- Kapitel 99 -

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Lukes Sicht

Auch der Rest der Clique bemerkte Marius fehlen. Sie fragen sich genauso wie ich, wo er abblieb.

»Ob er sich wirklich bei mir angesteckt hat? Bitte nicht! Lass ihn einfach einen Arzttermin haben und ihn in der zweiten oder dritten Pause auftauchen.«

Mit der Hoffnung ging es in den nächsten Block.

Zu meiner Enttäuschung war sowohl in Pause zwei als auch in Pause drei kein Marius zu sehen.
Das machte mir allmählich Sorgen.

»Hat er dir immer noch nicht geschrieben?«, fragte Akira mich.
Heimlich schaute ich auf mein Handy, schaute, ob vielleicht doch eine Nachricht von Marius angekommen war.

Enttäuscht stellte ich fest, dass keine Nachricht von ihm zu sehen war.

»Nichts …«, teilte ich meiner Zwillingsschwester mit.
»Ob er wieder einen Arzttermin hat?«, meinte sie.
»Das hab ich mich auch schon gefragt, aber beim letzten kam er ja danach noch zur Schule«
»Vielleicht geht das heute nicht. Kann ja sein, dass er irgendeine Untersuchung oder so hatte und heute nicht dazu in der Lage ist in die Schule zu kommen«, nannte sie eine weitere Möglichkeit, wieso Marius nicht aufgetaucht war.
Die hätte auch erklärt, wieso er nicht geschrieben hat.

Die Klingel beendete die Pause und unterbrach uns in unserem Grübeln.

Als Nächstes stand Sport auf dem Plan. Das Fach, in dem ich nur rumsitzen und zuschauen durfte, da ich mit meinem noch nicht ganz auskurierten Infekt keinen Sport machen sollte.

Während die anderen sich umziehen gingen, ging ich mit einer Mitschülerin,
die nicht mitmachen durfte, mit dem Lehrer durch in die Halle. Dort gab ich ihm meine Entschuldigung und ließ mich auf der Bank nieder.

Weniger Minuten später kam der Rest der Klasse nach und nach in die Halle.

Sobald alle da waren, wurde mit dem typischen Warmlaufen begonnen.
Das bedeutete ungefähr fünf Minuten im Kreis laufen.

Danach kamen alle wieder an der Bank zusammen und der Lehrer ließ zwei Teams wählen, damit diese in einem Basketball Spiel gegeneinander antreten konnten.

Akira warf mir einen vielsagenden Blick zu.
Ich grinste sie an, denn ich wusste, was ihr Problem war.
Sie konnte, genau wie ich, nicht werfen.

Dann ging es für die beiden Teams aufs Spielfeld und der Lehrer eröffnete die erste Spielrunde.

Akira versuchte sich eher hinten zu halten und um die Verteidigung zu kümmern, statt vorne auf Angriff zu gehen und zu versuchen Körbe zu werfen.

Die erste Runde ging ungefähr fünfzehn Minuten und Akiras Team verlor drei zu eins.
Die runde danach sah nicht besser aus. Runde Nummer drei verlief unentschieden.

Mit dem Beenden der dritten Runde war bereits die Hälfte des Sportblocks um.
Den Rest der Stunde wurde mit diversen spielen verbracht. Darunter Völkerball und Zombieball. Wieder beides Spiele, die gutes werfen erforderten, aber selbst das war mir lieber als Basketball.

Um kurz nach halb drei war dann Schluss und es ging ans Umziehen.
Ich musste nur in die Umkleide, um meinen Schulranzen zu holen. Mit dem verließ ich die Halle und wartete dort auf den Rest der Clique.

Die erste, die rauskam, war Akira, gefolgt von Viola und Nick bildete das Schlusslicht.
Zusammen ging es Richtung Bushaltestelle.

»Hoffentlich hat das Basketball Thema jetzt ein Ende. Sonst muss ich Jules noch anbetteln mir eine Entschuldigung zu schreiben«, jammerte Akira.
»Ob er dir die so einfach gibt? Unwahrscheinlich«, meinte ich darauf.
»Oder ich nutze ganz einfach die Ausrede, dass ich meine Tage habe. Glaubst du, der Lehrer merkt sich, wann welches Mädchen sich deswegen auf die Bank setzt?«
»Oh doch! Das hab ich schon mal versucht und er hat allen Ernstes von mir verlangt, dass ich mir das attestieren lasse!«, kam leicht lachend von Viola.
»Du solltest dir attestieren lassen, dass du weiblich bist?« Akiras verdutzter Gesichtsausdruck war Goldwert.
Ich schüttelte auf ihre Aussage nur den Kopf.

Der Bus kam vorgefahren, wir stiegen ein, ergatterten und im hinteren Teil des Personenbeförderungsmittels eine Vierer und fingen ein neues Thema an.

Irgendwann später waren wir Zuhause.

Dort war sturmfrei.
Mom war arbeiten und Dad hatte tagsüber Reha.

»Ob es was zu essen gibt?«, sprach ich meinen Gedanken laut aus und ging in die Küche, um nachzusehen. Enttäuscht stellte ich fest, dass nichts gab. Mir hatte klar sein müssen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Mittagessen fertig war, ziemlich gering war. Schließlich war seit heute Morgen niemand mehr hier und hätte sich darum kümmern können.

»Heißt wohl wieder mal freestyle essen«, brachte Akira es auf den Punkt und begann bereits damit den Kühlschrank zu durchforsten.
»Toast, Brot, diverser Aufschnitt …«, begann sie das aufzuzählen, was sie fand.
»Neee, auf Brot hab ich keinen Hunger«, sagte ich und schaute, was der Vorratsschrank zu bieten hatte.

Konserven, ein paar Instant Nudeln und sonst nur Zutaten zum Kochen, Müsli und Kleinkram.

Das, was mich am ehesten ansprach, waren die Instant Nudeln. Davon nahm ich mir ein Paket mit Entengeschmack.

Akira schloss den Kühlschrank und schaute zu mir.
»Stimmt! Das haben wir ja auch noch. Gute Idee!«
Sie schnappte sich auch eine Packung. Da ich die letzte mit dem Geschmack Ente genommen habe, fiel ihre Wahl auf Huhn.

Aus dem Schrank holte ich zwei Schüsseln, während Akira sich den Wasserkocher schnappte, dort frisches Wasser einfüllte und diesen anstellte.

In der Zwischenzeit, die das Wasser zum warm werden brauchte, haben wir den Inhalt der Packung in unsere Schüsseln. Darüber kam das heiße Wasser. Noch ein paar Minuten ziehen lassen und fertig.

Da Akira mal wieder etwas zu ungeduldig war, verbrannte sie sich erstmal die Zunge. Den Schmerz versuchte sie mit einem Glas kalten Wasser in den Griff zu bekommen.

Als netter Zwillingsbruder konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen. Da hatte jedoch zufolge, dass ich husten musste.

»Ha! Karma! Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort!«, kam es lachend von ihr.

Unser Herumgespaße wurde von dem Geräusch der sich öffnenden Haustür unterbrochen.

Wir schauten uns an und fragten uns ein und dieselbe Frage:
Wer war nach Hause gekommen.
Dad?
Mom hatte bis zum Abend Dienst.

»Luke? Akira«, rief die Person, die das Haus betreten hatte, nach uns.
Ich hielt beim Essen inne, als ich die Stimme erkannte. Akiras und mein Blick traffen aufeinander.

Das war Jules Stimme.
Was wollte er denn hier?

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt