Kapitel 98

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Apollonia Pov

Für mich war es eine Leichtigkeit vor der Kapelle zu landen, an welche Daphne gebunden war. Sie stand mitten im Wald und ein Blick die Runde ließ erkennen, dass meine Schwester hier ihr Unwesen trieb. Sogar über ihren Tod hinaus schaffte sie es für Zerstörung zu sorgen.

Rund um die Kapelle wuchs absolut nichts. Es sah aus wie nach einem Brand. Der Boden war schwarz und nichts darauf wuchs. Das kleine Gebäude war kein besserer Anblick. Es war zerfallen und die Mauern grau. Das Feuer der schwarzen Magie hatte auf diesem Fleck gewütet.

Absurder wurde die Umgebung, da lediglich ein gewisser Radius um die Kapelle betroffen war. Danach begann der Wald in seiner üblichen Grüne.

Bevor ich alles genauer betrachten konnte, tauchten Mariella und Deborah neben mir auf. Der Kleinen konnte man den Schock im Gesicht ablesen. Im Grunde wirkte es auch wie ein Geisterhaus, was dieses Häuschen doch tatsächlich war.

Die Königin hatte sich besser im Griff, denn ihr sah man absolut nichts an. Dabei dürfte sie genauso überrascht sein.

Ich ging auf die Tür zu und sagte: "Bringen wir es hinter uns." Eine Antwort blieb aus, denn die Tür öffnete sich mit einem Knall. Daphne war unsere Anwesenheit wohl nicht entgangen.

Sie verließ die Kapelle und sah abschätzend von einer zur anderen. Schließlich blieb ihr Blick an mir hängen. Sie fing an süß zu lächeln und fragte: "Geliebte Schwester, was verschafft mir die Ehre?"

"Das weißt du ganz genau. Du hast dir Magie von einer lebenden Hexe genommen." Sie legte den Kopf schräg und musterte nun Deborah. "Diese Kröte soll sich diese Magie aneignen? Ansonsten fällt mir kein Grund ein, warum sie hier sein sollte. Habt ihr bedacht, dass sie mich nicht sehen kann? Wie soll das kleine Ding an meine Energie kommen?"

"Lass das unser Problem sein." Ich deutete um uns und fragte: "Was soll das? War dir langweilig?"

Sie machte einen Schritt nach vorne und ihre Wut war zum Greifen nahe. "Du hast mich hier eingesperrt. Also wundere dich nicht, wenn ich den Wald einen Meter nach dem anderen zerstöre?" Ich hob eine Augenbraue, denn bis jetzt hatte sie wenig geschafft. Aber als Tote war das auch schwer.

"Das bisherige Ergebnis ist traurig. Maximal zwei Meter um die Kapelle sind betroffen. Dafür hast du über 500 Jahre gebraucht. Den ganzen Wald hast du dann wann zerstört?"

Ihre Wut stieg an, was sie ablenkte. Dadurch vergaß man gerne sein Umfeld. Daphne war ganz auf mich konzentriert und trug eine eiskalte Maske.

"Du bist eine miese Verräterin. Ausgerechnet meine eigene Schwester bindet mich an diese Kapelle. Und spiele keine Heilige, die bist du nämlich kein bisschen." Sie kam direkt vor mir an und stupste mich mit ihrem Zeigefinger an, als sie anmerkte: "Du hast mich nämlich damals abgelenkt, damit Mutter mich töten konnte. Anschließend verbannst du mich in dieses verfluchte Gebäude."

Darauf gab ich keine Antwort, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ich selbst war eine Schachfigur unserer Mutter gewesen.

Ihr war damals klar gewesen, dass ich es nie über mich gebracht hätte Daphne zu hintergehen. Dafür hatte ich noch zu sehr an ihre gute Seite gehofft, welche leider längst der Vergangenheit angehört hatte.

Dank dem hat unsere Mutter einen Streit zwischen uns abgewartet. Anschließend war Daphne abgelenkt und konnte erledigt werden.

Obwohl dieses Erlebnis all die Jahre her war, bekam ich Tränen in meinen Augen. Noch immer tat es weh, dass ich meine Schwester verloren hatte. Vor ihrer Berufung hatten wir ein enges Band, da tat das Endergebnis noch mehr weh.

Auf Daphne Lippen fand nun ein abscheuliches Lächeln, damit war klar, dass etwas Böses folgen würde.

"Wenigstens hatte ich den Alpha schon gut genug manipuliert, dass er dich nach meinem Tod dennoch umbrachte. Ist es nicht schön wie perfekt dieser Plan aufging? Sogar Jahrhunderte danach haben Hexen und Werwölfe ein schlechtes Verhältnis."

Bei diesen Worten brach mein Herz endgültig. Mariella hatte Recht. Meine eigene Schwester hatte meinen Tod zu verschulden. Die Vierbeiner hatten umsonst all unseren Hass erhalten.

Die Meisterin der Manipulation hatte uns alle getäuscht.

Mir mangelte es an Worten, eher war ich unfähig etwas zu erwidern. Ein großer Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, der jeglichen Ton verhinderte.

Daphne wollte ansetzen, allerdings krümmte sie sich im nächsten Moment und fiel auf die Knie. Eine Hand hielt sie sich an die Brust und gab einen Schmerzlaut von sich.

Ich drehte mich um und Deborah hatte eine Hand in Daphnes Richtung ausgestreckt. Sie holte sich soeben die Magie von Syrena. Ihr Gesicht verzog sie dabei, was man hätte erwarten können. Es war ein starker Zauber, der viel forderte.

Mariella hielt in dem Ganzen ihre Hand und half ihr dabei. Mit ihrer zusätzlichen Magie wurde es Deborah erleichtert. Noch mehr, da die Königin wusste, wie sie den Vorgang sanfter für die Kleine machen konnte.

So viel neue Energie zu erhalten, musste ein Schock sein. Ihr Körper würde brauchen bis er sich daran gewöhnt hatte.

Den Kampf sah man ihr an, aber sie gab nicht nach. Den Zauber zog sie durch, bis sie auch den letzten Tropfen von Syrenas Magie in sich aufgenommen hatte.

Meine Schwester gab einen letzten Schrei von sich, weshalb mein Blick zu ihr schnellte. Sie fiel zu Boden und war für den Moment ruhig gestellt. Es dürfte ein paar Tage dauern, bis sie überhaupt wieder fähig war zu stehen.

Wer weiß, ob sie mich überhaupt hörte oder ohnmächtig war, dennoch sagte ich: "Schwesterherz, genieß deine restliche kurze Zeit hier. Luana wird dich nämlich für immer in die Unterwelt verbannen."

Ich wandte mich endgültig ab und ging auf Mariella zu. Sie stützte Deborah, die mit ihrer Atmung zu kämpfen hatte. Eine Hand hielt sie an ihrem Herzen und die Königin versuchte sie zu beruhigen. Mit ihrer Magie half sie nach, allerdings zeigte das kaum Wirkung. Deborah hatte starke Probleme mit diesem neuen Ausmaß an Energie umzugehen.

Ich sollte zwar meine Kräfte sparen, da ich sie demnächst gebrauchen konnte. Aber das war einer dieser Notfälle, wo ich sie einsetzen würde.

Mit ein paar schnellen Schritten, hatte ich die beiden bald erreicht. Meine Hand legte ich auf die von Deborah und schloss meine Augen.

Das echte Problem hatte ich gleich erkannt. Syrenas Magie ließ sich nur schwer in weiße umwandeln. Genau damit hatte Deborah zu kämpfen.

Mit meiner Magie beschleunigte ich die Umwandlung und unterstützte Mariella bei ihrem Zauber um die Kleine zu beruhigen.

Der Prozess war schnell abgeschlossen, da wir zu dritt daran arbeiteten. Schließlich öffnete ich meine Augen und trat einen Schritt zurück.

Deborah keuchte und richtete sich langsam wieder auf. Irgendwie brachte sie hervor: "Das war krank." Danach sah sie auf ihre Hand und spielte mit ihren Fingern. "Mein ganzer Körper kribbelt. Ist das normal?" Das Lächeln hörte man aus der Stimme der Königin als sie antwortete: "Ja, das heißt der Vorgang ist abgeschlossen. Dein Körper hat die Magie erfolgreich umgewandelt und sich angeeignet. Du hast es geschafft."

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