Kapitel 71

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Die Führung durch die Hütte wurde auf später verschoben, da es mir das weinrote Samtsofa im Wohnzimmer angetan hatte. Der Stoff war unglaublich weich und einmal hingesetzt, wollte man nicht mehr aufstehen. 

Für die ideale Romantik war dem gegenüber ein Kamin, wie man es gerne in solchen Hütten vorfand. Darüber hatte man zwei Regale befestigt auf welchen Bilderrahmen abgestellt waren und Deko. Seine Mum schien ein Fan von Wolfsfiguren zu sein, denn dort standen drei Stück davon. Zumindest vermutete ich seine Mum hinter der Wahl der Inneneinrichtung. 

Mein Kopf ruhte auf Ashers Schulter, welcher direkt neben mir saß und einen Arm um mich gelegt hatte. So konnte ich in aller Ruhe die Fotos ansehen. Egal welches man davon betrachtete, man konnte erkennen wie glücklich diese Familie war. Dabei hatte Alpha Bloodmoon einen eher gefürchteten Ruf. Privat schien er wie ausgewechselt zu sein. 

Seit einer Weile herrschte Stille zwischen uns, weshalb ich ganz leise sagte: "Dein Dad wirkt wie ein richtig freundlicher Familienmensch. Wenn man ihn anders kennt, kann man das kaum glauben." Aber die Fotos sprachen von einem lebensfrohen, gutgelaunten Mann, der seine Familie liebte. 

Asher streichelte mir über den Oberarm, als er flüsternd antwortete: "Ich finde er ist ein guter Dad. Und ja, zu Hause ist er wie ausgewechselt. Auch im Rudel ist er anders, als unter den restlichen Anführern." 

Mich machte das nachdenklich und ich sah mir erneut die Fotos der Reihe nach an. Eines davon stach mir besonders ins Auge. Asher und Lina waren noch klein, die beiden saßen jeweils auf einer Schulter vom Alpha. Die Luna stand daneben und ihr skeptischer Blick war goldig. Sie machte sich offensichtlich Sorgen um die Kinder. Man konnte es praktisch hören wie sie ihren Mann aufforderte gut darauf zu achten, dass keiner der beiden runter fiel. 

In Gedanken versunken sagte ich: "Du wirst sicher derselbe Fall. Alle werden eine verdammte Angst vor dir haben. Nur deine Familie wird den Softie in dir kennen." Irgendwie konnte ich mir das gut vorstellen. 

"Es schafft auch nur eine Luna die sanfte Seite eines Alphas zum Vorschein zu bringen." Er streichelte mir weiterhin über den Arm, was mich etwas ablenkte, aber ich schaffte es den Fokus zu halten.

Ein Grinsen fand auf meine Lippen, denn mit meinen nächsten Worten würde ich ihn ein bisschen ärgern. "Deshalb habt ihr Werwölfe also Mates, ansonsten würdet ihr vollkommen außer Kontrolle geraten. Irgendwer muss euch an der Leine halten." 

Natürlich folgte ohne zu zögern die Antwort: "Hexen sind keine Vierbeiner, trotzdem habt ihr Leinenzwang nötig. Oder wie erklärst du das mit den Ankern, die für euch sehr wichtig sind?" 

Wie sehr ich doch diese kleinen Diskussionen mit ihm liebte. Vor allem weil ihm selten die Worte für einen Konter fehlten. 

"Du kannst Mates schlecht mit Ankern vergleichen. Ihr habt ein übernatürliches Band, welches abgeschlossen nie wieder gebrochen werden kann. Inklusive der Tatsache, dass ihr euch sicher sein könnt, dass die eigenen Gefühle erwidert werden. Bei einem Anker ist das im Grunde ungewiss, weil es einfach ein Partner ist für den wir uns entschieden haben. Was der andere wirklich fühlt ist ungewiss." 

"Du kannst im Kopf von anderen Leuten rumpfuschen. Du könntest sehr wohl wissen was jemand fühlt." Asher fuhr mir weiterhin über meinen Oberarm und nach einem Seufzen folgte meine Antwort: "Ja, aber das kann nicht jede Hexe. Ich tue es ungern, weil es voll der heftige Eingriff in die Privatsphäre ist. Außerdem sollte man seinem Partner nicht soweit vertrauen, dass man das nie tun würde? Ansonsten stimmt doch schon was nicht in der Beziehung, wenn man das für nötig hält." 

Eine Weile herrschte Stille, also gab er mir Recht. In einem anderen Fall wäre längst ein Konter gekommen. Aber von dieser Meinung könnte er mich sowieso nicht abbringen. 

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