Teil 370

417 21 1
                                    


Sofy

Als ich am nächsten Tag wach wurde, war ich ein wenig schockiert. Hatte ich wirklich bis halb zwölf geschlafen? Das gab es in den letzten zwei Jahren schon nicht mehr. Vermutlich war die lange Nacht schuld. Denn normalerweise war ich inzwischen spätestens um halb sieben hellwach. Dahingehend hatten mich die Zwillinge zum waschechten Frühaufsteher erzogen. Selbst Wincent war schon wach, lag aber noch im Bett und schaute in sein Handy. „Morgen", nuschelte ich verschlafen, „Wieso weckst du mich nicht?" „Weil du doch ruhig ausschlafen kannst", erwiderte er und lächelte leicht, ehe er sich wieder seinem Handy widmete. „Ist alles okay? Du schaust ganz schön ernst?", fragte ich vorsichtig. „Amelie hat geschrieben. Der gesamte Zeitplan muss wieder umgeworfen werden, weil jetzt neue, ziemliche wichtige Termine reingekommen sind", erwiderte er seufzend und man sah ihm an, dass er ziemlich genervt war, „Am liebsten würde ich einfach nur alles absagen. Wir wissen ja nicht einmal, wie es für die Herbsttour aussieht. Da steht Amelie allein da. Und das geht auch nicht." Jetzt war ich Diejenige, die seufzte. Ich nahm ihm das Handy aus der Hand. „Amelie ist nicht allein. Melina und ich sind doch da. Und wenn die Situation so ist, machen wir auch die Herbsttour. Und wenn wir Amelie einfach nur den ganzen Schreibkram abnehmen und sie nur noch vor Ort umsetzen muss, würde das doch helfen. Und das Problem mit den Terminen bekommen wir auch hin. Wir machen uns jetzt fertig und fahren dann nach Hause. Und unterwegs rufe ich Amelie an. Dann setzen wir uns heute Abend noch zusammen und planen das um", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Nein. Heute Abend sicher nicht mehr. Elina und Niilo wollen auch noch Zeit mit dir haben. Das geht so nicht. Die Zwei hatten in der letzten Woche schon nichts von dir. Und zur Herbsttour wäre das nicht anders", widersprach er mir sofort. „Ja, okay. Dann nehmen wir uns heute die Zeit für die Zwillinge, du hast ja recht. Und morgen geht es dann weiter. Und zur Herbsttour ... Da hätten wir doch viel mehr Zeit. Das jetzt ist eine Ausnahmesituation. Und mit der Herbsttour fangen wir doch direkt nach der Sommertour schon an, was die Planungen betreffen", ließ ich jedoch nicht locker. Ich konnte und wollte Amelie nicht allein lassen. Nicht nach all dem, was sie bereits alles für uns getan hatte. Sie war immer für uns da. Und es war das Mindeste, dass ich jetzt auch an ihrer Seite stand. „Ich möchte das jetzt nicht einfach so entscheiden", murmelte Wincent, „Können wir da morgen mit Amelie drüber reden? Ich möchte vorher wissen, wie groß der ganze Umfang wäre." „Wenn dich das beruhigt, machen wir das so", versicherte ich ihm also lächelnd. „Wäre mir lieb, ja", nuschelte er. „Okay. Dann sollten wir uns mal fertig machen, damit wir los können", erwiderte ich und wollte schon aufstehen. Aber Wincent hielt mich fest. „Warte", er zog mich an sich und gab mir einen Kuss, „Jetzt kannst du." Ich musste schmunzeln, drückte ihm noch einen weiteren Kuss auf die Lippen und verschwand dann im Bad. Eine dreiviertel Stunde später, waren wir Abfahrbereit und machten uns auf den Heimweg.
Wir fuhren natürlich auf direktem Wege zu Wincents Mutter, um die Zwillinge abzuholen. „Mama! Papa!", die Kinder liefen auch gleich in unsere Arme, als wir endlich im Wohnzimmer von Wincents Mutter standen. „War alles gut?", wollte ich von Angela wisse, während sich Elina an ich kuschelte. „Klar. Die Zwei sind wirklich tiefenentspannt. Sogar Elina inzwischen", versicherte sie mir lächelnd. „Bei dir weiß sie ja auch, dass alles gut ist", erwiderte ich schmunzelnd. „Papa seht!", rief Niilo plötzlich und zeigte auf den Fernseher. Etwas verwirrt schauten wir Wincents Mutter an, die zu lachen begann. „Die Zwei sind gestern Abend noch mal aufgewacht. Und haben dann Papa ein paar Minuten im Fernsehen gesehen", erklärte sie schließlich. „Ahhh", erwiderte Wincent lachend. Und gleichzeitig sah man ihm an, wie stolz er war, dass Niilo sich so darüber freute. „Wo ist eigentlich Shay?", wollte Wincent dann aber wissen, dieser sah sich suchend nach seiner Schwester um. „Unterwegs. Ich glaube, die wollte ins Schwimmbad oder so", antwortete seine Mutter, „Und vermutlich kommt sie irgendwann heute Abend erst zurück." „Na gut. Vielleicht sollten wir auch langsam nach Hause", überlegte Wincent, „Sonst ist für die Zwei hier schon wieder Schlafenszeit."
Wir machten uns auf den Heimweg und dort angekommen, gehörte der restliche Nachmittag einzig und allein den Kindern. Wincent hatte recht gehabt. Die Kinder brauchten das. Und wir auch. Denn so vergaßen wir für einige Stunden den gesamten Tourstress. Oder eher gesagt den Stress, den wir durch die Planungen aktuell hatten.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt