Kapitel 12

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Den Nachmittag durfte ich mit meinem neuen Sitznachbarn genießen. Vielleicht hatte Asher keine rein edlen Absichten, aber dafür hob er meine Laune. Für den Moment würde ich keine Beschwerde einlegen und auf eine Freundschaft eingehen.

Nach der letzten Unterrichtsstunde verließ ich mit Asher den Klassenraum und dabei fragte er: "Was machst du heute eigentlich?" Wenn ich nur daran dachte wollte ich direkt tot umfallen. Der restliche Tag würde grausam werden.

Wir gingen den Gang entlang und ich musste ein Seufzen von mir geben. "Meine Eltern hatten keine Aufklärung bezüglich Eric. Das muss ich erledigen, bevor sie es von jemand anderes erfahren. Es wäre ungünstig, wenn sie es über Ecken und Kanten mitbekommen."

"Die Liebe und Freude hört man unverkennbar aus deiner Stimme, wenn du über deine Eltern sprichst." Er hatte ja keine Ahnung, wie die beiden sein konnten. An meiner Stelle würde er dieselbe Reaktion zeigen.

Noch gab Asher nicht auf, denn er fragte: "Brauchst du danach jemanden der dich daran erinnert, dass das Leben Spaß machen kann?" Alleine bei dieser Aussage wollte ich lachen. Es war faszinierend, wie leicht ihm das fiel. Während dem Gehen sah ich mit einem entschuldigenden Blick hinüber zu ihm. Ich würde an sich gerne zustimmen, nur hatte ich selbst keine Ahnung, wann ich am Campus zurück war.

"Sorry, aber es ist schwer zu beurteilen wann ich wieder hier bin. Wenn ich zu Hause bin, wäre es möglich, dass meine Eltern wollen, dass ich über Nacht bleibe."

"Ok, du kannst dich ja melden, falls du früher zurück bist." Das war ein Deal, den wir machen konnten. "In Ordnung." Nach einem Zwinkern, sagte er: "Perfekt, dann noch einen schönen Tag." Und er machte sich auf den Weg in die andere Richtung.

Stimmt, sein Spind lag in ganz einem anderen Gang. Da machte es Sinn, wenn wir uns verabschiedeten. Irgendwie auch schade, seine gute Laune war angenehm.

Kaum kam ich vor meinem Ziel an und hatte meinen Spind geöffnet, trat jemand links neben mich. Runa war es schon mal nicht, denn ihr Spind war rechts direkt neben meinem.

"Hi Luana." Einerseits überraschte es mich, andererseits kein bisschen. Neutral widmete ich mich meinem neuen Gesprächspartner und antwortete: "Hi Bruno. Wie kann ich helfen?"

Sein Lächeln verschwand ziemlich schnell, als er fragte: "Bist du jetzt die beste Freundin von Bloodmoon? Oder was war das heute?" Bruno hatte gerade mal abwarten können, dass Asher eine Minute weg war, schon wurde ich gelöchert.

Ich widmete mich meiner eigentlichen Aufgabe, die darin bestand ein paar Bücher einzuräumen. Seine Stimme hatte diesen gewissen Unterton gehabt, was darauf hinwies, wie schlecht er über den zukünftigen Alpha dachte. Deshalb fragte ich bissig: "Was geht dich das an?"

Tatsächlich ließ er damit das Thema abrupt fallen und meinte stattdessen: "Die Aktion von Eric war die unterste Schublade. Falls du jemanden zum reden brauchst, dann habe ich ein offenes Ohr für dich." Aja, das wollte er.

Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln, denn unter anderem war es nett gemeint. "Danke, aber alles ist gut soweit. Wenn du mich entschuldigst, ich muss nämlich zu meinen Eltern." Er nickte, jedoch fiel mir sein kurzer Schock auf, dem dürfte klar sein, dass die das mit Eric schlecht aufnehmen dürften.

