Kapitel 5

5.1K 251 165
                                    

Ich klopfte laut mit meiner Faust gegen die Tür und wollte für Syrena hoffen, dass sie in ihrem Zimmer war. Mit ihr wollte ich das als erstes klären, wie ihr meine Meinung mitteilen, falls das korrekt war.

Runa stand direkt neben mir und war allzeit bereit mich an die Leine zu legen. Auf sie und ihre Stromschläge war stets Verlass.

Die Tür wurde geöffnet und Deborah kam zum Vorschein, was Sinn machte, denn die beiden teilten sich ein Zimmer. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe und deutete hinter sie.

"Darf ich reinkommen?"

Sie wirkte verwirrt, aber trat den Schritt beiseite. Mit einer Armbewegung bat sie mich herein und sagte dabei: "Euch beiden auch ein Hi."

"Hey Deborah. Wo ist Syrena?" Die Frage hatte sich schnell erledigt, denn die stand soeben von ihrem Bett auf. Das verlogene Biest fing zu lächeln an, als sie mich erblickte. Das dürfte schnell aus ihrem Gesicht gewischt sein, wenn sie wusste warum wir hier waren.

Runa sprach einen Gruß aus und ich hörte wie jemand hinter uns die Tür schloss. Das war sehr vernünftig, denn diese Unterhaltung war für keine fremden Ohren gedacht.

Ich ging auf Syrena zu, da sie etwa meine Größe hatte, erreichte ich ihre Stirn leicht und tippte mit zwei Fingern dagegen. Diese kurze Berührung reichte mir vollkommen aus, um Zugriff auf ihre Erinnerungen zu haben. Da ich genau wusste wonach ich suchte, hatte ich es schnell gefunden.

Ich musste mich zusammenreißen, denn ausgerechnet eine Szene zu sehen, in welcher mein Freund ihr ein Liebesgeständnis machte, war grausam. Dass sie das freudig erwiderte machte nichts besser, wie der darauffolgende Kuss. Danach kappte ich die Verbindung, denn weiteres wollte ich meinen Augen ersparen.

Nach dem ich einen Schritt zurück gewichen war, funkelte ich sie an und fragte: "Wie langte geht das schon zwischen Eric und dir?"

Panik fand in ihre Gesichtszüge, was ihr kein bisschen weiterhalf. Sie hatte es verbockt und das auf ganzer Linie. Es war ihr Handeln, wofür sie geradestehen musste.

"Sie hat was?!" Das kam maßlos entsetzt von Deborah, allerdings musste sie sich gedulden, denn zuerst wollte ich es direkt geklärt haben.

Syrena hob ihre Hände und sagte leicht ängstlich: "Ich kann das erklären, Luana." Ein abfälliges Lachen kam automatisch über meine Lippen.

Ich verschränkte meine Arme und sah sie erwartungsvoll an. "Auf die Erklärung bin ich gespannt." Nichts konnte einen Betrug rechtfertigen, das konnte mir niemand erzählen. Egal was nun folgen würde, sie würde sich lächerlich machen.

"Eric hatte vor mit dir Schluss zu machen."

Damit sollte es gerechtfertigt sein? Mit was für Idioten hatte ich es bitte zu tun?

Erstaunlicherweise war die Trauer wieder verpufft, stattdessen schlug die Wut ihre Krallen in mich. Dennoch schaffte ich es gefasst zu bleiben, egal wie gerne ich ihr gerade den Schädel abreißen würde.

Einen tröstenden Gedanken hatte ich, den sprach ich aus: "Karma wird kommen, darauf darfst du dich freuen und das wird weh tun."

Danach drehte ich mich um und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Es stand zu viel auf dem Spiel, weshalb ich mich zusammenreißen musste.

Runa schloss mit mir auf und dabei nahm sie meine Hand, um mir Halt zu geben. Den hatte ich nötig, als Dank drückte ich leicht die ihre.

Deborah hörte ich rufen: "Bist du geisteskrank?! Tickst du noch ganz richtig?!" Offensichtlich folgte ein Streit zwischen den beiden Mitbewohnerinnen. Hoffentlich blieb sie auf meiner Seite und wechselte nicht zu der von dem verlogenen Biest.

Die Treppe erreichten wir gerade, da flüsterte Runa: "Das hast du sehr gut gemacht."

Ich war selbst stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte, derart ruhig zu bleiben. Eric stand uns zwar noch bevor, aber ich blieb optimistisch, dass ich es schaffte zu keinem Vulkanausbruch zu mutieren.

