Kapitel 95

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Apollonia Pov

"Wie lange wird sie in diesem Zustand sein?" Die Frage kam vom Werwolf, welcher neben Luanas Krankenbett saß und ihre Hand hielt. Seit man sie hierher gebracht hatte, war er ihr nie von der Seite gewichen.

Die ansonsten stets gefasste Mariella, ging im Raum auf und ab. Auch sie war an der Seite ihrer Tochter geblieben, seit Deborah sie gerufen hatte. Besagte hatte den Stuhl neben Asher beschlagnahmt.

Alle waren angespannt und jedem konnte man die Sorgen im Gesicht ablesen. Die Atmosphäre in einem Krankenzimmer war allgemein gerne eine schlechte.

Überraschenderweise war es Marcellus, der antwortete: "Das ist schwer zu beurteilen. Zuerst muss ihr Körper sich erholen. Wann wir Luana aufwecken hängt von allen Umständen ab." Natürlich gefiel ihm diese Aussage nicht, weshalb der Werwolf ihm einen todernsten Blick zuwarf. "Also wollt ihr sie in dem künstlichen Koma lassen bis euch die Umstände recht sind?"

Das war der Moment in dem Mariella stehen blieb. Sie hat ganz die Stimme einer strengen Königin, als sie antwortete: "Wir haben es mit einer schwarzen Hexe zu tun, die von Luana Magie beziehen möchte. Solange Luana diesen Zustand hat, kann Daphne das nicht machen. Aktuell hat sie Syrenas volle Magie, womit sie wesentlich stärker ist. Zuerst müssen wir ihr diese wieder nehmen."

Deborah gab ein leises Räuspern von sich und ihre Unsicherheit war unverkennbar. "Die muss sie doch nur verbrauchen, dann ist das Problem behoben, oder?"

"Nein, Daphne hat schwarze Magie gewirkt. Sie hat sich Syrenas Energie vollständig angeeignet und hat sich nicht nur daran bedient." Nun herrschte vollkommene Stille, die blieb für die anderen beständig, als ich zu Mariella sagte: "Du weißt hoffentlich wer Syrenas Magie idealerweise an sich nehmen sollte?" Sie nickte leicht, was mir als Antwort ausreichen musste. Sie wollte wohl nicht, dass jemand von meiner Anwesenheit wusste.

Die qualvolle Ruhe war nicht von langer Dauer, denn Deborah fragte: "Und wer soll sich Syrenas Magie aneignen?" Auf ihre Reaktion war ich gespannt, weshalb mein Blick weiterhin auf der Hexe lag. Die Kleine hatte ja keine Ahnung was noch alles auf sie zukam.

Mariella antwortete in einem gelassenen Ton: "Im idealen Fall würdest das du machen." Deborahs entsetzter Gesichtsausdruck sagte alles darüber aus, was sie dachte. Mariella führte das gleich näher aus: "Syrena mag eine dunkle Hexe gewesen sein. Aber je nachdem wer sich ihre Magie nimmt, kann diese anschließend zu weißer werden. Da du eine berufene gutartige Hexe bist, wandelt sich die Energie dementsprechend um." Sie wirkte kein bisschen weniger geschockt. So als hätten man ihr mitten ins Gesicht geschlagen.

Mariella setzte unbeirrt ihren Weg fort, als könnte sie mit Bewegung besser nachdenken. Dabei änderte das nichts an den Tatsachen.

Schließlich räusperte sich Deborah, was in diesem beinahe leeren Raum lauter klang als es eigentlich war. "Warum ausgerechnet ich? Bin ich nicht zu schwach um mir eine Magie zu nehmen, die wesentlich stärker als die meine ist?"

Wer weiß wie die aktuelle Königin darüber dachte, weswegen ich einwarf: "Ich bin mir unschlüssig, ob es vernünftig ist, ihnen jetzt schon die volle Wahrheit mitzuteilen. Aktuell ist schon genug los." Sie warf mir einen kurzen Blick zu, womit sie mir zustimmte.

An Deborah antwortete sie: "Nein, das wird alles klappen. Wir klären die Details später. Natürlich kannst du ablehnen, aber du wirst auf lange Frist diese Kraft brauchen." Sie blieb still und starrte lediglich Mariella an, die sich den Nasenrücken rieb. Die strapazierten Nerven konnte ihr niemand vorwerfen. Alleine bei Luanas Zustand, das ließ niemanden kalt.

Asher räusperte sich und fragte: "Wieso besprechen wir die Details nicht gleich?" "Weil das ein Gespräch zwischen Deborah und mir ist. Sie hat nämlich eine Wahl und niemand soll sie beeinflussen."

Dann war uns beiden klar, dass der Werwolf das unbedingt wollen würde. Damit würde er Deborah sicherlich beeinflussen. Obwohl ich mir schwer vorstellen konnte, dass sie sich dagegen entscheiden würde.

Asher wandte sich plötzlich Luana zu und sagte: "Sie hat wieder Schmerzen." Mariella hatte mit zwei schnellen Schritten das Bett erreicht und nahm die Hand ihrer Tochter. Sie setzte sich an die Bettkante und fragte: "Besser so?" Die Antwort war ein Nicken und er blieb ganz auf Luana konzentriert.

Marcellus trat neben seine Frau und sagte sanft: "Lass mich das machen. Du wirst noch genug von deiner Energie benötigen." Mit einem Seufzen stand sie auf und ihr Mann nahm Luanas Hand. Beide waren auch stark genug um Luanas Schmerzen zu lindern und das Chaos in ihr zu beruhigen. Damit dürfte sie schneller genesen.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach die Unterhaltung und Mariella öffnete sie mit einer Handbewegung.

Wie erwartet betraten der Alpha und die Luna den Raum. Als gäbe es nicht genug Stress, mussten die beiden auftauchen. Dabei hätte der eine Werwolf vollkommen ausgereicht.

Die Begrüßung blieb aus, denn die Luna fragte: "Was ist passiert?" Sie eilte zu Asher hinüber, welcher erklärte: "Luana hatte einen Magieschub, der viel zu stark war. Sie wurde dadurch ohnmächtig." Er sah seine eigene Mutter nicht mal an und blieb auf seine Mate fokussiert. Die Luna stellte sich hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Der Alpha ging das wesentlich ruhiger an und wandte sich an Mariella. Seinen Rang ließ er jeden spüren, dennoch schüchterte er die Königin damit kein bisschen ein. In einer kühlen Stimme fragte er: "Wie ist der genaue Bericht?" Meiner Ansicht nach hatte er kein Anrecht darauf, weil es Hexen betraf. Allerdings antwortete Mariella: "Ich musste Luanas nächsten Magieschub zurückhalten. Dadurch hat sich immer mehr angestaut. Heute brach alles auf einmal auf sie ein. Man kann es wie eine Kurzschlussreaktion betrachten, weshalb sie das Bewusstsein verlor."

"Und warum hast du ihren Magieschub zurück gehalten? Ist das üblich?"

Die Vierbeiner hatten wirklich keine Ahnung von den Hexen. Sie konnten nicht mal eins und eins zusammenzählen. Leider blieb mein Kopfschütteln jedem verborgen, genauso wie mein Augenverdrehen.

"Nein, eine dunkle Hexe hat von Luana Energie bezogen. Um Schlimmeres zu verhindern, musste ich den nächsten Schub hinauszögern. Besagte dunkle Hexe hat Luanas Schub ausgelöst, weil sie an ihre Magie wollte." Dem Alpha konnte man die Wut im Gesicht ablesen und ich ahnte worauf das hinauslief. "Eine bösartige Hexe ist auf freiem Fuß und niemand hält es für nötig das bekannt zu geben?"

Mariella blieb ruhig in all dem und hob skeptisch eine Augenbraue. "Ich wüsste nicht inwiefern eine andere Spezies hilfreich gegen eine tote Hexe wäre. Außerdem eskalierte es erst mit Syrenas Berufung und sogar das haben wir im Griff. Die nächsten Schritte sind nämlich bereits geplant."

Der Alpha setzte an, allerdings kam ihm sein Sohn zuvor. "Dad, bevor du dich darüber aufregst, weil du nichts darüber wusstest. Muss gesagt sein, dass ich darüber informiert war. Also totgeschwiegen wurde es nicht. Vor allem hat mich die Königin höchstpersönlich darüber in Kenntnis gesetzt."

Man wurde wohl wahrhaftig immer wieder von anderen überrascht. Ausgerechnet ein Vierbeiner verteidigte die Hexen. In solchen Momenten war es nervig stille Zuseherin zu sein. Manchmal würde ich zu gerne eine Anmerkung machen.

Mariella wollte entweder einen Streit verhindern oder ihr war diese Diskussion zu nervig, denn sie wechselte einfach das Thema. "Alpha Bloodmoon, ich wäre sehr dankbar, wenn wir meine Tochter ins Territorium bringen könnten. Dort ist sie aktuell am sichersten. Für tote Hexen ist es schwieriger im Territorium zu erscheinen." Ernst wandte er sich wieder Mariella zu und nickte. "In Ordnung, das ist kein Problem. Schwebt dir ein bestimmter Platz vor?"

"Nein, es soll nur weit von der Akademie entfernt sein. Sobald wir einen geeigneten Ort gefunden haben, sollten wir ein paar Dinge klären." "Ja, das wäre angebracht."

Ich schnipste einmal um Mariellas Aufmerksamkeit zu erlangen und deutete auf Deborah. "Zuerst empfehle ich alles mit der Kleinen zu besprechen. Ansonsten müssen wir nämlich umplanen, dabei ist sie die beste Option." Dem kam sie nach und wandte sich der Hexe zu. "Deborah, ich wäre dir verbunden, wenn wir kurz miteinander sprechen könnten."

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