Kapitel 18

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Das Schulgebäude hatten wir bald verlassen und das war eine kleine Erleichterung. Ich zog Asher weiterhin mit mir und ging ein kleines Stück. Wir kamen vom Weg ab und gingen quer über den Rasen, damit wir uns von den Mitschülern entfernten. Ich konnte niemand anderen gebrauchen, der uns hörte.

Schließlich blieb ich stehen und löste meine Hand aus der seinen. Ich wandte mich ihm zu und fragte aufgebracht: "Bist du übergeschnappt? Warum gehst du auf Eric los? Das war etwas zu dick aufgetragen, Mister Alpha." 

Vorhin hatte ich mich gut im Griff, weil ich besorgt wegen seinem Temperament gewesen war. Aber nun hatte er sich halbwegs beruhigt, weshalb bei mir die Wut entfachte. Das hatte für viel zu viel Aufsehen gesorgt, der Tratsch dürfte es lieben. Asher könnte sich wesentlich besser im Griff haben. 

Die Bombe war doch noch nicht entschärft, denn er war sofort wieder auf 180. "Zu dick aufgetragen? Der Typ belästigt dich. Dieses Unkraut ignoriert es, dass du nicht mit ihm reden willst und bedrängt dich. Er würde nie damit aufhören, wenn man ihm keine Grenzen setzt." 

"Ach, deshalb muss man ihm gleich drohen jeden einzelnen Knochen seiner Hand zu brechen? Wirklich?" 

Seine Augen wurden pechschwarz, als er erklärte: "Dieser widerliche Typ wollte dich anfassen und mitnehmen, obwohl du..." Er hielt inne, holte tief Luft und es dauerte einen Moment, bis er fortfuhr: "Obwohl du das offensichtlich nicht wolltest. Hätte ich dich von ihm entführen lassen sollen?!" Der erste Satz mag ruhiger gewesen sein, aber der zweite war zu laut. Dennoch blieb ich standhaft und zuckte mit keiner Wimper. "Nein, aber das kann man anders lösen. Gerade als Alpha sollte man dir das beigebracht haben."

Asher deutete zum Schulgebäude und erklärte: "Der Arschkriecher würde das nie checken, wenn du es normal sagst. Man muss die Dinge klarstellen, vor allem wenn sie so gemeint sind. Ich ticke aus, falls er dir je wieder unerwünscht zu nahe kommt." 

"Ist das dein scheiß Ernst? Du kannst nicht einfach die Leute verprügeln, wenn sie etwas machen, was für dich falsch ist. Das mag es in dem Fall tatsächlich sein, denn Erics Verhalten war auch nicht ok, trotzdem löst man das anders." 

Ich sah ihm an, wie sehr Asher sich zwanghaft beherrschte. Vermutlich wäre er am liebsten los gestürmt und hätte mit Eric gesprochen. Gut, eher würde er ihm irgendeine Verletzung zufügen. 

"Der Typ macht mich einfach unfassbar aggressiv, ok?" Danach wollte er sich in Bewegung setzen, aber ich packte ihn am Unterarm. Es gab leichteres, als einen Werwolf an die Leine zu legen, sofern dieser auf 180 war. Ich sah ihn eindringlich an und sagte: "Asher, das ist er nicht wert. Lass es bleiben." Den inneren Kampf konnte man ihm ablesen.

Im Normalfall waren Werwölfe eher gechillte Personen und nahmen das Leben locker. Klar, sie konnten ein großer Feind sein und waren verdammt gute Kämpfer, aber an sich waren sie geerdet. Obwohl man ihnen manchmal ein Temperament zusprach, wie eben bei Asher.

"Luana, du solltest aufhören ihn zu verteidigen. Außer natürlich, wenn du zu ihm zurück willst." Er hob eine Augenbraue und ballte seine Hand zur Faust. Mein verständnisloser Blick sollte ihm alles mitteilen, dennoch antwortete ich: "Nein, kein Bedarf. Das mit Eric ist vorbei. Trotzdem sollte man nicht auf andere losgehen und ihnen drohen."

"Er hätte wesentlich Schlimmeres verdient, als eine simple Drohung für all das was er dir angetan hat."

Diese Diskussion führte ins nichts, weshalb ich ganz davon abkommen wollte. Noch besser wäre ein anderer Platz, weil ich mich hier weiterhin beobachtet fühlte. Für unsere Mitschüler musste das unfassbar spannend sein.

Mit meiner freien Hand deutete ich in Richtung meines Wohnheims und fragte: "Hast du Lust mich zum Training zu begleiten?" Das konnte ich schlecht schwänzen, aber ihn alleine zu lassen, könnte böse enden. Es war die vernünftigste Lösung, wenn ich ihn mitnahm. Man sah ihm an, dass ihn diese Frage überraschte. Um die Stimmung zu heben, merkte ich an: "Ich werde dich auch mit meiner Magie verschonen und auf dich aufpassen. Keine der Hexen wird dir etwas antun können, nicht mal aus Versehen."

Damit lenkte ich ihn ab, denn die Wut verschwand langsam aus seinen Gesichtszügen.

"Herausforderung angenommen. Überlebe das Training von Hexen, die lernen mit ihrer Magie umzugehen."

Ich ließ seinen Arm los und setzte mich in Bewegung. Irgendwie freute ich mich darauf, aber mit ihm Zeit zu verbringen, machte Spaß. Da konnte praktisch nichts schief gehen.

Asher folgte mir und ich warf ihm einen mahnenden Blick zu. "Wir können sehr wohl damit umgehen. Erst mit den Jahren entwickeln wir das volle Ausmaß unserer eigentlichen Kraft. So hat man genug Zeit sich daran zu gewöhnen und vor allem zu lernen, wie man sie am besten handhabt."

"Ich behalte eine gesunde Portion Skepsis, aber vertraue dir. Wo genau findet dein Training statt?" Ich grinste ihn an und antwortete: "Ich stelle dir heute den Keller in unserem Wohnheim vor."

~~~

Unser Ziel hatten wir bald erreicht und ich war schon gespannt, wie Asher reagieren würde. Eine kleine Führung konnte ich ihm auf jeden Fall geben. Es war kein Geheimnis was hier unten ablief, da es ein normales Training war. Ab und an hatten wir hier unten Besuch von einem Vertreter einer anderen Spezies. Wobei Asher als zukünftiger Alpha für Aufsehen sorgen dürfte. Den Gedanken schob ich schnell beiseite, denn den würde ich ignorieren.

Während wir die Treppe hinunter gingen, erklärte ich: "Es gibt unterschiedliche Räume, also jeder ist für etwas anderes gedacht oder mit einem anderen Zauber versehen. Es gibt Sicherheitsstufen. Je höher die Zahl, desto stärker darf die Magie sein, die darin angewandt wird."

Wir kamen unten an und gingen den Gang entlang. "Die ersten Türen sind für die eher schwächeren Hexen, dann für den Durchschnitt. Umso weiter zurück man kommt, desto höher ist die Sicherheitsstufe eines Raumes." Zum Glück war gerade niemand in Sicht, somit waren wir alleine. Ich sah seitlich auf zu ihm und Asher schaute sich um, während er fragte: "Ist dein Revier weiter hinten?"

"Eigentlich hängt das davon ab, was man machen will oder wie viel Energie ich verbrauchen will."

Ich blieb stehen und deutete auf die linke Tür, welche sich neben mir befand. "Dort wäre die Botanik, falls dich das interessiert."

"Wie genau darf ich Botanik verstehen?" Bei seinem fragenden Blick musste ich grinsen und wandte mich der Tür zu. "Komm mit, ich zeig dir was für wundervolle Gärtner, Hexen sind."

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