Tja, jeder war für seine eigenen Taten verantwortlich.

~~~

Die Nervosität stieg an, als ich vor der Haustür meiner Eltern stand. Es graute mir davor ihnen davon zu erzählen. Am meisten, da mir bewusst war, was sie über mich dachten.

Luana die tickende Zeitbombe.

Mit leicht zitternder Hand öffnete ich die Tür und versuchte einigermaßen ruhig zu bleiben. Ich schloss meine Augen und verlangsamte meinen Herzschlag, denn das sollte automatisch für etwas mehr Ruhe in mir sorgen. Ich musste auf jeden Fall gefasst bleiben und durfte keinen Fehler machen.

Ich betrat das Haus, vielleicht hätte ich klingeln sollen, das wäre höflicher gewesen. Kaum fiel die Tür hinter mir ins Schloss, hörte ich Schritte auf der Treppe, die durch die große Eingangshalle hallten. Meine Ankunft war somit nur kurze Zeit verborgen geblieben, eher keine Sekunde.

Nach ein paar weiteren Schritten, konnte ich meine Mum entdecken. Wie immer war sie perfekt gestylt, da war kein einziger Makel an ihr zu finden.

In ihre langen, blonden Haare hatte sie Locken gemacht. Jegliche davon hing im Einklang zu den anderen hinunter. Ihre Haut strahlte beinahe und das Make-up brachte ihre eisblauen Augen zur Geltung. Manchmal war es beängstigend wie ähnlich wir einander sahen.

Ihr weißes Etuikleid hatte keine einzige Falte und die hohen Schuhe fehlten natürlich genauso wenig. Alleine mit ihrem Aussehen legte sie einen auffallenden Auftritt hin.

Der ernste Blick galt mir und der bereitete mir Sorgen, dabei war das meist ihr Standardgesichtsausdruck. Dennoch fühlte es sich jedes Mal danach an, als hätte ich etwas verbrochen.

"Luana, was verschafft uns die Ehre?" Ihre kühle Stimme beendete beinahe grausam diese Stille in dem Haus.

Um dem Ganzen einen besseren Einstieg zu geben, sagte ich: "Hallo Mum. Wir haben uns viel zu lange nicht mehr gesehen." In letzter Zeit hatte ich sie gemieden, dafür hätte ich eine Auszeichnung verdient.

Sie kam an unteren Ende der Treppe an, somit stand sie etwa einen Meter von mir entfernt. "Dein Besuch hat sicherlich einen weiteren Grund."

Im idealen Fall brachte ich es direkt hinter mich. Wie ein Pflaster, welches man abriss, damit es vorbei war. Außerdem wollte ich ihre Reaktion darauf kennen, da gab es viele Optionen.

Nach einem Räuspern erklärte ich: "Den gibt es tatsächlich. Es geht um Eric, ich habe mich von ihm getrennt." Innerlich wappnete ich mich für eine Rede, wie unvernünftig ich wäre oder wie ich auf diese dumme Idee kam. Egal was folgte, sie ging sicher davon aus, dass ich die Schuld an der Trennung hatte. Immerhin war ihre Tochter ständig das Problem.

Meine Mum musterte mich skeptisch, dabei schien sie ihr Urteil abzuwägen. Wie ich es hasste, wenn sie das tat. Dabei wurde ich nur noch nervöser.

Schließlich schüttelte sie mit dem Kopf und meinte: "Ich wusste doch, dass Erics Mutter keine genauen Informationen hat. Sie hat behauptet, dass du durchgedreht wärst und grundlos mit ihrem Sohn die exklusive Beziehung beendet hättest. Offensichtlich hattest du sehr wohl einen."

Oh.

Der Typ war wirklich unten durch für mich. Eric log seine Mum an, damit er weiterhin gut vor ihr dastand und ich die Böse war. Wenigstens hatte meine Mum meine Partei ergriffen. Manchmal konnte man sich bei ihr nicht sicher sein, wie sie reagierte.

Sie bot mir ihren Arm an und zwangsläufig hakte ich mich unter. Eine ihrer Hände legte sie dabei auf meine, mir war glasklar, warum sie das tat. Das war ihr Check wie es in mir aussah, ob große Wut vertreten war, denn die konnte gefährlich werden.

Wir gingen gemeinsam in den hinteren Teil des Hauses und sie fragte dabei: "Was hat er getan?" Ich musste im falschen Film gefangen sein, wenn sie direkt an meine Unschuld glaubte.

Ich wandte ihre Wortwahl an, als ich antwortete: "Die Beziehung war wesentlich weniger exklusiv wie gedacht. Er hat seit einer Weile gefallen an Syrena gefunden." Sie spannte sich etwas an, dabei hatte diese Frau sich immer im Griff. Scheinbar ließ es sie doch nicht kalt, wenn jemand derartigen Verrat an ihrer Tochter begang. Sie tätschelte meine Hand und sagte: "Karma findet jeden, so auch ihn. Jeder bekommt das was er verdient."

Wir betraten das Wohnzimmer und dabei fuhr sie fort: "Du wirst sehen, dass wir einen sehr viel geeigneteren König finden werden." Natürlich ging es als erstes ums Geschäft. Die Regentschaft würde zwar hauptsächlich von mir ausgeführt werden, dennoch war eine zweite Partei wichtig.

Punkt Nummer zwei sprach sie genauso an. "Deinen Anker finden wir problemlos vor deinem Geburtstag. Du musst dir keine Sorgen machen. Dein Vater und ich stehen dir bei."

Sie führte uns zur Couch hinüber und nun folgte sicher einer Liste möglicher Opfer für mich. Am besten saß man sich sofort an solch wichtige Dinge. Mein Seelenwohl hatte nie an erster Stelle gestanden.

Das Amt war das Wichtigste.

Danach die Tatsache, dass ich eine weiße Hexe bleiben musste.

Mein Vater betrat den Raum, womit die Folter beginnen konnte, denn beide waren anwesend. Die Belehrungen konnten anfangen.

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