- Prolog -

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Lukes Sicht

Es herrschte Stille am Frühstückstisch. Seltsame Stille. Jeder saß am Tisch, aß, aber niemand sprach ein Wort. Ungewöhnlich.

Mein Blick schweifte von Mom rüber zu Dad. Beide schauten sich an. Moms Blick wanderte zu ihrem Teller, dann zu Dad zurück.

»Irgendwas stimmt hier nicht«, war der Gedanke, der in mir aufkam.

Plötzlich war ein deutlich zu hörendes Ausatmen zu hören und Moms Blick ging zu mir und Akira rüber.

»Wir haben etwas zu besprechen«, kam es von Mom, die, während sie sprach, versuchte meinem Blickkontakt auszuweichen.

»Worum geht es?«, fragte Akira zwischen zwei Gabeln Nudeln.
»Ihr wisst ja, dass ich nach einer neuen Ausbildung gesucht habe und deswegen viele Bewerbungen los geschickt habe ...«, begann sie und ließ die Gabel in ihrer Hand nervös hin und her wippen. Akira neben mir nickte bestätigend.
»Ich hab eine Zusage bei einer Stelle, bei der ich am meisten gehofft habe, dass das klappt«.

Dass sie das Thema herauszögerte, gefiel mir gar nicht, weshalb ich aufgehört hatte zu essen und einfach zuhörte.

»Diese Stelle. Nun ... die ist in Münster. Und die Stelle ist eine Ausbildungsstelle für Notfallsanitäter«.

Ein klapperndes Geräusch durchzog die kurz anhaltende Stille des Esszimmers. Alle Augenpaare richteten sich auf mich. Es war meine Gabel, die klirrend auf dem Teller gelandet war.

Starr vor Schock starrte ich Mom an.

»Es tut mir leid, Luke. Dieser Beruf ist schon immer mein Traum gewesen und jetzt habe ich endlich die Möglichkeit dazu ihn zu erfüllen. Auch wenn es egoistisch klingt.«

Tränen stiegen in meinem Sichtfeld auf. Mein Herz hämmerte gegen das Innere meiner Rippen.

Unfähig irgendwas zu sagen sprang ich auf, rannte in den Flur und zog schnellstmöglich meine Schuhe an. Der einzige Versuch mich zurückzuhalten kam von Akira. »Luke! Warte!«, rief sie mir nach. Zu spät. Ich war bereits aus der Tür raus. Niemand folgte mir.

Schnellen Schrittes und mit tränenverhangenen Augen verließ ich die Siedlung.

»Nein. Das kann sie mir nicht antun. Nein! Nein! Nein! Scheiße!«, fluchte ich gedanklich.

Meine Lungen brannten und ich hatte das Gefühl mir hätte jemand einen Spanngurt um den Brustkorb gelegt, der immer fester gezogen wurde.

Nach Luft japsend blieb ich stehen und stürzte mich an einer Laterne ab. Die Tränen liefen immer noch unaufhaltsam meine Wangen runter.

Ich holte so tief ich konnte Luft, um das Gefühl der Atemnot zu lindern.
Plötzlich steig mir der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase und einzelne Bilder krochen aus meinem Unterbewusstsein an die Oberfläche. Grelles Licht, grüne Kleidung und gedämpfte Stimmen.

Übelkeit stieg in mir auf. Ich musste mich extrem zusammenreißen, um nicht mein Mittagessen auf dem Bürgersteig zu verteilen.

»Wie soll ich damit umgehen? Kann ich überhaupt damit umgehen? Wie soll ich mich ihr je wieder angstfrei nähern?«. Frage über Frage flog mir durch den Kopf.

Leider hatte ich auf keine eine Antwort.

Aber eines war klar: Ich musste lernen mit der Angst umzugehen. Irgendwie. Nur wie? Es kam mir unmöglich vor. Die Angst hatte mich fest im Griff.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt