Kapitel 39

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Der nächste Morgen war ziemlich verwirrend, weil ich keine Orientierung hatte. Die beiden Arme um mich machten es kein bisschen besser. Ich wollte mich automatisch davon befreien und öffnete meine Augen. Meine Arme starteten den Kampf, aber man hielt mich weiterhin fest. 

Mein Kopf lag auf einer Brust, die leicht vibrierte, als eine vertraute Stimme sagte: "Fluchtversuche sind sinnlos."

Das war der Moment in dem mir alles einfiel. Nach dem Ball war ich  mit zu Asher gegangen. Eigentlich hatten wir einen Film gesehen, während dem wir offensichtlich eingeschlafen waren. Ansonsten wäre ich nicht mehr hier und würde in meinem eigenen Bett liegen. 

Es wäre sicherlich angebracht, wenn ich ging, immerhin war die Übernachtung ungeplant gewesen. Aber es war zu kuschelig, da war es schwer zu widerstehen. Als ich zum Bett an der Wand gegenüber hinüber schielte, fand ich dieses leer vor. Sylvan war allgemein im Raum unauffindbar, also im Grunde störten wir niemanden.

Übernachtungsbesuch war nämlich irgendwie schräg, wenn man sich zu zweit ein Zimmer teilen musste. Daher wäre ich rücksichtsvoll genug gewesen zu gehen. 

Eine Entschuldigung dürfte angebracht sein, wobei Asher mich natürlich hätte wecken können. Die Option hätte stets bestanden. Dennoch sagte ich: "Sorry, einzuschlafen stand nicht auf meinem Plan." 

"Der zweite Film ging fast drei Stunden lang. Es wäre ein Wunder, wenn wir den wach geblieben wären." Er klang weder genervt und noch ließ er mich aus der Umarmung. Ein Zeichen, dass es ok für ihn war. 

Eine Frage gab es in dem Ganzen, welche ich stellte: "Wo ist überhaupt Sylvan?"

"Er ist bei Charlie, der hängt in letzter Zeit viel mit uns ab. Sein bester Freund und Mitbewohner hat nämlich seine Mate gefunden. Danach kleben Werwölfe meistens an ihrer Mate, dadurch kriegt man sie selten zu Gesicht." Für Charlie tat mir das natürlich leid, dennoch musste ich leicht lachen. Es war auch witzig, dass sie dann für die restliche Welt beinahe verschollen waren. 

Asher merkte an: "Urteile nicht. Keine andere Spezies ist besser, wenn sie verliebt ist. Das kann niemand schlecht reden."

"Jetzt geben Werwölfe ständig mit ihren Mates an und was ihr für unfassbare Liebe habt, nur wir anderen nicht. Aber dann willst du mich glauben lassen, dass ihr kein bisschen schlimmer seid wie die anderen? Ernsthaft?" 

Sein Hirn hörte man fast schon rattern und es kam kein Ton von ihm. Asher überlegte wohl krampfhaft an einem Gegenargument, welches unauffindbar war. 

Kurz konnte ich es halten, aber danach fing ich zu lachen an. Er drückte seine Arme deshalb fester zu und sagte: "Dafür haben wir Mates. Ihr seid doch alle neidisch." Irgendwie brachte ich hervor: "Ja, wir sterben alle fast vor Neid." 

Zu einer weiteren Unterhaltung kam es nicht, denn in Werwolfsgeschwindigkeit löste Asher sich von mir, setzte sich auf und schnappte sich etwas mit seiner Hand. Dem Ganzen konnte ich kaum folgen und war maßlos verwirrt. Mein Hirn konnte all das kaum umsetzen, da es viel zu schnell passiert war. 

Asher fragte irritiert: "Was soll das?"

Ich setzte mich auf und er hielt ein Kärtchen in der Hand. Mir war sofort klar wer mir das geschickt hatte oder was das war. Ich erklärte: "Das hat mir meine Mum geschickt. Sie liebt den Briefverkehr, da ist sie altmodisch. Auf die Art einer Hexe bekomme ich das zugesandt." 

Ich nahm sie ihm aus der Hand und fügte dabei hinzu: "Übrigens danke, dass du mich vor der Attacke eines Kärtchens retten wolltest. Du bist ein edler Ritter wie er im Bilderbuche steht." Ich widmete mich dem Kärtchen, wobei ich mir ein Lachen verkniff. Ein bisschen ärgern musste ich ihn auf jeden Fall, obwohl es unfassbar süß war, dass er auf mich aufpassen würde. 

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