"Danke."

Eine zukünftige Königin, vor allem eine weiße Hexe, musste stets gefasst sein und ihre eigenen Emotionen im Griff haben. Meine Mutter hatte mir das oft genug gesagt, das hatte sich in mein Hirn eingebrannt.

~~~

Das Wohnheim der Jungs war einfach die andere Haushälfte, weshalb wir das bald erreicht hatten. Im Grunde hatte ich absolut keinen Tau, was genau ich zu ihm sagen sollte. Auf jeden Fall würde ich diese Beziehung beenden, aber die genaue Wortwahl musste mir erst einfallen. Im Notfall musste ich improvisieren.

Erics Zimmer war im ersten Stock, das erste, da dauerte es nicht lange und ich durfte laut klopfen. Hoffentlich erkannte man alleine daran meine Wut. Auch wenn nicht, es dürfte dem verlogenen Bastard bald klar sein.

Runa flüsterte: "Ok, Luana, reiß sich zusammen. Ich erinnere dich daran, dass viel auf dem Spiel steht." Mittlerweile gab sie mir recht, dass wir besser kein Risiko eingehen sollten.

Schon wurde die Tür geöffnet, wodurch die Wut zum Greifen nahe war. In mein Sichtfeld kam glücklicherweise Eric und nicht sein Mitbewohner, damit wurde es einfach gehalten. Wie die falsche Syrena, fand auch auf seine Lippen ein Lächeln, dabei teilte ihm meine Miene alles mit.

Ohne eine Begrüßung fing ich an: "Du bist ein verdammtes, verlogenes Arschloch. Das mit uns ist aus. Ich beende diese erbärmliche Beziehung." Bei meinen Worten wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht und man sah ihm das pure Entsetzen an.

Scheinbar hatte seine Geliebte gelogen, als sie behauptete, dass er sowieso Schluss machen wollte. Ansonsten würde er wohl kaum derart heftig reagieren, außer es lag daran, dass ich die Lügen aufdeckte.

"Was?" Es war ein Hauchen und der Schock stand ihm groß ins Gesicht geschrieben.

Ich wich einen Schritt zurück und sah ihn angewidert an. "Dieses Ergebnis hättest du erwarten sollen, wenn du mich betrügst." Die Wut mag weiterhin da sein, aber der Vetrauensbruch tat natürlich weh. Das führte dazu, dass ich mit den Tränen zu kämpfen hatte, als ich anmerkte: "Dann ausgerechnet mit einer meiner besten Freundinnen, welcher du sogar ins Gesicht sagst, dass du sie liebst."

Er wollte sich mein Handgelenk schnappen, aber ich hob meine Hände, womit ich ihm auswich. Ich fauchte: "Fass mich nicht an."

"Luana..." Aber ich wandte mich ab, denn für mich war alles geklärt. Jetzt musste ich dringend hier raus, bevor ich explodierte und falsch reagierte.

"Luana, bitte, hör mir zu." Diese Verzweiflung war jämmerlich. Bei seiner Handlung hätte ihm von Anfang an klar sein sollen, wie das enden würde.

Über meine Schulter rief ich: "Nein! Es ist aus! Mit Betrügern führe ich keine Beziehung!"

Zwei Jungs aus dem unteren Jahrgang waren mir nicht entgangen, aber das konnten sie gerne hören. Eric sollte zu seinen Taten stehen und mir war es recht, wenn die Leute wussten, was für ein Typ er war.

Runa war mir auf den Fersen, was mein großer Vorteil war. Denn ich blieb wie angewurzelt stehen, als mein Ex rief: "Es tut mir leid!"

Das war sein offizielles Geständnis. Gut, es war von vornherein klar gewesen, immerhin hatte ich es gesehen. Trotzdem war das ein Auslöser, alleine weil eine Entschuldigung nichts brachte.

Meine beste Freundin handelte sofort, in dem sie mein Handgelenk packte und mich mit sich zog. Ich ließ es zu, obwohl ich auf 180 war und dem Typen den Schädel abreißen wollte. Aber ansonsten hätte Runa mir nur wieder einen Stromschlag verpasst, dabei sollte man mit seiner Magie sparsam umgehen.

Eric mag es nicht hören, aber ich murmelte: "Erstick einfach an deiner dummen Entschuldigung."

Supernatural Academy | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt