Kapitel 9

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Den ersten Becher, welchen Asher mir reichte, kippte ich. Darin war zwar Alkohol, aber genau deshalb tat ich es. Dem Geschmack nach dürfte das Bier gewesen sein, also es hätte schlimmer sein können.

Meine Gesellschaft ließ keinen Kommentar deshalb fallen und fragte: "Soll ich dir nachschenken oder war das eine einmalige Nummer?"

Ich hob eine Augenbraue und musterte ihn, denn das musste ein Scherz ein. "Kumpel, wir müssen auf deinen Geburtstag anstoßen. Theoretisch hätte ich das sofort tun sollen, nur war das nötig. Sorry."

Allerdings sah ich die Getränke durch, denn ich konnte meinen Becher selbst befüllen. Das Angebot stand dort aufgereiht auf dem Tisch, welcher an der Wand stand. Das war allgemein ein angenehmes Plätzchen, denn damit waren wir ein bisschen abgetrennt von den anderen.

"Moment, ich kippe meinen Becher auch. Dann fühlst du meinen Beistand." Und dem Gesagten kam er nach, was schon ein bisschen witzig war. "Wie edel von dir. Danke." Aber eins musste man ihm lassen, er wusste wie man jemanden aufheiterte und die Stimmung hielt. 

Ich füllte uns beiden nach, damit wir anstoßen konnten. Ich sah auf zu ihm und sagte dabei: "Auf deinen Geburtstag." Asher zwinkerte mir zu und erwiderte meine Worte, während unsere Becher kurz einander berührten. An der Stelle wären Gläser toll gewesen, denn dann klirrte es immer so schön. Ich mochte das Geräusch, das hatte einfach was. 

"Luana, da bist du ja." Sofort drehte ich mich um, denn das war die Stimme meiner besten Freundin. Endlich war sie hier und konnte mir unter all den Werwölfen Beistand leisten. Sie grinste mich breit an und kam vor mir an. Ich schloss sie in meine Arme und achtete darauf, dass ich nichts verschüttete. Sie erwiderte die Geste, aber sagte nebenbei: "Hi Asher. Alles gute zum Geburtstag."

Stimmt, die beiden waren sich heute nie über den Weg gelaufen, da war es angebracht, dass sie ihm gratulierte. Besser spät als nie. 

"Danke, Runa." 

Wir lösten uns voneinander und sie meinte: "Hier ist ganz schön was los. Die Werwölfe wissen definitiv wie man eine Party schmeißt." Ich nickte, denn in dem Fall musste man ihr zustimmen. Obwohl wir bisher auf wenig Feiern waren, da sprachen wir von kaum Erfahrung. 

Jemand rief nach Asher, was für uns perfekt war, damit hatten wir kurz Zeit für uns. Runa war geduldig genug, dass sie wartete bis der Werwolf ein paar Meter entfernt war. Danach landete ihr Blick auf mir und sie flüsterte: "Auf die Erklärung, wie du im Keller einer Werwolfparty gelandet bist, bin ich gespannt. Es liegt schon viel hinter uns, aber das schlägt alles."

Ich legte den Kopf schräg und fragte nachdenklich: "Findest du? Da gab es ein paar schräge Aktionen." Sie nahm den Becher aus meiner Hand, was ich kommentarlos zuließ. Wie ich vorhin, kippte sie diesen und sagte danach: "Falls deine Mum jemals Wind davon bekommt, sind wir sowas von tot. Ihren Goldschatz will sie ja auf solchen Events unter keinen Umständen wissen."

Da war meine Mum wirklich schwierig. Für eine Lady gehörte sich das nicht und diese Meinung vertrat sie stark. Niemand könnte sie je davon abbringen, weshalb ich zumindest so tat als würde ich diese teilen. 

