Teil 291

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Sofy

Wincent selbst verabschiedete sich irgendwann ins Bett. „Komm. Du solltest auch schlafen, es ist schon wieder so spät“, versuchte er es gähnend, doch heute hatte er keine Chance. „Ne. Ich will das hier endlich mal voranbringen“, murmelte ich nur. „Was soll das? Wieso steigerst du dich da jetzt so rein? Du musst hier niemandem was beweisen. Lass die doch reden. Was wissen die denn schon über uns?“, kam es genervt von Wincent. „Ich weiß ja nicht, wieso du jetzt auf sowas kommst. Ich will das einfach mal fertig bekommen, meine Güte. Interpretier hier doch nichts rein, was nicht so ist“, erwiderte ich ein wenig zickig, weil es mich nervte, dass er direkt wieder so viel in die Sache hineininterpretierte. „Dann belüg dich halt selbst“, seufzte er genervt und ging dann ohne ein weiteres Wort nach oben. Es war ja schön und gut, wenn er sich Sorgen und Gedanken machte. Aber er übertrieb einfach. Er wusste ganz genau, dass ich es hasste, etwas anzufangen und dann nicht zu beenden. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich seinen Fans irgendwas beweisen wollte. Da sponn er sich dieses Mal etwas zusammen. Aber anstatt es einzusehen, unterstellte er mir, dass ich mich selbst belog? Der hatte sie doch nicht mehr alle. Bis tief in die Nacht saß ich also im Wohnzimmer und bastelte an diesen Karten. Bis mir irgendwann die Augen von ganz allein zu fielen.
Entsprechend wenig Schlaf war auch drin. Denn da waren ja noch immer zwei kleine Kinder, die in der Regel gegen sechs Uhr in der Früh wach waren und dann Aufmerksamkeit beanspruchten. Wincent gegenüber ließ ich mir auch nicht anmerken, wie müde ich eigentlich war und vor allem, wie sehr mir doch der Rücken wehtat. Im Sitzen einzuschlafen war wohl einfach nicht die beste Sache. „Hast du überhaupt geschlafen?“, fragte Wincent dann doch irgendwann, als ich nur stumm in meinem Kaffee rührte, „Leg dich doch jetzt noch mal hin.“ „Nein. Ich bin es gewohnt“, entgegnete ich nur trocken. „Ich bin doch da. Jetzt sei doch nicht so dickköpfig ..“ „Meine Güte jetzt lass es doch halt mal“, entfuhr es mir nun, „Ich weiß selbst schon ganz gut, ob ich mich hinlegen will oder nicht!“ „Boar weißt du was. Lass deine schlechte Laune woanders aus. Dann vergiss es. Keine Sorge, ich nerve dich nicht mehr“, blaffte er jetzt zurück, weshalb ich nur wortlos den Stuhl nach hinten schob, aufstand und die Küche verließ. Ich hatte keine Lust auf diesen Scheiß und wollte einfach meine Ruhe haben. Also schlüpfte ich in meine warmen Winterklamotten, aber auch das blieb nicht unbemerkt. „Wo willst du hin? Was ist mit den Kindern?“ „Du hast doch grad getönt, dass du da bist. Dann kümmer du dich doch mal um Beide gleichzeitig. Ich bin einkaufen“, entgegnete ich nur kühl und donnerte die Haustür hinter mir zu. Ein bisschen tat es mir auch direkt leid. Aber andererseits hatte ich gerade einfach die Schnauze voll, so dermaßen von ihm bemuttert zu werden. Ich war kein kleines Kind mehr. Und ich war ja wohl die, die mit beiden Kindern allein war, wenn er auf Tour war. Deshalb konnte ich ja wohl selbst am besten entscheiden, ob ich Schlaf brauchte oder nicht. Und selbst wenn ich den bräuchte, ich hatte inzwischen gelernt auch so durch den Tag zu kommen. Da brauchte ich keinen Wincent, der meinte es besser zu wissen. Und die Nummer gestern Abend hatte ich auch noch nicht vergessen, weshalb ich einfach nur wütend davon stapfte. Ich hatte nicht wirklich vor, einkaufen zu gehen. Stattdessen schlug ich die Richtung zum Strand ein, um zu der kleinen Bucht zu marschieren. Ich wollte meine Ruhe haben. Und das ging dort nun einmal am besten. Ich war zwar nach wie vor nicht mit dem ganzen Kram fertig, aber ich war zumindest so weit, dass es morgen problemlos losgehen konnte. Aber fertig werden wollte ich trotzdem. Am Wochenende war Wincent in Berlin und ich wieder allein mit den Kindern. Da war dann auch nur wieder der Abend frei und den musste ich mir ja freihalten, um Pakete zu packen. Ich würde immer so drei bis vier Gewinner abwarten und dann entsprechend die Anzahl der Pakete zur Post bringen, um nicht jeden Tag zur Post laufen zu müssen. Aber jetzt gerade wollte ich darüber gar nicht nachdenken. Stattdessen wollte ich einfach die Ruhe genießen, die sich mir in der Bucht bot. Wobei der Strand aufgrund der eisigen Temperaturen heute ohnehin sehr leer war und ich wohl überall meine Ruhe gehabt hätte.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt