Kapitel 80

2.9K 213 59
                                    

Mein Herz hämmerte mir bis zum Hals und eigentlich hatte ich keinen Plan wie ich dieses Gespräch anfangen sollte.

War die Schule überhaupt ein geeigneter Ort dafür? Vielleicht sollte ich die Entschuldigung auf später verschieben.

Wenn ich es tun wollte, müsste ich schnell handeln, denn Asher war nur noch ein paar Meter entfernt. Er hatte vor mir die Mensa verlassen und unterhielt sich gerade mit Sylvan. Bevor sie ihren nächsten Klassenraum erreichten, sollte ich ihn ansprechen.

Zu gerne hätte ich tief Luft geholt oder Atemübungen gemacht, nur waren lauter Schüler um mich herum. Ein zu auffälliges Verhalten wäre unpassend und würde für unnötig viel Tratsch sorgen.

Um ein Kneifen unmöglich zu machen, fragte ich, als ich nahe genug war: "Asher?" Eigentlich hatte ich beabsichtigt das lauter zu fragen, aber meine Stimmbänder hatten das nicht zugelassen. Meine Nervosität hatte daran sicherlich eine Teilschuld.

Obwohl es so leise gewesen war, blieb er stehen und drehte sich um.

Verdammt.

Ihn dann direkt vor sich zu haben war nochmal etwas anderes. So toll der Plan gewesen sein mag mit ihm zu reden, mein armes Herz drehte beinahe durch. Die Schweißausbrüche waren nicht mehr fern und ich zweifelte an meiner Entscheidung.

Diese Meinung änderte sich schnell, kaum sah ich in sein Gesicht. Er wirkte mitgenommen, was eventuell an mir lag. Falls dem so war, musste ich das richtig stellen. Ich wollte nicht der Grund für seinen schlechten Zustand sein.

Deshalb gab ich ein Räuspern von mir und kratzte all meinen Mut zusammen. Interessanterweise konnten solche Gespräche ziemlich schwer sein. Von ihm kam kein Ton, da war lediglich ein fragender Gesichtsausdruck.

"Asher, es tut mir leid, was ich letztens zu dir gesagt habe. Das war weder ok noch habe ich es böse gemeint. Ich war verdammt wütend, trotzdem ist es damit kein bisschen gerechtfertigt. Deswegen wollte ich mich dafür entschuldigen." Erst beim letzten Satz hatte ich es geschafft ihm richtig in die Augen zu schauen.

Aber am Ende hatte ich keine Ahnung wie er darauf reagieren würde. Der Werwolf hätte jedes Recht dazu sauer auf mich zu sein.

"Ok, danke."

Bei seiner kurzen Antwort wäre es besser zu gehen. Für den Moment war alles geklärt und ich hatte keinen Plan, was ich darauf erwidern sollte.

"Gut, ich muss dann los."

Die nächste Unterrichtsstunde wartete auf mich, genauso auf ihn. Die Blicke der vorbeikommenden Schüler steigerten mein Bedürfnis zur Flucht. Die Leute waren viel zu neugierig.

In Asher kam Leben, denn er schnappte sich meine Hand, wodurch er mich zum stehen bleiben brachte. Ich sah wieder zu ihm auf und war voller Hoffnung, dass etwas Positives folgte.

Ich mag vorhin enttäuscht und wütend gewesen sein. Aber ihn vor mir zu haben, das änderte einiges. Genauso wurde ich daran erinnert wie gerne ich diesen Mann bei mir hatte.

"Warte kurz." Der Bitte kam ich gerne nach, egal ob ich dann zu spät zur nächsten Stunde erscheinen würde. Manche Dinge waren wichtiger.

Hoffnungsvoll folgte meine Antwort: "Klar. Was gibt's?"

Vom frechen Asher war heute keine Spur, er wirkte neutral bei der Frage: "Hättest du heute Zeit? Wir sollten ein paar Dinge bereden."

Ich musste keine Sekunde darüber nachdenken, um zu antworten: "Ja ok."

~~~

Als das Klingeln zum Ende des Schultags ertönte, begann die Nervosität von neuem. Mit dem Werwolf hatte ich mich nämlich darauf geeinigt, dass wir uns nach der letzten Unterrichtsstunde treffen würden. Die Mädels hatten mir zwar Zuspruch gegeben und versucht mich die restliche Zeit zu beruhigen, nur hatte das wenig Effekt.

Supernatural Academy | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt