Lukes Sicht
Es war gegen acht Uhr am Morgen, als ich nach einigen Stunden wachliegen mich dazu entschieden habe, aufzustehen und was gegen das Grummeln meines Magens zu unternehmen.
Mein Appetit hielt sich in Grenzen. Doch auf durch Hunger ausgelöste Magenschmerzen hatte ich keine Lust.
Müde aufgrund des Schlafmangels verließ ich mein Zimmer und lauschte erstmal nach Geräuschen, die mir verrieten, ob bereits jemand wach war.
Zu hören war nichts, doch das hatte nichts zu heißen.
Auf leisen Sohlen schlich ich mich den Flur entlang Richtung Treppe, die ich genauso leise nach unten lief.
In der Küche fand ich niemanden vor, weshalb ich davon ausging, dass ich der einzige war, der schon wach war.
Ich machte mir mein übliches Frühstück und setzte mich damit an meinen Platz am Tisch.
Kurz bevor ich fertig war mit essen, kam jemand zu mir in die Küche.
»Guten Morgen Luke«. Es war Jules.
»Schlecht geschlafen? Du siehst nicht ausgeschlafen aus«, sprach er mich auf mein wohl offensichtlich müdes Aussehen an. Zustimmend brummte ich, stand auf und entsorgte den Rest meines Frühstücks, während Jules die Kaffeemaschine befüllte und anstellte.Um zu verhindern, dass er versuchte das Gespräch weiterzuführen, verschwand ich so schnell es ging aus der Küche und verzog mich wieder nach oben in mein Zimmer.
Dort setzte ich mich an meinen Schreibtisch und legte den Kopf auf die Arme.
Die Bilder meines Alptraums schwirrten mir im Kopf rum, sowie die Erinnerungen an meine allererste OP. Das Ereignis, was ich noch nicht getraut habe, bei Damien anzusprechen.In beiden Fällen hatte ich mich hilflos, ausgeliefert und panisch gefühlt.
Alleine beim Gedanken daran, dass sich diese Szene in ein paar Monaten wiederholen könnte, ließ mir übel werden.
Noch einmal hielt ich das nicht aus.Während dem Nachdenken war mir eiskalt geworden und ich angelte meine Bettdecke von Bett zu mir und wickelte mich darin ein.
Ich schloss die Augen.
»Morgen ist Samstag. Ich muss wieder auf die Wache …
Und wenn ich Damien richtig verstanden habe, geht es morgen mit der Konfrontation erst Richtig los.
Wie soll ich das denn schaffen? Dazu habe ich momentan doch überhaupt nicht den Kopf … Ob Damien das versteht?«Je mehr ich darüber nachdachte, desto Unwohler wurde mir bei dem Gedanken am nächsten Tag auf der Wache zu erscheinen.
Ich schüttelte den Kopf.
Schon wieder dachte ich zu viel nach.
Leider konnte ich das schlecht verhindern. Die Gedanken kamen einfach und wenn sie einmal in Fahrt gekommen sind, konnte ich sie schlecht wieder bremsen.In der Hoffnung meinem Gedankenchaos ein wenig entkommen zu können, holte ich mir meine Kopfhörer und mein Handy, setzte mir die Kopfhörer auf und begann YouTube zu schauen.
Es dauerte ein paar Minuten, bis ich es schaffte aus meinen Gedanken rauszukommen und mich auf den Inhalt des Videos konzentrieren zu können.
Gegen Mittag klopfte es an meiner Tür und nach meiner Erlaubnis zum Reinkommen, kam Mom in mein Zimmer.
»In einer halben Stunde gibt es Mittagessen. Kommst du dann runter?«, gab sie mir bezüglich des Mittagessens Bescheid. Als Antwort gab ich ihr einen Daumen nach oben, wonach sie zufrieden mein Zimmer verließ.War ich motiviert, in einer halben Stunde zum Mittagessen runter zu müssen?
Nein.
Denn ich hatte keinen Hunger bzw Appetit.Das ganze Gedankenkreisen schlug mir enorm auf mein Hungergefühl.
Nach der besagten halben Stunde legte ich Kopfhörer und Handy weg, erhob mich von meinem Schreibtischstuhl und bewegte mich nach unten in die Küche.
Wie vermutet war Jules noch immer anwesend.
Musste der nicht Mal wieder arbeiten?
Dann hätte ich zumindest ein paar Stunden Ruhe von ihm gehabt.Meine Essensportion fiel auch dieses Mal wieder kleiner aus.
»Das ist aber nicht deine übliche Portion«, sprach Mom mich darauf an. Am liebsten hätte ich sie böse angeschaut und ihr so klargemacht, dass ich nicht in der Laune dazu war über mein Essverhalten zu sprechen.
»Lass ihn. Solange er überhaupt was isst und keine Mahlzeit auslässt, besteht noch kein Grund zur Sorge.«
Immerhin schien Jules auf meiner Seite zu stehen. Was ich davon halten sollte, wusste ich nicht.
Immerhin ließ Mom von mir ab und es wurde in Ruhe gegessen.Fertig mit essen, räumte ich meinen Teller ab und verschwand wieder in mein Zimmer.
Den ganzen Nachmittag verschanzte ich mich in meinen vier Wänden und vertiefte mich in die virtuelle Welt, damit mein Kopf nicht wieder zu Themen abdriftete, die mir Magenschmerzen bereiteten.
Es war gegen 18 Uhr, als sich jemand zu mir aufs Bett gesellte.
Sofort fiel von mir ein Teil der Anspannung ab, da ich genau wusste, wer mir Gesellschaft leistete.
Ich wandte meinen Blick von meinem Handydisplay ab und schaute zu meiner Zwillingsschwester, die mit einem leichten Lächeln rechts von mir auf der Bettkante saß.
Die Kopfhörer strich ich mir noch von den Ohren, damit ich sie verstehen konnte, wenn sie was sagt.»Du bist wieder da. Wie war's?«, fragte ich sie.
»Es war schön. Wir haben einen Filmabend gemacht und hatten eine schöne Zeit. Hat mich gut abgelenkt«, berichtete sie.
»Und wie war es hier? Du siehst fertig aus«, wollte sie wissen, wie es mir während ihrer Abwesenheit ergangen war.
»Die Nacht war bescheiden. Ansonsten hab ich mich die meiste Zeit in meinem Zimmer verschanzt.«»Jetzt bin ich ja wieder da.«
Darauf nickte ich und sie legte sich zu mir.
Das Verlangen die Augen zu schließen und dem Schlafbedürfnis nachzukommen wurde größer.
Doch das Abendessen, was unmittelbar bevorstand, ließ das nicht zu.Stattdessen genoss ich einfach ihre Nähe, schaute mit ihr YouTube und ging mit ihr pünktlich zur Abendessenszeit nach unten.
Während dem Abendessen erzählte Akira den beiden Erwachsenen am Tisch von ihrem treffen und der Übernachtung bei Viola. Ich saß still daneben, nahm ab und zu einen bissen Brot und hörte zu.
Später war ich wieder auf meinem Zimmer und Akira auf ihrem.
Zur Sicherheit stellte ich mir bereits kurz nach dem Abendessen meinen Wecker auf Acht Uhr. Einfach für den Fall, dass ich beim Videos schauen vorzeitig einschlief.
»Ob ich das morgen schaffe? Nicht das es zu viel ist und die Panik wieder volle Kanne zuschlägt …«, ging es mir durch den Kopf.
Die Angst davor in der Wache wiederholt in eine Panikattacke zu rutschen war groß. Was mir umso mehr Angst vor dem nächsten Tag machte.
Das ganze nachdenken machte mich noch müder.
So kam es, dass ich beim Video schauen irgendwann einschlief.
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WKM - Angst vor ihnen
RandomDas Buch gehört zu der WKM (Westfalen Klinikum Münster) Serie und beinhaltet die Geschichte der Charaktere Luke und Akira Zellner. !Triggerwarnung! (mehr dazu im Vorwort) Phobien, Angststörungen, Panikattacken. Für viele Realität und Alltag. Auch f...