- Kapitel 64 -

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Lukes Sicht

Da der Müsliriegel in der Pause nur eine vorübergehende Lösung für meinen Hunger war, freute ich mich umso mehr aufs Mittagessen.

An diesem Tag gab es Parmesankartoffeln mit Kräuterbaguette.

»Wie ist die Klassenarbeit gelaufen?«, fragte Mom, während wir gemeinsam am Tisch saßen und aßen.
»Ganz gut. Hab Bio schließlich nicht umsonst gewählt«, war Akiras Antwort, wonach Mom zu mir rüberschaute. »War okay. Mittelmaß würde ich sagen«, gab ich das wieder, was mein Bauchgefühl mir sagte.
»Was steht diese Woche noch an?«
Natürlich musste sie das fragen und mich daran erinnern, dass das Fach mit meinem schlechtesten Thema in dieser Woche auch noch dran war mit Klassenarbeit.
»Deutsch. Gedichtsanalyse«. Akiras Tonlage ließ darauf schließen, dass sie sich ebenso wenig darauf freute, wie ich. Und das, obwohl sie dieses Thema besser verstand als ich!

Zum Glück war das Thema nach Akiras Antwort abgehakt und wir konnten in Ruhe zu Ende essen, wonach ich auf mein Zimmer ging, um meine übliche Nachmittagsroutine weiter abzuarbeiten.

Um mir meine Note in der Deutschklausur nicht vollends zu versauen, beschloss ich nach den Hausaufgaben mich noch für eine dreiviertel Stunde ans Lernen zu setzen, in der Hoffnung noch etwas in meinen Kopf rein zu bekommen.

Leider war meine Konzentration nicht auf der Höhe, wodurch ich nach zwanzig Minuten bereits aufgab und beschloss es für den Tag gut sein zu lassen.

»Scheiß drauf! Irgendwie schaffe ich das auch so.«

Mit diesem Gedanken machte ich es mir auf meinem Bett bequem und schaute YouTube.

Den nächsten Tag, den Dienstag, hatte ich noch Zeit zum Lernen. Na ja, wenn man die Zeit zwischen Schule, dem Termin mit Damien und dem Zeitraum von dort bis zum Abendessen als genug Zeit zum Lernstoff reinprügeln bezeichnen konnte.

Zum Glück war Damien gnädig mit mir, als er erfuhr, dass wir Klassenarbeitsphase hatten und beließ es allein bei der Nachbesprechung des Samstags. Unser nächstes Treffen war wieder auf den Samstag gelegt. Neun Uhr, so wie beim letzten Mal auch.

Am Ende des Tages hatte ich zwei Stunden gelernt. Immerhin hatte diese Zeit gereicht, um die rethorischen Mittel einigermaßen zu verstehen. Hoffentlich reichte es wenigstens für eine vier. Alles höher als vier ist Bonus.

Mit dieser Einstellung ging es am Mittwoch in besagte Klassenarbeit.
Direkt im ersten Block.
Das konnte man als Fluch und Segen zugleich sehen. Einerseits hätte man es dann hinter sich und konnte noch mit voller Energie reinstarten, andererseits verbrauchte man bereits im ersten Viertel des Schultages den Großteil der Konzentration, was für die noch kommenden Unterrichtsblöcke keine gute Voraussetzung war. Insbesondere, wenn man noch ein Fach hatte, in dem die Klassenarbeit ebenfalls noch ausstand.

Der Lehrer verteilte die Blätter und ich schaute mir die Aufgaben an.

»Das wird schon irgendwie. Ich werde schon genug auf Papier bekommen um zumindest eine vier rausholen zu können«
Mit diesen Gedanken, wartete ich darauf, bis wir die Freigabe bekommen haben loszulegen.

Die nächste Stunde verbrachte ich damit die Aufgaben zu lösen und nicht zu verzweifeln.

Ich nutzte die gesamte Zeit aus. Einfach für den Fall, falls mir doch noch was einfallen sollte.

Pünktlich zur Abgabe, händigte ich dem Lehrer meine Arbeit aus und setzte mich danach wieder auf meinen Platz.

Ich schaute zu Akira rüber, die ebenfalls zu mir sah. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck zeigte sie mir erst einen Daumen nach oben und dann einen Daumen nach unten. Quasi als Frage, was für ein Gefühl ich hatte, wie es gelaufen war. Als Antwort hielt ich den Daumen seitlich, was so viel bedeutete wie "ging so". Darauf nickte sie und schaute wieder nach vorne.

Den Rest der Stunde wurde mit Nachbereitung verbracht, wonach es in die benötigte Pause ging.

Wir vier Neuntklässler ließen uns auf dem Boden nieder. Ich stieß einen Seufzer aus und lehnte meinen Kopf an den Stamm des Baumes. Die Augen hatte ich geschlossen.

»Und wie ist es bei euch gelaufen?«, wollte Viola wissen. »Ganz okay«, war es Nick, der zuerst antwortete. »Auch ganz okay«, schloss ich mich ihm an. »Ich glaube wir sind alle froh, wenn wir wenigstens im Mittelfeld sind notentechnisch«, kam es von Akira. Also hatte sie auch Mühe, trotz des besseren Verständnisses.

Während dieses Gesprächs hatte sich Marius zu uns gesellt. Auch er wirkte erschöpft.
»Hattest du Sport oder stand bei dir auch eine Klassenarbeit an?«, erkundigte ich mich. »Klassenarbeit in Mathe. Ich hab echt Glück durch Papas Arbeit so viele Leute zu kennen. Da hat man immer irgendwen der einem helfen kann beim Lernen«
Darauf musste ich schmunzeln.

»Okay. Lassen wir das Thema Klassenarbeiten erstmal ruhen und reden über was anderes«, schlug Akira vor, was eine gute Idee war. Das Thema würde uns noch oft genug verfolgen und Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb sollten wir unsere wertvolle Pausenzeit dafür nutzen, über andere Themen zu sprechen.

Zum Beispiel über die bald anstehenden Herbstferien.

»Was habt ihr so geplant?«, fragte Viola.
»Mein Papa muss arbeiten am Samstag. Deshalb bin ich auf der Wache und wahrscheinlich kommt meine Tante mal wieder zu Besuch«, erzählte Marius von seinem Plan, zumindest für das Wochenende. Bei der Erwähnung seiner Tante hatte sich ein Lächeln auf sein Gesicht geschlichen.
»Ich fahre mit meinen Eltern nach Köln. Wir wollten schon länger mal dorthin. Aber wegen der Arbeit meines Vaters ist das nicht so einfach«, beantwortete Viola ihre eigene Frage.
Danach kam Nick, der wieder vorhatte, trainieren zu gehen.
Zuletzt erzählten Akira und ich von unserem nicht vorhandenen Wochenendplan.
Zwar stand bei mir die Wachen Konfrontation an, aber da Viola und Nick nichts von der Angst wussten, erzählte ich das auch nicht.

Leider konnten wir das Thema nicht näher vertiefen, da die Schulklingel das Ende der Pause ankündigte und wir uns auf den Weg zu unseren nächsten Klassenräumen machen mussten.

»Wir sehen uns später«, verabschiedete Marius sich von mir und machte sich auf den Weg. Auch unsere Vierergruppe machte sich auf den Weg nach drinnen.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt