Kapitel 24

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"Wir sollten ein Stück spazieren, Luana." Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie los und das mitten in den Wald hinein. Ich folgte ihr, denn auf dieses Gespräch hatte ich eigentlich gewartet.

Die Bäume standen nicht zu nahe beieinander, weshalb ich neben ihr gehen konnte und sie dabei genauer musterte. Es war unheimlich wie deutlich ich sie erkennen konnte, zumindest für die Tatsache, dass Apollonia längst tot war.

Ihre Miene blieb todernst, als sie fragte: "Was soll der Hund?" Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, denn ihre Frage war irgendwie aus dem Kontext. Wir trafen zum ersten Mal aufeinander, dann war das ihre Frage. Sie führte das genauer aus, in dem sie sagte: "Der Werwolf. Er ist ständig in deiner Nähe."

Gut, das hätte ich mir selbst denken können. Scheinbar war sie kein Fan von Werwölfen, denn ihre Tonlage wies mich darauf hin.

Nach einem Räuspern antwortete ich: "Wir sind befreundet."

"Dann werde ihn los. Freunde kommen und gehen. Sie sind reine Wegbegleiter." Ihre Worte trafen mich und damit gerechnet hatte ich kein bisschen

Was war überhaupt ihr Problem mit Asher?

Und sicherlich würde ich nicht einfach so eine Freundschaft beenden. Das konnte sie vergessen. Wenigstens war Apollonia tot, dadurch konnte sie schlecht eingreifen. Ihre Lebzeit lag lange hinter ihr. Somit blieb es am Ende meine Entscheidung was ich tat.

Trotzdem interessierte mich, woher diese Abneigung kam oder warum sie ihn los werden wollte.

"Was ist dein Problem mit Werwölfen?"

Plötzlich blieb sie stehen, weshalb ich es ihr gleich tat. Mein Blick wurde erwidert und ihre Augen wurden pechschwarz, was bei dem vorherigen Eisblau eine gruselige Show bot. In einer zu ruhigen Tonlage erklärte Apollonia: "Das ist eine sehr gefährliche Spezies. Mach nicht denselben Fehler und unterschätze sie, ansonsten endest du noch wie ich."

Ok, da hatte jemand schlechte Erfahrungen gesammelt. Aber sie war am Kampf vor 534 Jahren beteiligt gewesen. Damals dürfte sie genug mitgemacht haben und mir war bewusst, dass die Werwölfe unser größter Gegner wären.

Ihre Augen wurden wieder normal und ihr Gesichtsausdruck weicher, als sie sagte: "Meine Zwillingsschwester hat längst versucht Kontakt mit dir aufzunehmen. Dir ist sicherlich aufgefallen, dass sie eine dunkle Hexe ist." Ich nickte nur, denn das hatte ich kapiert. Apollonia fuhr fort: "Sie wird versuchen dich für sich zu gewinnen. Ich warne vor, dass sie gut im manipulieren ist. Aber die meisten ihrer süßen Worte sind gelogen."

Dann wusste ich nun wer genau mich nervte und um den Finger wickeln wollte.

"Kann ich das irgendwie abblocken?" Sie seufzte, was im Grunde alles sagte. Während wir weitergingen, antwortete sie: "Nein, nicht wirklich. Ich habe mich damals mit allem möglichen versucht abzulenken. Das hilft meistens. Ich rede es nicht schön, weil es wird immer schlimmer werden und die Stimmen lauter." Ihre Ehrlichkeit wusste ich zu schätzen, denn schöne Lügen halfen wenig weiter. Dann konnte ich mich eher darauf einstellen, was auf mich zukam.

Wenn man sie genauer betrachtete, brach es einem das Herz, denn sie war jung gestorben. Das musste grausam sein, wenn man so früh aus dem Leben gerissen wurde.

Moment.

Ihre vorherige Wortwahl ließ mich aufhorchen, da musste ich nochmal nachhaken. "Du meintest für sich gewinnen. Also stimmt es, dass manche Hexen zwischen schwarz und weiß schwanken? Also bin ich offiziell so ein Fall? Und das ist kein Mythos, den sich die Leute erzählen?"

Kurz dachte sie darüber nach und diese Zeit gab ich ihr. Den Profi störte man besser nicht und wartete geduldig auf Antworten.

Meine Eltern waren meiner Fragerei, was dieses Thema anbelangte, gerne ausgewichen. Sie hatten oft darauf verwiesen, dass ich aufgeklärt wurde, wenn ich älter war. Kinder sollte man ihrer Ansicht nach damit nicht belasten.

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