- Kapitel 120 -

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Lukes Sicht

Inmitten unserer Faulenzsession tauchte in meiner Benachrichtigungsleiste plötzlich eine Nachricht von Damien auf.

Ungewöhnlich, dass er sich zur späten Uhrzeit noch meldete.
Da ich zu langsam war die Nachricht zu lesen, als sie aufgeploppt war, musste ich das Video schauen unterbrechen und auf Damien und meinen Chat gehen.

»Was möchte Damien denn noch um die Uhrzeit von dir?«, stellte Akira sich dieselbe Frage, wie ich.
Da ich es noch nicht wusste und auch keine Vermutung hatte, zuckte ich mit den Schultern und las mir die Nachricht durch.

»Hey Luke.
Ist zwar schon spät, trotzdem wollte ich dir die Nachricht noch heute zukommen lassen damit du genug Vorbereitungszeit hast. Aylin hat mir vorhin Bescheid gegeben, dass Marius Beerdigung am Dienstag stattfindet. Zehn Uhr ist treffen an der Kirche. Aylin hat dich mit eingeplant. Also mach dir keinen Kopf darum, ob du erwünscht bist oder nicht.
Da das ganze auf einen Dienstag fällt und ich dir danach nicht noch zumuten möchte zur Klinik zu kommen, fällt der Termin einmal aus und wir sehen uns am Samstag wieder. Wenn was sein sollte und du Redebedarf hast, kannst du mir schreiben.
Jetzt wünsche ich dir noch einen ruhigen Abend.«

»Dienstag? Da ist doch Halloween«, merkte Akira an.

Eine Beerdigung an Halloween.
Das hat schon irgendwas ironisches.

»Das ist bereits übermorgen. Was soll ich denn anziehen? Kann ja schlecht in Cargohose und Hoodie dort auftauchen«, fing ich an mir Gedanken darüber zu machen, was ich anziehen sollte.
Schwarz oder doch was anderes?
Damien hat mir nichts bezüglich Kleiderordnung geschrieben.

»Worüber denkst du nach?«, hakte Akira nach, da ich nur auf mein Handydisplay starrte, auf dem noch Damiens Nachricht zu sehen war.
»Ich weiß nicht, was ich anziehen soll.« Ich schaute zu ihr rüber.
»Hm. Das ist eine gute Frage.«

»Ich kann schlecht nackt hingehen und meine Standardklamotten anzuhaben fühlt sich nicht richtig an. Vielleicht hat Dad eine Idee. Den kann ich aber erst morgen fragen«, ging es mir durch den Kopf.

Ich beschloss mir da für diesen Tag keinen Kopf mehr drüber zu machen und mich aufs Faulenzen zu konzentrieren. Noch hatte ich genug Zeit mir Gedanken zu machen.

Gedacht getan. Ich bedankte mich noch bei Damien für die Info und ging auf YouTube zurück, damit wir dort weiterschauen konnten, wo wir aufgehört hatten. Bei mir dauerte es ein paar Minuten, bis ich meine Gedanken aus dem Thema Beerdigung befreien konnte.

Gegen null Uhr beschlossen wir es für den Tag gut sein zu lassen, uns Bett fertig zu machen und schlafen zu gehen.

Ich lag noch einige Zeit wach in meinem Bett und ließ meine Gedanken kreisen.

»Werden ein paar von Chris Kollegen dort sein? Schließlich war Marius oft auf der Wache und hat sich mit vielen dort gut verstanden«

»Wie Chris wohl drauf ist? Ist er wirklich sauer auf mich, oder ließ sich sein Distanziertheit auf die Trauer zurückführen?«

Keine Ahnung wie lange das noch ging. Irgendwann war ich eingeschlafen und wurde erst wieder wach, als es halb neun am morgen war.

Gähnend richtete ich mich auf und streckte mich ausgiebig. Zwar war es eine halbe Stunde vor meiner normalen Aufstehzeit, aber es war mir nicht mehr nach weiterschlafen zumute.
Deswegen stand ich auf, verließ mein Zimmer und lief schlaftrunken die Treppe nach unten.

Im Flur hatte sich der Geruch von Kaffee verbreitet. Ein Zeichen dafür, dass entweder Mom oder Dad bereits wach waren.

In der Küche angekommen entdeckte ich Dad am Tisch sitzen mit einer Tasse Kaffee in der Hand.
»Guten morgen Luke. Bist aber schon früh wach«, bemerkte Dad meine ungewöhnlich frühe Erscheinung.
»Hm-m«, brummte ich darauf und sammelte alles für mein Frühstück zusammen, womit ich mich auf meinen Platz setzte.

Die ersten Minuten sprach ich kein Wort. Wollte erstmal richtig Wachwerden.

Das Thema von gestern schwirrte mir bereits wieder im Kopf herum.

»Dr. Martens hat mir gestern geschrieben wegen Marius Beerdigung«, sprach ich das Thema an, nachdem ich den letzten Löffel Müsli runtergeschluckt hatte.
»Hat er dir einen Termin mitgeteilt?«
Ich nickte. »Morgen um zehn.«
»Weißt du, wo du hin musst?«
Wieder nickte ich. Damien hatte mir nach seiner Nachricht, die den Termin beinhaltete noch die genaue Adresse des Treffpunkts mitgeteilt, damit ich nicht ausversehen zur falschen Kirche gebracht wurde.
»Ich weiß aber nicht, was ich anziehen soll. Mir wurde nichts von einer Kleiderordnung gesagt, aber ich kann schlecht in meinen normalen Alltagsklamotten dahingehen«, erzählte ich Dad von meinem Klamottenproblem.
»Ohne Vorgabe ist das nicht einfach. Was sagt dir denn dein Gefühl? Hätte Marius es lieber, wenn du was Schwarzes trägst, was Standard auf Beerdigungen ist, oder meinst du, dass er es besser findet, wenn man sich eben nicht an den Standard hält?«
Während ich überlegte, trank Dad seinen Kaffee.
»Ich glaube nicht, dass Marius das Standard schwarz gefallen würde.«
»Was hältst du davon, wenn du blau trägst? Das ist nicht zu bunt, aber auch nicht das typische schwarz«, schlug mein männlicher Elternteil vor.

Blau klang nach einer guten Idee.
»Eine dunkelblaue Jeans sollte ich im Schrank haben, aber was nehme ich als Oberteil?«
»Ein Hemd wäre passend und darunter ein dunkles t Shirt«, meinte Dad.
»Ich hab, glaube ich keine Hemden in meinem Schrank«, fiel mir der Haken an dieser Idee ein.
»Ich gab genug Hemden in der Farbe«
Ich schüttelte den Kopf bei der Vorstellung. »Dann sehe ich aus wie ein Gespenst!«
»Passt doch zu Halloween«, grinste er.
Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen.
»Wir bekommen das schon hin. Zur Not steckst du dir das Hemd in die Hose. Dann fällt es nicht so arg auf, dass es dir zu groß ist.«
Den Vorschlag konnte ich schon eher akzeptieren.
»Wir können später ja einmal dein Outfit ausprobieren, damit du es einmal gesehen hast«, war sein Vorschlag. Nickend stimmte ich dem zu und räumte mein Geschirr ab.
»Ich bin wieder auf meinem Zimmer«, verabschiedete ich mich nach oben und verließ die Küche.

Wieder in meinem Zimmer setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl.

»Wie es wohl wird? Hoffentlich überstehe ich das irgendwie.«

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt