Kapitel 104

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Man konnte sich sicher sein, dass ich so schnell wie möglich den Rückweg angetreten hatte, sobald mich ein Arzt offiziell entlassen hatte. Ich wollte keine Minute länger in der Nähe meiner Mutter sein, ansonsten wäre das eskaliert. Aktuell war es das Beste, wenn wir getrennte Wege gingen.

Mit Asher ging ich soeben durchs Portal, was mich Erleichterung empfinden ließ. Endlich befanden wir uns auf dem Campus. Das letzte Erlebnis hier mag in einem Desaster geendet haben, aber ansonsten überwogen die guten Momente um einiges.

Die quietschende Tür wurde von Asher geöffnet und selbstverständlich fragte er dabei: "Soll ich dich wirklich nicht tragen? Das wäre überhaupt kein Problem." Diese Frage stellte er mir ungefähr zum zehnten Mal. Dabei hatte der Arzt gesagt, dass ich wieder fit war. Ich hatte keine Sonderbehandlung nötig und konnte mein Leben normal weiterleben.

Mit einem Seufzen trat ich hinaus und antwortete: "Nein, es ist alles gut. Ich kann problemlos selbst gehen." Er tauchte schon neben mir auf und bot mir seinen Arm an. Ich hakte mich unter, denn nichts anderes würde mein Mate akzeptieren. Vermutlich war es ein innerer Zwang eine Stütze für mich zu sein.

Wir spazierten den Weg entlang und etwas beschäftigte mich, weshalb ich es gleich ansprach. "Es wundert mich, dass Runa noch zu ihren Eltern gehen wollte. Ich hätte eher erwartet, dass sie mit uns kommt." Nun war Asher derjenige der seufzte. "Nein, nichts daran ist verwunderlich. Sie ahnt nämlich für was sie vorbestimmt ist. Runa will sicher noch ein bisschen Zeit mit ihrer Familie verbringen."

Ich blieb wie angewurzelt stehen, das war mir ganz entfallen. Eigentlich hatte mir Apollonia das längst erzählt, nur war das in dem Streit mit meiner Mum untergegangen.

Falls Runa wirklich klar war welches Schicksal sie erwartete, dürfte die Angst in ihr groß sein. Da hätte ich am liebsten sofort umgedreht um an ihrer Seite zu sein. Allerdings hatte sie die Zeit mit ihren Eltern alleine verdient.

Asher zog mich gleich an sich damit er mich fest umarmen konnte. Ich erwiderte das und vergrub mein Gesicht in seinem Pulli. Alleine sein Duft half meinen angespannten Nerven.

Vermutlich wurde es Zeit ihn in den Plan einzuweihen. Obwohl die Chancen hoch waren, dass meine Mum ihn niemals umsetzen würde. Und am Ende war sie die Königin mit dem Bestimmungsrecht. Ich konnte sie schlecht übergehen.

Meine Stimme war in der Umarmung gedämpft zu hören, als ich sagte: "Wir sollten auf dein oder mein Zimmer gehen damit wir ungestört reden können. Du solltest eine Aufklärung erhalten."

"Das wäre toll. Ich wüsste gerne warum ich das Bedürfnis haben sollte, dich in den Keller zu sperren."

Dennoch blieben wir einen Moment stehen, in welchem ich seine Nähe genoss. Dabei dürfte seine Neugier grenzenlos sein.

Warum musste ständig alles kompliziert sein? Irgendwie gab es ständig etwas, dass das Leben erschwerte.

Ich drückte Asher ganz fest an mich, so als könnte damit die Realität weniger grausam werden. Ich atmete einmal tief ein, denn dann konnte ich die Kraft finden mich von ihm zu lösen.

Der Werwolf nahm gleich meine Hand und ohne einem weiteren Wort setzten wir den Weg fort. In mir meldete sich eine gewisse Anspannung, weil er sicherlich keine Freude empfinden würde, sobald er vom Plan erfuhr. Die Idee war auch riskant. Trotzdem gab es Personen, die den Versuch wert waren.

Meinen Blick ließ ich die Runde schweifen und mittlerweile hatte die Dämmerung begonnen. Auf dem Campus war wenig los, was mich wunderte. Gerade Sonntags genossen es die meisten draußen auf dem Campus unterwegs zu sein. Allerdings war kaum jemand zu entdecken. Nur vereinzelt waren ein paar Schüler zu sehen.

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