Kapitel 105

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Dieses eine Worte holte mich direkt in die Realtität. An sich hätte es vermutlich den gegenteiligen Effekt haben sollen, nur rüttelte es mich wach. Es war fast wie ein Schock der mich wieder klar denken ließ. Dadurch fand man schnell auf den Boden.

Ich legte eine Hand auf seine Brust und drückte leicht dagegen. Asher zögerte kurz, aber löste sich schließlich ganz von mir und setzte sich neben mich. Vermutlich hatte er den kurzen Kampf in sich getragen, ob er mich einfach markieren sollte. Seine Wolfszähne waren ein Beweis dafür.

Leise sagte ich: "Sorry." Mit einer Hand fuhr er sich übers Gesicht und die Anspannung sah ich ihm an. Offensichtlich hatte er innere Qualen zu erleiden und das tat mir weh.

Ich wollte schon ansetzen, allerdings kam er mir zuvor. "Dir muss rein gar nichts leid tun. Mir tut es leid, dass ich mich so schlecht unter Kontrolle habe." Ich setzte mich genauso auf und legte meine Hand auf die seine. Zu gerne hätte ich seinen Gesichtsausdruck gesehen, aber er hielt seine Hand vor seinem Gesicht.

"Asher, bevor wir das Bündnis eingehen, möchte ich nochmal darüber geredet haben. Für dich ist es nämlich ein unglaubliches Risiko. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso du derart verbissen darauf bist. Immerhin steht für dich einiges auf dem Spiel."

Nun nahm er seine Hand herunter und schaute mich an. Allerdings war seine Mimik schwer zu deuten. Obwohl er mir ins Gesicht schaute, hatte ich das Bedürfnis mir die Decke zu schnappen und mich zu zudecken. Dabei war das vollkommen dämlich, immerhin war ich nicht zum ersten Mal nackt vor ihm. Ich unterdrückte den Drang und hielt still.

"Luana, ich verstehe deine Bedenken. Mir ist auch bewusst, dass das für dich schwer zu begreifen bist. Als Hexe spürst du das Mateband weniger stark, dadurch kannst du es schwerer nachvollziehen." Er holte tief Luft und fuhr fort: "Werwölfe haben einen inneren Drang ihre Mate zu markieren und der wird jeden Tag stärker. Als Alpha und Luna sind wir noch mehr miteinander verbunden als normale Mates." Da er eine kurze Pause machte, nickte ich damit er wusste, dass ich ihm aufmerksam zuhörte. Erst danach redete er weiter: "Es tut weh so unbedingt will ich dich markieren. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie ich es schaffe das zu unterdrücken. Ich denke nämlich die ganze Zeit daran wie sehr ich das Mateband vervollständigen will."

Seine Worte taten wiederum mir weh. Er sollte nicht leiden, allerdings tat er das. An dem Punkt war es gut, dass wir endlich mal vernünftig darüber redeten.

"Luana, ich will nicht mehr ohne dich sein. Es ist mir sowas von egal, wenn ich sterbe, denn wenn du es tust, wäre alles sinnlos. Die eigene Mate zu überleben ist das Schlimmste was einem passieren kann. Vor allem einem Alpha oder einer Luna. Der Tod ist dann ein Segen." Es war beängstigend wie ernst seine Stimme klang. Jedes einzelne Wort war so gemeint. Seine freie Hand hob er, um mir über die Wange zu streicheln. Ich lehnte mich in die Berührung und schloss meine Augen. Da konnten die nächsten Worte besser auf mich wirken. "Ich will und kann ohne dich nicht mehr sein. Du tätest mir einen Gefallen, wenn ich mit dir sterben darf, falls du es tust."

Unwillkürlich füllten meine Augen sich mit Tränen. Meinem Herzen versetzte das einen Stich. Ich hatte das mit den Mates falsch eingeschätzt. Eigentlich hätte ich mir das denken können, immerhin spürte sogar ich als Hexe unser Band. Es musste für einen Werwolf praktisch stärker zu spüren sein.

Flüsternd sagte er: "Lass mich nicht ohne dich sein." Man hörte den Schmerz heraus, wodurch es sich anfühlte als würde eine dunkle Wolke wie eine Last über uns hängen.

Einen weiteren Haken gab es in dem Ganzen und den sprach ich aus. "Ich bin wesentlich schwieriger einzufangen, wenn ich von dir Energie beziehen kann. Wie findest du dafür eine Lösung?"

Trotz seinem Geständnis hatte ich meine Zweifel. Sie hatten ihre Krallen tief in meine Haut gebohrt, die musste man erst los werden.

"Eigentlich bist du mit mir leichter aufzuhalten. Wir chillen an deinem Geburtstag zwar gemeinsam im Kerker, aber man kann mich im Vorfeld schwächen. Dann kannst du keine Energie beziehen oder nur wenig. Und falls man dich umbringen will, weil du viel zu mächtig bist, kann man das über mich  machen." Ich kapierte sofort worauf er hinaus wollte. Das war einfach zu erraten.

Den Gedanken beendete ich, in dem ich fortfuhr: "Wenn du sehr geschwächt bist, dann kann meine Mum dich mit Leichtigkeit töten." Er nickte nur und theoretisch hatte er damit Recht. Mit ihm wäre das tatsächlich einfacher.

Wir kannten einander, denn er sagte: "Bevor du das mit deiner Mum oder Apollonia nochmal besprechen willst, muss ich dich an etwas erinnern." Er streichelte mir mit seinem Daumen über die Wange. "Am Ende ist es unsere Entscheidung, ob wir das Band vervollständigen oder nicht. Wir beide sind miteinander verbunden, niemand sonst hat ein Recht sich einzumischen."

Eine Träne bahnte ihren Weg über meine Wange, die wischte der Werwolf sanft weg. Der Kummer überrollte mich, weshalb ich zu kämpfen hatte, nicht zu einem weinenden Häufchen Elend zu werden.

Nach einem Räuspern flüsterte ich: "Deine Eltern können das unmöglich für dich wollen." Über eine Antwort musste er keine Sekunde nachdenken, die folgte noch im selben Moment. "Nur aus egoistischen Gründen, weil sie ihren Sohn nicht verlieren wollen. Sobald sie an mich denken, wie es für mich ohne meine Mate wäre, würden sie diese Entscheidung gut heißen." Nun musste ich tief Luft holen, ansonsten hätte ich richtig zu heulen angefangen. "Meine Familie ist sowieso dafür." Immerhin dachten sie hauptsächlich an mich und mit Asher war die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich mich zur weißen Magie berufen würde.

Ich öffnete meine Augen und mein Mate schenkte mir ein sanftes Lächeln. Er nickte in die hintere Richtung seines Zimmers als er die Stimmung lockern wollte. "Und wer zur Hölle würde sich richtig um den Zitronenbaum kümmern? Ich habe nämlich keinen grünen Daumen. Die arme Pflanze verreckt ohne deine Hilfe." Ich musste leicht lachen, was eine weitere Träne löste. "Willst du das dem Baum wirklich antun?"

So traurig dieses Thema war, dieses Gespräch war längst überfällig gewesen. Einmal in Ruhe und nur unter uns darüber zu reden war nötig gewesen. Jeder hatte seine Sicht ansprechen können. Vor allem konnte ich ihn damit besser verstehen.

Eins stand fest, die Bindung von Mates hatte ich maßlos unterschätzt.

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