Kapitel 86

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Den restlichen Schultag hatte ich noch gut hinter mich gebracht. Allerdings wuchs meine Nervosität wegen dem Gespräch mit meiner Mum. Ich mag noch sauer auf sie sein, dennoch musste das in den Hintergrund rücken. Immerhin hatten wir einiges zu klären. Das mit Asher und mir stellte ein paar Dinge auf den Kopf. Umso schneller alles geklärt war, desto besser.

Darüber dachte ich nach während ich auf dem Weg zum Portal war. Mein Mate hatte sich bereits verabschiedet, denn bis zum Abend wollte er etwas mit Sylvan unternehmen. Ansonsten fühlte der sich noch vernachlässigt.

Allgemein gab einiges zu tun. Teilweise wusste man nicht mal wo man anfangen sollte. Obwohl ich mich in der Öffentlichkeit befand, musste ich laut seufzen. Wenigstens war in diesem Teil des Campuses wenig los. Nur vereinzelt waren Schüler unterwegs.

"Luana?" Die Stimme zu hören überraschte mich und schon tauchte Lina neben mir auf. Unwillkürlich musste ich lächeln, denn es war immer schön Ashers Schwester zu treffen. Sie hatte sich mir gegenüber stets freundlich verhalten.

"Hey Lina." Ein Blick verriet mir, dass sie nervös war. In mir warf das ein paar Fragen auf, jedoch bekam ich das sicher bald erklärt.

"Ja, hi." Sie erwiderte mein Lächeln und bei ihrem Auftreten war klar, dass sie mit mir über etwas reden wollte. Für den Moment würde ich optimistisch bleiben, dass es keine negativen Gründe hatte.

"Was gibt's?"

Den Weg setzten wir fort, ich hatte eigentlich auch längst Pläne. Meine Mum hasste Verspätungen, also dauerte das Gespräch mit Lina hoffentlich nicht lange.

Nach einem Räuspern fragte sie: "Hast du überhaupt kurz Zeit? Oder wäre dir später lieber? Oder ein anderer Tag?"

"Wenn es ok ist, dass wir zum Portal in die Hexenstadt gehen, dann habe ich Zeit." Wobei ich auch ein paar Minuten mehr anhängen könnte, falls nötig. Vielleicht lag ihr etwas wichtiges am Herzen.

"Klar, kein Problem." Ich schenkte ihr ein Lächeln, bevor ich mich nach vorne wandte. Seine Umgebung sollte man stets im Auge behalten. Obwohl in diese Richtung kaum jemand unterwegs war.

Bevor ich nachhaken konnte, fing Lina schon an: "Also ich wollte zuerst dich fragen, weil es hauptsächlich deine Entscheidung ist. Je nach dem wie das Urteil fällt, können wir Asher Bescheid geben." Damit hatte sie mich neugierig gemacht und ihrer Stimme nach war es ein ernstes Thema. Deshalb blieb ich stehen und wandte mich ganz ihr zu. Sie tat es mir gleich und die Nervosität konnte man nun noch besser erkennen.

"Ok, wie kann ich helfen?"

"Erstens schon mal, gratuliere zum Mate. Asher hat mir davon erzählt und dass es aktuell gut läuft zwischen euch." Ich nickte, denn das entsprach der Wahrheit. Ich konnte ihr nicht mal einen Dank zur Gratulation aussprechen, denn sie fuhr fort: "Natürlich hat er auch erwähnt, dass ihr erst klären müsst, wie das Ganze abläuft. Bezüglich deinem Amt als Luna und sein Amt als König." Von mir folgte wieder ein Nicken, aber wir waren guter Dinge, dass sich das alles lösen ließ.

Sie musste sich erneut räuspern und sagte: "Wie gesagt ist es deine Entscheidung, aber ich wollte ein Angebot gemacht haben."

"In Ordnung. Leg los."

Mit dem dritten Räuspern unterstrich sie ihre innere Gefühlswelt. "Wenn du möchtest, dann unterstütze ich dich bei deinen Aufgaben als Luna. Davon kann ich dir einiges an Arbeit abnehmen oder wir machen das gemeinsam. Du sollst wissen, dass wir im Rudel immer zusammenhalten und sich für alles eine Lösung finden lässt."

Also hatte sie, wie ihr Bruder, die Sorge ich könnte ihn ablehnen. Da war ihr Angebot eine Freude, vor allem schien sie ihre Worte ernst zu meinen.

Ich wollte ansetzen, aber in ihrer Nervosität redete sie weiter: "Falls du an meiner Kompetenz zweifelst, muss ich anmerken wie viel ich schon meine Mum unterstützt habe. Ich habe eine Ahnung wie der Job läuft, falls du Sorgen hast."

"Nein, nein, deshalb niemals. Ich hab sowieso keine Ahnung davon und muss eingelernt werden. Also das wären niemals meine Bedenken."

