompliziert", seufzte er und zog mich fest an sich, „Ist es egoistisch, wenn ich mir wünsche, dass Elina niemals einen Jungen mit nach Hause bringt?" „Das ist sehr egoistisch", lachte ich, „Da wirst du durch müssen. Aber ein paar Jahre hast du noch Zeit." „Schade. Aber gut. Wenn sie denn glücklich ist. Und wenn Niilo glücklich ist. Dann steh ich das wohl durch", murmelte er, „Na ja. Was machen wir jetzt noch? Und nein, es wird jetzt nicht gearbeitet!" „Haha. Als ob ich nur ans Arbeiten denke." „Woran denkst du dann?", fragte er grinsend. „Dass ich ziemliche Lust hätte, mal wieder alle Harry Potter Filme zu schauen", erwiderte ich und musste mir das Lachen richtig verkneifen, als ich die Enttäuschung in seinen Augen sah, „Und dann mal gucken." „Na gut. Aber kannst du die Filme nicht schon synchron mitsprechen?" wollte er schmunzelnd wissen. „Man kann diese Filme nie oft genug sehen", antwortete ich und drückte ihm grinsend einen Kuss auf die Lippen. Dann verschwand ich nach oben, wo ich mich schnell fertig machte und mich dann unter die Decke kuschelte. Wincent folgte mir ein paar Minuten später. Und kaum hatte ich mich in seine Arme gekuschelt, startete er den Film.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt