SofyIn dieser Nacht war wieder einmal nicht an Schlafen zu denken. Dieser Streit mit Mike setzte mir doch noch sehr zu. Vermutlich war das wenig überraschend. Viel überraschender war für mich noch immer seine Reaktion, generell seine Äußerungen. Was war nur passiert? Wieso hatte er auf einmal solche Denkweisen und was war plötzlich sein Problem mit Wincent? War er vielleicht wirklich eifersüchtig? Aber eigentlich dachte ich, dass uns nichts so schnell auseinanderbringen würde. Und außerdem war er der Letzte, der einen Grund hatte sauer zu sein. Er war mir doch in den Rücken gefallen und hatte Ina eingeladen? Und jetzt war er sauer auf mich? Sauer auf Wincent, weil dieser seine Meinung gesagt und zu mir gehalten hatte. Was dachte sich Mike nur? Ich merkte, wie mir bereits wieder die Tränen übers Gesicht liefen. Aus Angst, Wincent zu wecken, warf ich mir schnell eines seiner T-Shirts über und verkrümelte mich nach unten. Dort schnappte ich mir die Kuscheldecke und zog mir diese bis über den Kopf. Ich wollte mich doch nur mit ihm versöhnen. Wieso war mir nicht einmal das gegönnt? Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt. Mike war immer derjenige, den ich unbedingt dabeihaben wollte, wenn ich mir je ein Kleid für meine Hochzeit aussuchen konnte. Hatte ich doch eh nie damit gerechnet, dass ich jemals heiratete. Und jetzt? Jetzt erfüllte sich der eine Wunsch, aber der Mensch, den ich immer unbedingt dabeihaben wollte, der war nicht da. Und allein das bewirkte, dass ich schon wieder gar keine wirkliche Lust hatte, mich darum zu bemühen, nach Kleidern zu schauen. Und das, obwohl ich langsam wirklich damit anfangen sollte. Schließlich wollte ich dies nicht auf den letzten Drücker machen. Es war immerhin nicht leicht, ein Kleid zu finden, was auch in meine preisliche Vorstellung passte. Mir war egal, was Wincent sagte, ich wollte nicht mehrere tausend Euro ausgeben für ein Kleid, das ich nur einmal anzog. Das konnte ich nicht mit mir vereinbaren. Also musste ich früh genug mit der Suche anfangen. Aber ohne Mike fühlte es sich einfach nicht richtig an.
Ich zuckte zusammen, als mir plötzlich die Decke weggezogen wurde. Im gleichen Moment bescherte mir die Kälte, die ich ohne die Decke verspürte, eine starke Gänsehaut. „Was machst du hier?“, nuschelte ein komplett verschlafener Wincent, „Komm wieder ins Bett.“ „Ich wollte dich nicht wecken“, murmelte ich und wischte mir schnell über das Gesicht, „Kann nicht schlafen …“ „Aber hier ist das viel zu kalt. Du hast kaum was an“, seufzte er und er jetzt bemerkte ich, dass er selbst nur eine Boxershorts trug. „Sagt ja der Richtige“, merkte ich also an. „Hatte erst überlegt gar nichts überzuziehen … Hätte ich mich mal dafür entschieden, dann hätte ich dich doch sicher ganz schnell überredet, wieder mit ins Bett zu kommen, oder?“, überlegte er, während er mich verschmitzt angrinste. „Blödmann“, nuschelte ich und wollte mir schon wieder die Decke über den Kopf ziehen, doch Wincent hielt mich davon ab. „Okay Scherz beiseite. Du brauchst den Schlaf. Und Mike hat es nicht verdient, dass du dir seinetwegen die Nächte um die Ohren schlägst“, seufzte er erneut. „Ich weiß. Aber sowas kann man nicht einfach abstellen. Ich würde ja, wenn ich könnte. Aber ich …“, ich konnte den Satz gar nicht beenden, weil ich doch wieder losschluchzte. „Hey“, murmelte er, während er mir sanft die Tränen aus dem Gesicht wischte, „Ich weiß, es verletzt dich sehr. Vielleicht bekommt er sich wieder ein. Vielleicht sollten wir uns nach dem Termin beim Anwalt morgen mal überlegen, wie es nach der Hochzeit eigentlich mit Flitterwochen aussieht? Dann kommst du auf andere, schönere Gedanken. Könnte ich auch gebrauchen.“ „Mal gucken“, erwiderte ich nur. Wincent seufzte erneut: „Na komm. Jetzt geht’s aber ins Bett. Der Wecker klingelt früh. Niilo und Elina wecken uns noch früher.“ „Hm“, brummte ich nur, machte aber keinerlei Anstalten aufzustehen. Also fackelte Wincent nicht lange, warf mich über die seine Schulter und marschierte nach oben, wo er mich auf dem Bett absetzte. Er deckte mich sogar höchstpersönlich zu. „Jetzt wird geschlafen“, nuschelte er gähnend, während er sich zu mir legte und das Licht ausschaltete. Mir war ja klar, dass Wincent recht hatte. Und ich war ja auch müde. Doch was brache mir das Müde sein, wenn meine Gedanken so sehr kreisten und keinerlei Ruhe gaben? Trotzdem wollte ich versuchen, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen. Das reichte mir inzwischen schon. Die Zwillinge hatten mir ordentlich antrainiert, auch mal mit nur drei Stunden Schlaf am Stück zu überleben. Meine Ansprüche waren also nicht sonderlich hoch. Ich kuschelte mich also an Wincents Brust, der auch gleich seinen Arm um mich legte, um mich fest an sich zu ziehen.
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Vielleicht irgendwann (2)
FanfictionDer zweite Teil zu Sofy und Wincent! 😇 Wie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, we...