Selbstverständlich musste man dennoch darüber nachdenken, bevor man solch eine Entscheidung fällte. Meiner Meinung nach wäre sie sicherlich geeignet dafür. Vor allem wenn Lina bereits Erfahrung hatte.

Vielleicht hatte ich wirklich das hauptsächliche Entscheidungsrecht wer mir helfen sollte, trotzdem musste ich das mit Asher abklären. Oder mich genauer damit befassen wie das allgemein sein sollte.

Ein Lächeln fand von alleine wieder auf meine Lippen, weil es an sich eine gute Idee war. Mich freute ihr Vorschlag, denn damit gab es eine weitere Option. Was Sylvans Mate anbelangte konnte man keine genauen Besprechungen machen, weil ungewiss war wie geeinget diese Frau wäre.

Und eventuell war Lina dafür vorbestimmt. Laut Asher wusste die Mondgöttin was sie tat und angeblich hatte seine Schwester Qualifikationen dafür.

"Falls es für dich in Frage kommt, kannst du ja mit Asher darüber reden. Falls nicht, ist das auch kein Problem. Ich wäre niemandem böse." Unglaublich, dass sie sich das antun würde. Leicht wäre nämlich etwas anderes und der Job war eine große Verantwortung.

"Eher müssten wir dir danken, wenn du das machst. Es ist sicherlich viel Arbeit, weil ich mit meinem Amt schon viel zu tun habe. Da würde auf dich viel Arbeit zu kommen, weil unbelastet ist, wie genau meine Aufgaben wären."

"Klar, ich wollte nur angesprochen haben, dass ihr auf mich zählen könnt. Mum lässt mich nämlich seit ein paar Jahren mithelfen, weil es mich einfach schon immer interessiert hat."

"Danke für dein Angebot. Ich weiß das wirklich zu schätzen und werde auf jeden Fall mit Asher darüber reden." Nun fing sie breit zu grinsen an und nickte. Dabei konnte man erkennen wie eine gewisse Anspannung von ihr abfiel. Vermutlich hatte sie eine sofortige Ablehnung für mögliche empfunden. Begeistert antwortete sie: "Cool, freut mich. Ich merke nochmal an, egal wie ihr euch entscheidet, ich bin niemandem böse."

"Ich treff mich heute Abend mit deinem Bruder, dann kann ich ihm davon erzählen. Mit deiner Erfahrung wäre das sicher viel leichter." Sie nickte und schien ganz aufgeregt zu sein. "Danke, egal wie ihr euch entscheidet. Ich fühle mich geerht, wenn du mich überhaupt in Betracht ziehst."

Sie deutete nach vorne als Zeichen, dass wir den Weg fortsetzen könnten. Ich ging schon los und Lina folgte mir.

Nebenbei erklärte sie: "Übrigens wollte ich mich dafür entschuldigen wie das mit Paula gelaufen ist. Leider habe ich mich vollkommen in ihr geirrt. Sie war an einer Freundschaft mit mir interessiert, weil sie an Asher rankommen wollte. An mir persönlich hat das nie gelegen."

Oh, das war bitter. Wenn man von der besten Freundin ausgenutzt wurde. Eher war das in erster Linie nie eine echte Freundschaft gewesen.

"Luana, mir tut der ganze Mist wirklich leid. Sie hat mir nämlich darüber berichtet. Eigentlich wollte Paula dich wie die Böse hinstellen, nur habe ich ihr kein Wort geglaubt. Du bist nämlich die Mate meines Bruders. Damit hast jegliches Recht auf jemanden sauer zu sein, der deinen Mate will."

Nun blieb ich doch wieder stehen. Diese Infos musste man erst verdauen.

Wenigstens musste ich kein schlechtes Gewissen haben, wie ich Paula behandelt hatte. Offensichtlich hatte sie mich los werden wollen und redete mich schlecht.

Die Wut keimte in mir hoch, welche ich unterdrückte. Lina konnte als letztes etwas für dieses Chaos. Paula hatte sie ziemlich in die Irre geführt. Ein Glück, dass Ashers Schwester das sofort erkannt hatte.

Sie musterte mich besorgt, was mich dazu veranlasste den Kopf zu schütteln. "Unglaublich zu welchen Mitteln manche Leute greifen. Ausgerechnet deine beste Freundin." Sie zuckte mit den Schultern, was ein Versuch war diesen Verrat abzutun. Wenn man genau hinsah konnte man dennoch den Schmerz in ihren Augen erkennen.

Jemanden den man gerne hatte so zu sehen, tat einem selbst weh. Deshalb trat ich einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Lina erwiderte das und flüsterte: "Danke. Ich hatte Angst, du wärst sauer auf mich."

"Nein, das ist Unsinn. Du kannst nichts für die Taten anderer. Ich bin dir dankbar, weil du kein bisschen an mir gezweifelt hast." Ich drückte sie fest an mich, denn Verrat unter Freundinnen war mir bekannt und war wie ein Stich ins Herz.

Traurig wir sehr man sich in manchen Leuten täuschen konnte.

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