- Kapitel 95 -

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Lukes Sicht

Ich schlief eine ganze Weile und hatte sicher noch einige Zeit mehr im Land des Schlafs verbracht, wenn mich nicht jemand geweckt hätte.

Grummelnd versuchte ich mich auf die andere Seite zu drehen und weiter zu schlafen.

»Es gibt gleich Abendessen«, erinnerte die Person, die bei mir war mich daran, dass es ja noch sowas wie Essen gab. Der Stimme nach war es Mom.
»Hab keinen Hunger!«, grummelte ich und ließ die Augen geschlossen.
»Dein Körper braucht aber die Energie um wieder gesund zu werden. Außerdem solltest du auch Mal wieder was trinken«, bequatschte sie mich weiterhin.
Meinem wieder brummenden Kopf gefiel das Gequassel gar nicht. Der wollte einfach seine Ruhe.

Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf und hoffte, dass sie verstand, was ich damit ausdrücken wollte.

»Na komm. Wenigstens eine Kleinigkeit solltest du essen.« Sie wollte einfach nicht nachgeben.
»Ich hab wirklich keinen Hunger«, beteuerte ich und wollte einfach nur weiter meine Ruhe haben.
»Wenigstens einen Joghurt? Das sollte auch mit Halsschmerzen runtergehen. Ich bringe dir den sogar hoch, wenn du nicht mit runter möchtest«, schlug sie mir vor.
Da ich keinen Grund hatte diesen Vorschlag abzulehnen, nahm ich ihn an und sie verschwand aus meinem Zimmer wieder nach unten, um mir einen Joghurt zu holen.

In der Zwischenzeit setzte ich mich auf, angelte meine Flasche Wasser vom Boden nach oben und trank ein paar Schlucke Wasser. Nicht ohne mein Gesicht wegen der Kohlensäure zu verziehen.

Als Mom wieder zurückkam, stellte ich die Flasche gerade wieder auf den Boden zurück.

»Hier. Leider hab ich vergessen zu fragen, welchen du haben willst. Jetzt ist es Kirsche geworden. Ich hoffe, das ist okay.«, sie reichte mir den Joghurtbecher und den Löffel. Beides nahm ich entgegen. »Danke. Kirsche ist immer gut!«, meinte ich darauf und zog den Deckel von dem Becher ab.

»Bevor du isst, darf ich kurz Fieber messen? Anweisung von Jules«, hielt sie mich vom Essen ab und holte das Ohrthermometer aus ihrer Fleecejacke.
Eigentlich hatte ich da so gar keine Lust drauf, da ich aber keinen Stress mit Jules wollte, nickte ich und ließ sie gewähren.

Zum dritten Mal an diesem Tag fand das Ohrthermometer seinen Weg in mein Ohr, um meine Körpertemperatur zu messen.

Nachdem die Messung beendet war, schaute Mom sich den Wert an. Derweil begann ich langsam meinen Joghurt zu löffeln.

Moms leicht gerunzelter Stirn nach, war sie nicht ganz zufrieden mit dem Wert, der sich auf dem kleinen Display zeigte. Mein Fieber musste wohl nochmal gestiegen sein. Würde erklären, wieso ich mich nach dem Schlafen noch schlapper fühlte als vorher.

»Iss du in ruhe auf und ruh dich weiter aus. Später komme ich nochmal und messe nach. Wir hoffen mal, dass dein Fieber nicht weiter hoch geht«, gab sie mir die Anweisung, was ich abnickte.

Lange dauerte es nicht mehr, bis sie mich alleine ließ.
Trotz des mangelnden Appetits aß ich den Joghurt auf, wonach ich mich wieder hinlegte und versuchte weiter zu schlafen.

Einmal noch wurde ich wach durch ein weiteres Mal Fiebermessen.

Danach konnte ich zwar wieder einschlafen, allerdings endete die Nacht für mich um vier Uhr morgens.

Mir war einfach elendig warm, meine Nase war zu und der Husten war noch eine Stufe aufdringlicher geworden. Teileweise hatte ich das Gefühl, als hätte mich jemand mit einer Feder im Hals gekitzelt, was wiederum einen gefühlt nicht enden wollenden Hustenanfall auslöste, weil dieses Gefühl auch einfach nicht verschwinden wollte. Egal was ich tat. Trinken, abhusten. Nichts.

Um nicht die ganze Zeit an dieses Gefühl im Hals denken zu müssen, nahm ich mein Handy zur Hand, setzte mir meine Kopfhörer auf und versuchte mich mit YouTube abzulenken. Für meine noch leichten Kopfschmerzen war das zwar nicht förderlich, aber das war es mir wert.

Es dauerte eine Weile, bis ich meine Aufmerksamkeit erfolgreich umlenken konnte und ich nicht mehr die ganze Zeit an Husten war.

Die Zeit verging elendig langsam.

Gegen acht kam wieder einmal der Fiebermessdienst vorbei.

»Etwas gesunken, zufrieden bin ich trotzdem nicht«, kommentierte Mom den gemessenen Wert.
»Jules kommt übrigens in ungefähr einer Stunde, um nach dir zu schauen«, informierte sie mich darüber.
Freuen tat ich mich nicht darüber, da das für mich wieder Arztmodus überstehen bedeutete.

»Was möchtest du frühstücken? Nichts gibt es nicht«, wollte Mom von mir wissen.
»Schokomüsli«, nannte ich ihr das, was ich essen wollte.
»Bringe ich dir.« Sie verließ mein Zimmer und kam nach ein paar Minuten mit einer Schüssel Schokomüsli wieder zu mir.

»Guten Appetit. Wenn was sein sollte oder du was brauchst, Ruf oder schreib«
»Mache ich«
Sie nickte zufrieden und ließ mich wieder alleine.

Mein Augenmerk lag nun auf der Schüssel mit Schokomüsli. Meinem Frühstück.
Ein Mal atmete ich geräuschvoll aus und nahm dann den ersten Löffel Schokomüsli. Darauf folgte der nächste und auf diesen noch einen.

Nach drei Löffeln hätte es mir schon gereicht, doch die Schüssel sah noch so gefüllt aus wie am Anfang.
Manchmal hatte ich ernsthaft das Gefühl, als würde das Essen teilweise nachspawnen und nicht weniger werden.

Weitere drei Löffeln schaffte ich noch, dann musste ich aufgeben. Ungern wollte ich mein Essen unfreiwillig wieder loswerden.

Die halbvolle Schüssel stellte ich auf meinen Nachtschrank und nahm stattdessen wieder mein Handy zur Hand, um mir weiter die Zeit zu vertreiben. Konzentrieren war zwar schwierig, aber diese Art der Beschäftigung war immer noch besser, als ewig wach im Bett zu liegen und zu versuchen zu schlafen.

Eine Stunde und ein paar Minuten vergingen, bis es erneut an meiner Tür klopfte. Danke Moms Vorankündigung wusste ich, wer dort um Eintrittserlaubnis bat.

Wollte ich ihn reinlassen?
Nein, und das nur, weil ich wusste, dass Jules nicht zum Spaß zu mir kam.
Musste ich es, damit ich kein Stress mit Mom und Jules bekam?
Leider ja.

»Herein«, sagte ich und gab ihm damit die Erlaubnis meine vier Wände zu betreten.
Die Türklinke wurde runtergedrückt und Jules kam ins Zimmer.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt