Kapitel 66

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Luana Pov

Der ernste Gesichtsausdruck meiner Mum bereitete mir Sorgen, untermauert wurde es von Apollonia, die dieselbe Miene hatte. Offensichtlich waren es keine guten Neuigkeiten.

Meine Vorfahrin stellte sich direkt neben meine Mum und fing an: "Wie du weißt hat Eric heute Geburtstag." Das musste niemand näher ausführen, denn mir war sofort klar was passiert sein musste.

Seine Berufung.

Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und ich sah entsetzt zu ihr. 

Ich mag auf keinem grünen Zweig mit Eric gewesen sein, dennoch wünschte man niemandem der schwarzen Magie anzugehören. 

Und es gab einen weiteren Grund für meinen Schock. Meine Mum hatte einen Spruch, welchen sie gerne verwendete. Genau diesen hörte ich in meinem Kopf. Nur bei dem Gedanken daran wurde mir schlecht. 

Gleiches gesellt sich gerne. 

Wenn Eric der schwarzen Magie vorbestimmt war, dann ich vielleicht genauso. Immerhin waren wir seit Kindertagen miteinander befreundet gewesen, anschließend ein Paar. Ich mag mich selbst berufen können, dennoch war die Veranlagung ein Faktor, der mich beeinflussen würde. Die kleine Panik in mir war berechtigt. 

Ich riss mich zusammen und versuchte mich einer Königin angemessen zu verhalten, in dem ich mich räusperte. "Wurde er bereits inhaftiert?" Meine Augen wanderten zu meiner Mum weiter, die mir die Antwort gab. "Ja, das ist erledigt." 

Apollonia zuckte mit den Schultern und meinte: "Tja, den betrügenden Bastard hat Karma sehr schnell eingeholt. Seine Entscheidungen im Leben führten zu diesem Ergebnis, er war nämlich ein Unbestimmter." 

Also hatte er sich dorthin entwickelt und es hätte die Chance bestanden, dass er zur weißen Magie gehörte. 

Asher hatte ich für einen Moment vergessen, allerdings wurde ich an ihn erinnert als er fragte: "Wer musste ins Gefängnis?" 

Da ich noch etwas neben mir stand, erklärte meine Mum: "Eric wurde von der schwarzen Magie berufen. Er wurde von den Wächtern am Campus direkt abgeführt und befindet sich in einer Zelle in der Hexenstadt." Danach wandte sie sich an mich und fuhr fort: "Anfang nächster Woche solltest du nach Hause kommen. Wir haben einiges zu besprechen."

Erst nächste Woche? Wieso nicht am Wochenende?

Es würde mehr Sinn machen, wenn sie sofort alles klären wollte. Allgemein war viel vorgefallen und meine Berufung war sowieso ein ständiges Thema. Dennoch wollte sie erst Montag oder Dienstag ein Treffen.

Ihr Ton duldete keinen Widerspruch weshalb ich nickte. "Gerne."

Ihr todernster Blick landete wieder auf Asher als sie sagte: "Pass gut auf meine Tochter auf." Anschließend wandte sie sich ab und ging zum Haus zurück. Für sie war das Gespräch damit wohl beendet.

Apollonia schenkte mir ein leichtes Lächeln und löste sich in Luft auf. Die Tote hatte scheinbar noch andere Dinge zu erledigen. 

Der Werwolf neben mir antwortete an meine Mum: "Das tue ich immer." Dem konnte man zustimmen, denn bis jetzt hatte er das stets getan. Dank ihm war der Wahnsinn wesentlich erträglicher gewesen. Mit Glück zog er das weiterhin durch. 

Da wir genauso wieder nach drinnen gehen sollten, gab ich ein Seufzen von mir. Der Abend sollte ein Ende finden. Nach diesen Neuigkeiten erst recht. 