Damit Runa keine Qualen der Ungewissheit durchmachte, fing ich an: "Das habe ich Asher mitgeteilt, aber er kann aufdringlich sein und hat die Geburtstagskarte gezogen." Sie hob fragend eine Augenbraue, also hatte das nichts besser gemacht. Das mit dem zukünftigen Alpha schien sie nur neugieriger zu machen. Gut, theoretisch hätte ich mir das selbst denken können. 

Ich tat es mit einer Handbewegung ab, damit sie wusste, dass wir das besser später bereden sollten. Am Ende hatten die Werwölfe ein wesentlich besseres Gehör. Wer weiß was die Fellhaufen alles mithören konnten. 

Runa deutete nach oben und erklärte: "Übrigens ist Deborah hier, die hat sich mir angeschlossen." Ich sah sie vollkommen verständnislos an und fragte: "Wieso blieb sie oben?" Sie musste ein Lachen unterdrücken, um zu antworten: "Du kennst sie, Deborah hat einen kleinen Fetisch, wenn es um Werwölfe geht. Sie hat sich verabschiedet, als sie erfuhr, dass du im Keller bist und wohl auf." Wohl auf, das war sicherlich auf die Trennung bezogen, die ich hinter mir hatte.

Oh, das brachte mich auf einen Gedanken.

Erfreut fragte ich: "Also ist Deborah auf unserer Seite?" Sie stupste mich leicht an und nickte dabei wild. "Natürlich, was denkst du? Syrena war das verlogene Miststück in allem. Deshalb war sie vorhin bei uns im Zimmer. Sie wollte Abstand und Zuflucht." Das war eine Erleichterung für mich, denn das war eine kleine Sorge in mir gewesen. Es wäre möglich gewesen, dass wir Deborah genauso verloren hätten. Immerhin war sie die beste Freundin von Syrena. Egal was sie falsch gemacht hatte, da konnten beste Freundinnen oft über vieles hinweg sehen. 

Runa deutete auf die Getränke neben uns, was ich ohne Worte verstand, dennoch sagte sie: "Wir befüllen uns beide einen Becher, danach stürzen wir uns in die Party. Endlich sind wir beide Single, das müssen wir nutzen." Gleichzeitig merkten wir an: "Außerdem findet sich unser Anker nicht von alleine." Danach mussten wir beide lachen, weil unsere Ähnlichkeit und Verbundenheit Gold wert war. 

Die Trennung mag vor kurzem gewesen sein, aber mein Ex hatte längst eine Neue. Ich bewies ihm gerne, dass ich das genauso konnte. Vielleicht auch um zu wissen, ob es ihn stören würde, wenn er davon erfuhr. Rache könnte unter anderem ein Grund sein. 

Ich schnappte mir einen neuen Becher und meine beste Freundin befüllte den vorherigen. Dabei meinte sie: "Falls wir unseren Anker vor unserem 19. Geburtstag finden, breche ich in Tränen aus vor Freude." 

Anker, so bezeichneten wir Hexen unsere bessere Hälfte oder Liebe unseres Lebens. Es mag kein Band sein, wie es die Werwölfe hatten oder ein ewiger Schwur, wie bei den Vampiren. Aber die Liebe gab es für uns Hexen dennoch und Anker traf es dahingehend, dass uns diese Person erdete. Mit unserer Magie hatten wir oft zu kämpfen, da sie aus dem Ruder laufen konnte. Da war eine Person, die uns auf dem Boden hielt wichtig. Umso mächtiger eine Hexe war, desto dringender hatte sie einen Anker nötig. Wir wurden viel schneller aus der Bahn geworfen oder hatten die Dunkelheit als große Versuchung vor uns. 

Ein großer Punkt war die Berufung, da wäre diese eine Person ein großer Vorteil. Daher kam Runas Wortwahl, dass es vor unserem nächsten Geburtstag ideal wäre. 

Tja, da konnte ich nur das Beste hoffen, ob ich denjenigen rechtzeitig treffen würde.

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