Kapitel 6

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Um meine innere Ausgeglichenheit wiederzufinden, hatte ich mich zu meinen Lieblingsplatz verzogen. Runa hatte mir Gesellschaft geleistet, bis sie sich sicher war, dass ich nichts anstellte.

Aber nun war ich seit einer Weile alleine und betrachtete den Teich vor mir. Mitten im Wald hatte ich diesen friedlichen Ort gefunden. Ich saß auf dem Boden und beobachtete das Wasser. Die Seerosen darauf rundeten das Bild ab und ließen die Harmonie ihr Wunder wirken.

Mein Kinn hatte ich auf meinen Knie abgelegt und meine Arme um die Beine geschlungen. Hier konnte man wundervoll nachdenken, und das war notwendig. Mein Leben hatte sich mit der heutigen Erkenntnis ganz schön auf den Kopf gestellt.

Dank Eric konnte ich alles vollkommen neu planen. Dieser untreue Bastard hatte alles zerstört, dabei hätte es so einfach sein können. Aber nein, jetzt fing ich bei null an.

Ich hatte nicht mal Zeit zu trauern oder mich wirklich vernünftig damit auseinander zu setzen, weil er gefühlt zehntausend Probleme los getreten hatte.

Etwas quälte mich dabei am meisten. Wie zur Hölle sollte ich das meinen Eltern erklären?

Trotz meinem gedanklichen Chaos war ich stets wachsam, da könnte sich weder ein Vampir noch ein Werwolf an mich heranschleichen, denn ich konnte die Auren wahrnehmen. In diesem Fall war es ein Vierbeiner. Mein Blick schnellte in die Richtung, obwohl es dunkel war, konnte ich mit Anstrengung seine Umrisse ausmachen. Leider waren wir Hexen mit keiner Nachtsicht gesegnet.

"Hi Asher."

Ich mag ihn noch nie in seiner Wolfsform gesehen haben, aber es war mir klar. Man spürte es mit wem genau man es zu tun hatte.

Er trottete langsam auf mich zu, was rücksichtsvoll war. Dem Titel Alpha machte er aller Ehre. Bei Lichteinfall könnte ich das zwar besser beurteilen, aber auch so, konnte niemanden die Größe entgehen.

Jedoch machte er mir keine Angst, denn ich könnte mich gut verteidigen, falls nötig. Ein Wolf würde mich sicherlich nicht in die Flucht schlagen.

Logischerweise folgte keine Antwort, da es ihm als Tier unmöglich war. Am liebsten hätte ich ihn direkt verjagt, allerdings hatte er etwas gut bei mir.

Während er weiter auf mich zuging, sagte ich: "Danke für die Info, immerhin hättest du die Klappe halten können. Ich bin dir wirklich dankbar, weil ich es ohne dich, wer weiß wann kapiert hätte." Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab und sah auf den Teich vor mir.

Asher setzte sich neben mich, trotzdem überragte er mich um einiges. Werwölfe konnten durchaus faszinierend sein.

Wenn er freiwillig herkam und sich setzte, dann fasste ich es als Einladung zu reden auf. "Wusstest du, dass es Syrena ist? Eric hat mich ernsthaft mit einer meiner besten Freundinnen betrogen." Die Wut keimte hoch, denn sie hatte die Trauer längst besiegt. Ich riss mich zusammen und erzählte: "Angeblich lieben sie sich. Sie rechtfertigt es damit, dass Eric Schluss machen wollte. Aber dafür hat er ziemlich dumm ausgesehen, als ich vorhin die Beziehung beendete."

Asher legte sich auf den Boden, mit seinem Kopf auf seinen Vorderpfoten. Ich beobachtete ihn dabei und so war es etwas angenehmer. Ich hatte zwar keine Angst vor ihm, aber es war dennoch seltsam, wenn einen ein Werwolf derart überragte.

Gut, beste Freunde waren wir keine. Da gab es eventuelle Bedenken, egal wie gut ich mich mit meiner Magie wehren konnte.

Er sah auf zu mir und ich bildete mir ein etwas wie Mitgefühl in seinen Augen zu erkennen.

Mir kam ein Gedanke und den sprach ich aus: "An sich beneide ich euch nicht um dieses Matezeug, weil es sich wie eine Zwangsehe anhört. Ich mein, ihr habt theoretisch keine Wahl." Mit dieser Aussage sicherte ich mir ein Knurren seinerseits, was verständlich war. Das mit den Mates war heilig für die Werwölfe, da sollte man aufpassen was genau man von sich gab. Ich hob den Zeigefinger und merkte an: "Aber gerade eben schon, weil ihr seid einander bedingungslos treu. Als Werwolf wäre mir der Scheiß heute nie passiert." Ich grummelte und wandte mich dem Teich zu.

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