Teil 368

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Sofy

Als ich das Hotel betrat, machte ich mich auf die Suche nach unserem Zimmer. Wincent hatte mir die Zimmernummer und die Etage geschrieben, weshalb selbst ich recht schnell fündig wurde. Kaum hatte ich geklopft, öffnete sich auch schon die Tür. „Bist du durch die halbe Stadt gelaufen, um einen Bäcker zu finden?", wollte er schmunzelnd von mir wissen. „Schön wärs", meinte ich nur seufzend und kickte meine Schuhe beiseite. „Hey. Was ist los?", fragte er etwas unsicher. „Ach nichts. Hab einfach nur Hunger", murmelte ich nur. „Sofy. Wie oft hatten wir das in den letzten Jahren jetzt eigentlich schon? Rede doch mit mir", seufzend setzte er sich aufs Bett und zog mich neben sich, „Na los. Irgendwas ist doch." „Hab nur gerade zwei deiner Fans getroffen", murmelte ich. „Und weiter? Jetzt lass dir nicht jedes Detail aus der Nase ziehen", forderte er mich ungeduldig auf. „Na ja sie meinten, warum ich mich auf einmal so in die Öffentlichkeit drängen würde", sagte ich also seufzend, „Und sie nannten mich eine blöde Zicke. Äußert reif, wenn du mich fragst." „Bitte? Wo drängst du dich in die Öffentlichkeit?", hakte er fassungslos nach. „Die Aktion im Dezember, deine Storys, die Begleitung zu Schlag den Star ..." „Ja und? Wo drängst du dich damit in die Öffentlichkeit? Die ticken doch nicht mehr richtig. Ich ..." „Winnie. Lass gut sein. Leuten wie ihnen kann ich es doch sowieso nicht recht machen", seufzte ich, „Können wir bitte einfach weiterarbeiten? Ich will mir damit jetzt nicht das Wochenende vermiesen."
Wincent war zum Glück einverstanden. Wir hatten uns in den letzten Monaten darauf geeinigt, solchen Vorfällen nicht mehr so viel Beachtung zu schenken. Denn sie würden nicht enden. Es würde immer jemanden geben, der etwas zu meckern fand. Und vielen seiner Fans konnte ich es nun einmal nicht recht machen. Unabhängig davon, was ich tat. Vielleicht kam das ja auch, weil sie sich an meine Stelle wünschten und mich als eine Art Hindernis sahen. Gut. Vielleicht war der Gedanke übertrieben, aber manchmal kam es mir einfach genau so vor.
Die Interviewanfragen hatten wir dann sogar ziemlich schnell durch. Wincent hatte tatsächlich die Zeit genutzt, in der ich beim Bäcker war, um sich alles anzusehen. „Okay. Dann schick ich das Amelie, damit sie das in den Zeitplan einbauen kann. Wenn sie das Go gibt, schreibe ich die Zusagen", murmelte ich und begann schon die Nachricht an Amelie zu tippen, „Dann mach dir mal Gedanken, wie du dir die Meet&Greets vorstellst. Das ist nämlich der nächste Punkt." „Na ja wie soll ich mir die vorstellen?", fragte er verwirrt, „So wie immer?" „Vor dem Konzert oder lieber danach? Wie willst du aussuchen, welche Fans zum Meet & Greet kommen? Und auch wie viele. Sowas müsstest du dir überlegen", meinte ich nur, ohne von meinem Handy aufzublicken. „Hm ... Also vielleicht wäre es cool, das immer einen Tag vorher per Instagram auszulosen. So drei bis vier Gewinner. Und zusätzlich könnte man sich ein bis Zwei Gewinner vor Ort per Zufall beim Einlass aussuchen, zumindest wenn das von der Planung her passt und nicht zu aufwendig ist. Aber so hätte im Prinzip jeder die Chance auf einen Platz und das wäre mir irgendwie ja schon wichtig", überlegte er, „Und ich glaube vor dem Konzert würde ich es entspannter finden. Nach dem Soundcheck. Nach dem Konzert hatte ich gefühlt immer deutlich weniger Zeit, weil wir ja auch pünktlich im Bus sein mussten und alles. Außerdem telefoniere ich nach dem Konzert lieber mit dir, um einfach runterzukommen von dem ganzen Adrenalin." „Ok. Ich geb das so an Amelie weiter. Wir müssen natürlich schauen, dass es vom Ablauf- und Zeitplan her passt. Aber eigentlich müssten wir das so planen können, wenn wir das vorher wissen", murmelte ich, während ich noch immer an der Nachricht an Amelie saß. Multitasking war so ziemlich das Erste, was ich damals im Studium gelernt hatte. Das brauchte man in diesem Beruf einfach. „Wars das fürs Erste?", wollte Wincent wissen, „So langsam könnten wir uns nämlich mal Gedanken machen, wo wir heute Essen gehen wollen." „Such du doch ruhig was raus. Ich schreib noch die Nachricht fertig schreiben", erwiderte ich. Als ich die Nachricht abgeschickt hatte, wollte ich eigentlich kurz ins Bad und mich ein wenig frischmachen, doch gerade war ich aufgestanden, da klingelte mein Handy. Amelie. „Hi Amelie. Was gibt es?", fragte ich sie also direkt. „Ich dachte, anrufen wäre leichter. Also vom Plan her passen die Interviews, wenn wir die immer in den Vormittag legen. Dann könnten wir nach dem Soundcheck die Leute für die Meet&Greets reischläusen. Den Rest planen wir drumherum. Fotos machen wir immer zwischendurch, wenn es eben passt", erklärte sie, „Melina hat auch heute die letzten Zusagen bekommen was die Hotelzimmer angeht. Da sind wir also auch endlich komplett abgedeckt." Amelie klang schon richtig erleichtert und man merkte selbst durchs Telefon, dass ihr da gerade ein riesengroßer Stein vom Herzen fiel. „Sehr gut. Das sind doch gute Nachrichten", erwiderte ich lächelnd, „Dann schreib mir am besten gleich die Uhrzeiten, dass ich die Interviewabfragen beantworten kann." „Mach ich. Aber nur, wenn du versprichst, dass ihr euch jetzt einen schönen Abend macht! Das andere kannst du morgen machen, ja?", verlangte sie. „Ist gut. Ich verspreche es dir", meinte ich also schmunzelnd, „Dann sehen wir uns Montag. Wenn noch was ist, ruf an, okay?" „Ja. Danke Sofy! Genießt das Wochenende!" Damit legte Amelie auf. Eigentlich wollte ich Wincent die guten Neuigkeiten gleich mitteilen, aber dieser schaute ziemlich ernst auf sein Handy. „Schatz? Alles okay?", fragte ich also vorsichtig und setzte mich wieder neben ihn.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt