Teil 270

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Sofy

Wincent knirschte, sagte aber nichts und begann dann, wenn auch äußert demotiviert, den Tisch zu decken. Ein wenig süß fand ich es ja schon, aber ich konnte mir vorstellen, wie nervig seine Art diesbezüglich sein konnte. Zumindest wenn man an der Stelle seiner Schwester war. Und deshalb musste er jetzt eben lernen, dass sie kein kleines Kind mehr war. Das konnte definitiv nicht schaden. Auch wenn ich keinerlei Hoffnung hatte, dass es das für Elina später leichter machen würde. Aber da hatte ich ja zum Glück noch einige Jahre Zeit, dass er ein wenig entspannter wurde. Ich würde mich jedenfalls bemühen.
„Fertig“, murmelte er kurze Zeit später, während er sich, mit den Armen vor der Brust verschränkt, an den Kühlschrank lehnte, „Warum noch mal hast du den Typen jetzt zum Essen eingeladen?“ „Damit du dich mal entspannst. Der Ben ist sicher ein ganz lieber, wirst du schon sehen“, erklärte ich es ihm also noch einmal. Wie konnte man nur so stur sein? „Na super. Dann weiß aber auch ein völlig Fremder, wo wir wohnen …“, brachte er zerknirscht einen Einwand, an den ich noch gar nicht gedacht hatte. „Es ist ein Risiko. Das weiß ich. Aber deine Schwester würde ihn ja nicht mitbringen, wenn er ein Idiot wäre. Das wird leider immer so sein. Wenn Niilo und Elina irgendwann Kindergarten- oder Schulfreunde mit nach Hause bringen, ist das auch ein Risiko. Aber auch da können wir ihnen keinen Besuch von Freunden verwehren. Und so ist es eben bei deiner Schwester auch. Es wird schon gut gehen“, versuchte ich ihn zu überzeugen. Dabei konnte ich seine Bedenken natürlich verstehen. Ich hatte ohnehin das Gefühl, dass er über die plötzlichen Fanbesuche in unserer alten Wohnungen noch immer nicht ganz hinweg war. Und ich glaubte einfach, dass er einfach große Angst davor hatte, dass das alles wieder losgehen könnte. Die Gefahr bestand aber leider immer. Jederzeit konnte es theoretisch auch sein, dass uns jemand einfach bis nach Hause folgte. Eine schlimme Vorstellung, aber leider auch nicht unmöglich. „Ich mach mir doch auch Sorgen, dass hier irgendwann wieder irgendwelche Fans auf der Matte stehen“, fügte ich also hinzu, weil mir einfach wichtig war, dass er wusste, dass ich Verständnis für ihn hatte, „Glaub mir. Ich hab da genauso Angst vor. Aber das kann leider immer passieren. Wir könnten vom Spaziergang kommen und irgendjemand ist uns gefolgt. Auch dann geht alles wieder von vorn los. Ich find es auch nicht geil, aber damit müssen wir wohl oder übel leben. Wir müssen einfach auf die Vernunft der Leute hoffen. Darauf sind wir angewiesen.“ „Aber das kann doch nicht sein … Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn das mit der Musik nicht geklappt hätte“, nuschelte er geknickt. „Hallo? Und dann?“, ich ging auf ihn zu und schlang meine Arme um ihn, „Dann wärst du im Park wohl nie an mir vorbeigejoggt und ich hätte dich wohl nie am Strand über den Haufen gelaufen. Die Musik und das alles verschafft dir so viele positive Dinge. Verlier sie doch bitte nicht aus den Augen. Sie sind immer noch in der deutlichen Überzahl.“ „Man“, er seufzte, nahm mich dann aber auch in den Arm und drückte mich fest an sich, „Du hast ja recht. Aber das fällt mir manchmal einfach schwer. Dann sehe ich nur dieses Negative. Und durch Elina und Niilo hab ich das Gefühl, dass ich nur noch das Negative sehe.“ „Weil du dir Sorgen um die Zwei machst. Das ist normal. Du bist ihr Papa, natürlich machst du dir Sorgen. Die mach ich mir auch. Und die werden wir uns immer machen. Und das wäre auch so, wenn du nicht der bekannte Sänger wärst. Das gehört halt zum Elterndasein dazu. Frag mal deine Mutter, die wird dir das bestätigen können“, versicherte ich ihm lächelnd, „Und jetzt zieh ich mich schnell um. Ich hab nämlich am ganzen T-Shirt noch Reste vom Mittagessen der Kinder.“ Ein kurzer Kuss und schon verschwand ich nach oben, um mich umzuziehen. Immerhin wollte auch ich Shay unter keinen Umständen blamieren. Und kaum stand ich wieder unten, klingelte es auch schon an der Tür. Und ich hoffte einfach, dass alles gut ging.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt