- Kapitel 88 -

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Lukes Sicht

Der Samstag neigte sich dem Ende zu, der Sonntag war unspektakulär und wie so oft mein Ruhetag, an dem ich nicht mehr machte, als faulenzen. Was mein Körper auch brauchte, da die eine Nacht Schlaf nicht ausreichend Erholung gebracht hatte.

Als ich am Montagmorgen wach wurde und ich was trinken wollte, um meinem trockenen Hals was Gutes zu tun, bemerkte ich leichte Halsschmerzen.

Sorgen machte mir das noch keine. Das kam öfter vor, verschwand im Normalfall nach ein paar Stunden wieder.

Ich schaute auf die Uhr. Es war zehn vor neun am morgen und ich fühlte mich so, als könnte ich noch weitere drei Stunden oder mehr schlafen. Allerdings würde das meinem Schlafrhythmus nicht zugutekommen.
Deshalb setzte ich mich richtig auf und versuchte wacher zu werden, damit ich nicht innerhalb von Sekunden wieder Opfer des Schlafs wurde.

»Dad soll heute entlassen werden. Dann kann ich mich selbst davon überzeugen, wie es ihm geht.«

Wann genau er entlassen und nach Hause kam, wusste ich nicht. Mom hatte keinen genauen Zeitpunkt genannt. Musste mich wohl überraschen lassen.

Da mir kalt war und mir mein Körper das durch vermehrtes Zittern deutlich machte, zog ich die Bettdecke wieder höher und kuschelte mich in diese ein.

Noch einmal warf ich einen Blick auf meinen Wecker.
Da dieser nicht nur als Uhr bzw. Wecker fungierte, konnte ich auf ihm sogar ablesen, wie warm es in meinem Zimmer war.
20,3 °C sollen es gewesen sein.
Eine Temperatur, bei der ich normalerweise nicht fror. Erst recht nicht, wenn ich einen Hoodie und Jogginghose anhatte, wie es der Fall war.

Ich dachte mir nichts dabei und nahm mein Handy zur Hand.

Bis auf ein paar YouTube Benachrichtigungen gab es nichts Neues.

Eigentlich wäre es Zeit zu. Frühstücken gewesen. Mir war aber absolut nicht danach etwas zu essen. Stattdessen blieb ich im Bett liegen, hatte mir meine Kopfhörer aufgesetzt und mich in ein Video vertieft.

Nach einiger Zeit ging plötzlich mein Licht an im Zimmer. Erschrocken wegen der plötzlichen Erhöhung der Helligkeit, kniff ich kurz die Augen zusammen, wonach mit minimal geöffneten Augen in Richtung Tür schaute, wo Mom im Türrahmen lehnte. Ich schon mir die Ohrmuscheln von den Ohren und schaute zu ihr.

»Guten Morgen. Du bist ja schon wach. Dachte du schläft noch, weil du noch nicht zum Frühstücken unten warst«, sagte sie.
»Guten Morgen. Bin schon ein bisschen wach. Hatte bisher nur noch keinen Hunger«, erklärte ich ihr den Grund, wieso ich mich bisher noch nicht in der unteren Etage habe blicken lassen.
»Um eins ist das Mittagessen angesetzt. Danach fahren Jules und ich euren Vater aus dem Krankenhaus abholen«, informierte sie mich über ihren geplanten Ablauf der nächsten Stunden.
Darauf nickte ich.
»Ich lasse dich dann mal wieder in Ruhe«, meinte sie, schaltete das Licht wieder aus, verließ mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Meine Augen waren froh nicht mehr halb weggelasert zu werden und ich versuchte mich wieder aufs Video zu konzentrieren.

Die Zeit bis zum Mittag verging und die Halsschmerzen waren immer noch da. Auch war mir immer noch kalt. So langsam wurde mir das unbehaglich.
Wurde ich krank?
Das wäre alles andere als gut.
Schließlich ist Jules noch immer im Haus und wenn ich krank werden sollte, ging das sicher nicht an ihm vorbei.

Ich schüttelte den Kopf.
Wollte das Thema nicht zerdenken.
Sicher machte ich mir zu viele Gedanken und interpretierte zu viel das, was ich von meinem Körper wahrnahm, aus Angst, dass ich sonst wieder Jules ärztliche Seite an mich ran lassen musste.

Ein unwohler Schauer durchlief meinen gesamten Körper, ließ mein Herz schneller schlagen, mir flau im Magen werden und hinterließ eine Gänsehaut vom Feinsten.

»Mach dir nicht zu viele Gedanken. Das sind nur Halsschmerzen. Kein Grund zur Sorge. Morgen sind die wieder weg«, redete ich mir selbst ein und versuchte mich statt auf die Symptome, die ich meinte zu spüren, wieder auf das Video auf meinem Handy zu konzentrieren.

Das war mehr oder weniger erfolgreich.

Wie angekündigt wurde ich um eins zum Mittagessen geholt.
Wie bereits die letzten Tage war mir nicht nach essen.
Trotzdem setzte ich mich dazu und zwang mich dazu wenigstens eine kleine Portion zu mir zu nehmen. So konnte niemand meckern. Skeptische blicke von Mom bekam ich dennoch und auch Jules Gesicht zeigte Anzeichen von Besorgnis.

»Mein Appetit muss dringend wieder in den Normalbereich zurück und zwar ziemlich bald. Vermutlich lassen die mich das nicht mehr lange durchgehen.«

Aufgrund dieses Gedankens zwängte ich mir die gesamte Portion rein, damit die beiden Erwachsenen sich nicht noch mehr Sorgen um mein Essverhalten machten.

Fertig mit essen, ging es wieder zurück ins Zimmer.
Geräuschvoll ausatmend ließ ich mich bäuchlings auf der Matratze nieder und schloss meine Augen.
Ich war müde und unterschwellige Kopfschmerzen bahnten sich an.

Bevor ich mir darum wieder zu viele Gedanken machen konnte, setzte ich meine Tätigkeit von vor dem Mittagessen fort.

Erneut unterbrochen wurde ich ca. eineinhalb Stunden später von Akira.

Sie bemerkte ich auch erst, als sie vor mir rumhibbelte. Fragend schaute ich sie an und sie deutete an mit nach unten zu kommen.

Waren Mom und Jules wieder mit Dad zurück?

Akira verschwand aus meinem Zimmer, während ich mich erstmal aus einer liegenden Position in eine sitzende begeben musste. Kaum saß ich aufrecht, verstärkten sich die Kopfschmerzen.
Solange sie nicht wieder so stark wurden, dass ich glaubte, dass mir jeden Moment der Schädel platzt, sollte ich das aushalten können.

Damit ich nicht mehr Zeit verloren, stand ich auf und machte mich auf den Weg nach unten. Am unteren Treppenabsatz angekommen, hörte ich bereits Stimmen aus dem Wohnzimmer. Dort ging ich hin und entdeckte Dad, der auf dem Sofa saß und Akira in seinen Armen hielt.

Unschlüssig blieb ich in Türrahmen stehen. Ungern wollte ich ihn mit belagern. Lieber wartete ich, bis Akira mit ihrer Kuschelrunde fertig war.

»Hey, großer. Kommst du dazu?«, machte Dad mir einen Strich durch die Rechnung.
Einen Moment zögerte ich, setzte mich dann aber in Bewegung, ging zu ihm und Akira und kuschelte mich dazu.

Eine Hand von ihm fand sich auf meinem Rücken wieder und fing an zu kraulen an.

Das war der Moment, an dem mich eine Welle der Erleichterung durchflutetete, was dafür sorgte, dass der Wasserpegel in meinen Augen bedrohlich Anstieg und drohte über die Ufer zu schlagen.

Ich war einfach so froh, dass er wieder zu Hause war.

Er war zwar kaum eine Woche weg gewesen, nichtsdestotrotz waren diesen paar voller Stress für mich.

Mit aller Kraft versuchte ich zu verhindern, dass die Tränen anfingen zu laufen und womöglich noch Dads Oberteil befeuchteten.

Die Müdigkeit, die nach der Erleichterung über mich hereinfiel, tat ihr übriges und ich konnte das Laufen der Tränen nicht mehr verhindern.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt