Kapitel 28

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Der morgendliche Stress kam schneller als mir lieb war, da ich überraschenderweise eine ruhige Nacht hatte. Daphne hatte sich kein einziges Mal gemeldet, dabei hatte ich eigentlich damit gerechnet. Vielleicht hatte Apollonia ihre Schwester besucht, weshalb ich meine Ruhe hatte. Zumindest war das meine aktuelle Theorie.

Noch stressiger war es dank Deborah geworden, die es für nötig gehalten hatte, uns viel zu früh zu wecken. Alles nur, weil sie auf dem neuesten Stand gebracht werden wollte. Ansonsten hätte sie sich bis zur Mittagspause gedulden müssen, was der feinen Dame zu lange gewesen wäre.

Eigentlich wollte ich gerade das Zimmer verlassen, aber Deborah hielt mich auf, in dem sie sich mein Handgelenk schnappte. "Und du bist dir sicher, dass du nicht Ashers Pullover anziehen willst?" Verwirrt sah ich zu ihr, denn das hatten wir längst geklärt. "Klar, immerhin will ich ihm seinen Pulli zurückgeben. Das ist nur möglich, wenn ich ihn nicht trage."

Bei geliehenen Sachen nahm ich es sehr genau und gab sie so schnell wie möglich an den Besitzer zurück. Es fühlte sich falsch an etwas unnötig lange zu behalten. Obwohl natürlich überhaupt erst Asher mir das Kleidungsstück gegeben hatte.

Deborah sah mich vielsagend an und meinte: "Ich bin davon überzeugt, dass Mister Werwolf eifersüchtig ist. Deshalb seine eher wenig subtile Bitte den Hoodie heute zu tragen." Ich schüttelte den Kopf, denn das war Unsinn. Runa kam mir mit der Antwort zuvor: "Eigentlich find ich es voll süß, dass er dir den geliehen hat, damit du das Kleid ausziehen kannst. Klar, er hat dich danach ins Wohnheim begleitet, aber das lag an dir."

Der verrückte Tag hatte ein Ende finden sollen. Da war mir nach keiner langen Unterhaltung mehr gewesen und Asher hatte das respektiert.

Ich musste seufzen, denn Deborah warf mir weiterhin diesen gewissen Blick zu. Um ihre Aussage zunichte zu machen, antwortete ich: "Auch wenn dem so wäre und er eifersüchtig ist. Dann würde es keinen Sinn machen, weil Lian nicht mehr die Akademie besucht."

"Aber sein kleiner Bruder sehr wohl." Sie packte meine Oberarme, schüttelte mich leicht durch und sagte aufgebracht: "Öffne endlich deine Augen, Luana. Es ist offensichtlich." Danach ließ sie ab von mir und warf Runa einen fragenden Blick zu. Das war die Aufforderung, dass sie ihre Meinung kundtun sollte.

Allerdings kam ich ihr zuvor. "Eher du solltest in die Realität kommen. Nur weil jemand nett zu einem ist, bedeutet es nicht gleich, dass jemand gefallen an einem gefunden hat. Freundlichkeit wird zu oft mit Flirten verwechselt." Sie stöhnte genervt und warf die Hände in die Höhe, was ihr Zeichen war, dass sie es aufgab.

Ich war noch nicht fertig, weshalb ich weitermachte: "Außerdem haben Werwölfe Mates, dann ist Asher der nächste Alpha. Deren Göttin würde niemals ausgerechnet als Luna eine Hexe wählen. Es wäre viel zu riskant, ob die Hexe wirklich von der weißen Magie berufen wird. Und das, liebe Deborah, ist offensichtlich."

Ich riss die Tür auf und verließ das Zimmer, diesmal hielt mich niemand davon ab. Dabei hörte ich Deborah sagen: "Das eskaliert heute sowas von." Über die Schulter antwortete ich: "Nein, das wird es nicht. Du interpretierst da viel zu viel rein." Ich setzte meinen Weg fort und Runa hatte bald mit mir aufgeschlossen. Deborah dürfte das auch jeden Moment. 

~~~

Der Weg zum Klassenraum war ruhig verlaufen. Keine von uns hatte einen Ton von sich gegeben, was für uns eher ungewöhnlich war. Vor allem wenn wir zu dritt waren. 

Auf die erste Stunde konnte ich mich dennoch freuen, denn die hatte ich mit Asher. 

Er saß bereits auf seinem Platz als ich den Raum betrat. Seinen Pulli hielt ich bereits in der Hand, dann konnte ich ihn an seinen Besitzer zurückgeben. Er unterhielt sich mit Sylvan, welcher einen Tisch weiter saß. 

Kurz darauf kam ich bei meinem Stuhl an, während ich mich fallen ließ, sagte ich: "Guten Morgen." Sein Blick hatte mittlerweile zu mir gefunden und ich musste unwillkürlich lächeln. "Guten Morgen Luana." 

Asher sah mich genauer an und anschließend zum Pullover, welcher auf dem Tisch lag. Ich schob das Kleidungsstück zu ihm hinüber und erklärte: "Den muss ich dir zurückgeben. Danke fürs Leihen. Das war sehr nett von dir." 

"Es war gestern mein Ernst, dass du darin umwerfend aussiehst. Dir steht er viel besser und die Farbe betont deine Augen, dabei sind sie schon im Normalfall wunderschön." Mit seinem letzten Satz brachte er mich aus dem Konzept, weshalb ich irritiert fragte: "Bitte was?" Irgendwie brachte es mich zum Lachen, denn die Wortwahl war süß. Aber natürlich freute mich das Kompliment, denn das waren sogar ein paar gewesen. 

"Luana, ich versuche dir kreative Komplimente zu machen. Könntest du das mit mehr Respekt behandeln?" Schon verstummte ich, denn auslachen wollte ich ihn sicherlich nicht. Vor allem weil er derart nett war. "Tut mir leid und ja, ich behandle das mit Respekt. Danke für die Komplimente." Mein Herz hatte er längst dazu gebracht höher zu schlagen. 

Er deutete auf den Pulli und fragte: "Es ist das Rudelwappen darauf, oder? Es ist als Hexe vermutlich unpassend zu tragen." 

Oh, das verstand er ganz falsch, denn ich hatte kein Problem mit den Werwölfen. Es lag nie am Wappen, weshalb ich ihm den Hoodie sofort zurückgab. 

"Nein, wirklich nicht. Ich wollte ihn dir nur so schnell wie möglich wieder geben. Er gehört dir und ich leihe mir allgemein ungern Sachen aus, egal um was es geht." Asher musterte mich skeptisch, da meldete sich in mir das schlechte Gewissen. Er schien seine Zweifel zu haben, dabei hatte ich kein Problem mit diesem Wappen. 

Ich zog den Pulli zu mir, denn das würde ich nicht auf mir sitzen lassen. Asher hatte das vollkommen falsch verstanden. Als nächstes zog ich mir meine Jeansjacke aus, denn die wurde unnötig. Ich ließ sie auf meine Tasche fallen, denn die konnte ich später einpacken. 

Den Hoodie hatte ich mir schnell übergezogen, damit dürfte es hoffentlich offensichtlich sein, dass ich kein Problem mit seinem Rudel hatte. Sein Geruch erreichte meine Nase und man musste ihm lassen, dass er verdammt gut roch. 

Ich wollte etwas erwidern, aber die Lehrerin betrat den Raum, weshalb ich eine weitere Unterhaltung auf später verschieben musste. Aber zumindest hatte ich es mit dieser Geste klar gemacht, dass er sich geirrt hatte. 

Für Asher schien das Thema damit abgehakt zu sein, denn er sagte über den Channel: "Ich freu mich auf heute Abend." 

Und ich mich erst, nur behielt ich das für mich und konzentrierte mich auf den Unterricht. Er hatte etwas an sich, womit er mich demnächst wahnsinnig machte. 

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