Asher hatte denselben Gedanken, denn er meinte: "Ich rette uns jetzt mit der Ausrede, dass wir morgen Unterricht haben. Es ist schon spät. Wir sollten längst im Bett liegen und schlafen, wie es verantwortungsbewusste Teenager tun würden." Meine Stimmung hatte er mit seiner Wortwahl automatisch gehoben. Ich wandte mich ihm zu, legte den Kopf schräg und musterte ihn. "Verantwortungsbewusst und Asher Bloodmoon in einem Satz ist nicht immer unbedingt passend." Dieses umwerfend freche Grinsen fand auf seine Lippen und er zog mich enger an sich. "Du stehst drauf, also ist es ok." 

Ich tat so als müsste ich darüber nachdenken und nickte schließlich leicht. "Vielleicht ein bisschen."

"Den Rest hole ich mit meinem Charme auf oder den guten Überraschungen."

Er wusste wirklich wie man mich aufheiterte und im Moment leben ließ. Am Ende brachte es nichts wenn ich mir ewig den Kopf über alles zerbrach. Richtig zu leben sollte man in all dem nie vergessen. Und der Werwolf war eine große Hilfe dabei. 

~~~

Lina und Amond hatten sich uns natürlich angeschlossen als Asher ansprach, dass wir besser gehen sollten. Dafür hatte jeder Verständnis, immerhin war die Ausbildung wichtig. 

Eigentlich hatte ich noch nach Runa sehen wollen, denn das mit Eric stresste sie sicherlich genauso. Der Spruch meiner Mum war ihr bekannt. Allerdings hatte sie ein Date mit Rouven und danach wurde sie von Deborah erwartet, die mittlerweile mein Bett beschlagnahmt hatte. 

So kam es das ich mit Asher ins Wohnheim der Werwölfe ging. Seine Schwester war auch dabei und die hatte über den Abend gejammert, sobald Amond sich von uns getrennt hatte. Ich konnte sie auf jeden Fall verstehen, weil diese edlen Abendessen anstrengend waren. 

Gerade meinte sie: "Unglaublich was für einen Stock die teilweise alle im Arsch haben. Ich beneide euch beide nicht um euren zukünftigen Posten. Diesen Mist müsst ihr euer Leben lang ertragen." 

Asher zuckte mit den Schultern, was sie nicht sah, da Lina vor uns ging. Ich hingegen antwortete: "Naja, jeder hat seine Pflichten. Außerdem lässt es sich überleben." Kurz sah sie nach hinten zu mir und nickte mir zu. "Egal was, du hast auf jeden Fall mein Mitgefühl."

Ihr Bruder fragte empört: "Was ist mit mir?"

"Du nervst, das ist deine Strafe dafür." Ich konnte nicht anders als zu lachen, womit ich Lina ansteckte. Nur Asher gab ein Seufzen von sich. Seine Schwester riss sich zusammen, um zu sagen: "Es wundert mich wirklich, dass Luana dich nicht doof findet. Ja, Ella hat mir von diesem Gespräch erzählt."

Wenn ich daran dachte wurden meine Wangen rot. In der Dunkelheit fiel das wenigstens weniger auf, wobei ich mit zwei Werwölfen unterwegs war, die mit Nachtsicht gesegnet waren. Vermutlich fiel es ihnen dennoch auf, sofern sie mich ansehen würden. 

Um es abzutun merkte ich an: "Eure kleine Schwester führt gnadenlose Verhöre. Ich war vollkommen unvorbereitet." Nun waren es die beiden Geschwister die lachen mussten, aber sie gaben mir Recht, was mich nicken ließ. Immerhin erging es ihnen gleich und für das nächste Treffen mit Ella war ich vorbereitet.

Während wir weiter gingen nahm Asher meine Hand in die seine und ich hatte mich schon gefragt was los war. Normalerweise hielten wir nämlich ständig Händchen. Mittlerweile war ich es gewohnt, da war es seltsam, wenn wir es unterließen. Ich selbst hatte es wegen Lina nicht gewagt, aber Asher hatte vor seiner Schwester vermutlich keine Bedenken.

Schließlich kam das Wohnheim in unser Sichtfeld, worauf ich mich schon sehr freute. Endlich war es geschafft und der Wahnsinn überstanden.

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