Lukes Sicht
Erst am nächsten Tag nach der Schule traute ich mich nachzusehen, ob Akira geantwortet hatte.
Alleine ihren Namen in der Benachrichtigungsleiste meines Handys zu lesen sagte mir, dass ein Rückzieher nicht mehr möglich war.Ich ging auf unseren Chat und las mir die Nachricht durch. Beziehungsweise die letzten Nachrichten.
»Das kam überraschend schnell. Ich dachte, du brauchst Zeit, um dich zu entscheiden. Bist du dir sicher, dass ich ihm deine Zusage mitteilen soll?«, gestern 18:41 Uhr.
»Luke? Antworte mir doch bitte!«, gestern 19:10 Uhr.
»Okay. Ich hab es ihm gesagt. Damit haben wir beide zugestimmt. Er scheint ganz okay zu sein. Vielleicht sollte ich ihm wenigstens eine Chance geben und hoffen, dass sich unsere Situation dadurch bessert«, heute 13:25 Uhr.
Perplex las ich mir den zweiten Satz ihrer Nachricht ein weiteres Mal durch.
Sie hatte zugestimmt? Montag war sie noch nicht gut auf Damien zu sprechen gewesen? Er musste sie überzeugt bekommen haben.Mein Handy steckte ich wieder in die Hosentasche und schaute aus dem Fenster vom Bus und betrachtete die an mir vorbeiziehende Landschaft.
An meiner Haltestelle stieg ich aus und lief die restlichen Meter nach Hause.
Zu Hause zog ich meine Schuhe aus und hörte bereits Mom und Dad in der Küche miteinander reden. Ich gesellte mich dazu.
»Hey Großer. Wie war die Schule?«, unterbrach Dad sein Gespräch mit Mom, um mir seine Aufmerksamkeit zu schenken.
»Für Deutsch ist die erste Klassenarbeit angekündigt worden. 27.9 also in drei Wochen«. Ich nahm mir etwas von der Gemüse Reispfanne und setzte mich mit meinem beladenen Teller an meinen Platz.
»Hast du für Akira das Material zum Aufarbeiten dabei?«. Die Frage bejahte ich nickend.
»Dann kann Akira sich da ran setzten, wenn sie ihre Gehirnerschütterung auskuriert hat«, meinte Mom.»Apropos Akira …«, kam es von Dad und er schaute zu mir. »Sie wird heute entlassen.«
Juhu! Endlich!
»Und wir holen sie gemeinsam ab. Du wirst mitkommen, weil Dr. Martens wohl noch was zu besprechen hat.«
Bitte was?!
Ich verschluckte mich beinahe am Essen und hatte erschrocken die Augen aufgerissen.
»Keine Sorgen. Wir treffen uns im Klinikpark. Deine Mutter wird Akira holen und Damien wird vermutlich dabei sein. Wir beide bleiben im Park«, erklärte er mir, wie das ablaufen sollte.
Bevor ich was dazu sagte, trank ich einen Schluck, um ein paar Sekunden Zeit zu schinden, zum Gedanken ordnen.
»Wann?«, fragte ich.
»16 Uhr«, war Dads Antwort.Die Uhr über der Tür zeigte, dass es bereits kurz nach halb vier war. Mir blieb keine Viertel Stunde mehr bis zur Abfahrt.
»Kommst du mit dem Plan zurecht?«, wollte Dad sich vergewissern, worauf ich nickte.
Ich hatte Damiens Hilfe zugestimmt. Wenn er diesbezüglich was besprechen wollte, sollte ich Vorort sein, um die Informationen aus erster Hand zu erhalten.
»Dann hast du noch Zehn Minuten, bis wir dich wieder hier unten erwarten.«
Zehn Minuten. Das war nicht viel, aber ich nickte, räumte ab und verschwand für die restlichen paar Minuten hoch in mein Zimmer. Dort setzte ich mich auf mein Bett und legte mein Kopf in die Hände.
»Ganz ruhig. Damien ist okay. Er hat mir aus der Panikattacke geholfen und Abstand bewahrt. Genau das, was ich gebraucht habe. Ich kann ihm vertrauen oder gebe ich ihm zu früh mein Vertrauen?«
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WKM - Angst vor ihnen
RandomDas Buch gehört zu der WKM (Westfalen Klinikum Münster) Serie und beinhaltet die Geschichte der Charaktere Luke und Akira Zellner. !Triggerwarnung! (mehr dazu im Vorwort) Phobien, Angststörungen, Panikattacken. Für viele Realität und Alltag. Auch f...