- Kapitel 22 -

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Lukes Sicht

Die Schulklingel ertönte und beendete den ersten Schultag der neuen Woche.

Mein Herz raste bereits, obwohl es bis zu dem Termin in der Klinik noch über eine Stunde hin war.

Schweigend lief ich hinter der Dreiergruppe bestehend aus Akira, Viola und Nick her, die fröhlich miteinander redeten. Akira durfte mittlerweile ohne Krücken laufen. Lediglich die Schiene an ihrem Fuß ließ auf die Verletzung schließen.

An der Haltestelle gesellte Nick sich zu mir.
»Du bist so still heute, geht’s dir gut?«, erkundigte er sich. »Nur ein blöder Tag heute. Hatte eine blöde Nacht«, überlegte ich mir eine Ausrede, um den wahren Grund nicht nennen zu müssen.
»Okay. Morgen ist sicher wieder ein besserer Tag«, meinte er, was ich mit einem Nicken bestätigte.

Der Bus kam und wir stiegen ein. Wie fast immer belegten wir einen der vorderen vierer Plätze. Ich saß am Fenster und Akira links neben mir. Mein Blick war aus dem Fenster gerichtet.

»Es ist nur Röntgen. Da kann nicht viel passieren. Ich mache mir zu viele Gedanken«, versuchte ich mir einzureden.

Irgendwann stiegen Nick und Viola an ihren Haltestellen aus. Ab da dauerte es nicht mehr lange, bis wir an unserer Haltestelle und somit fast Zuhause waren.

Zuhause angekommen, ging es direkt in die Küche. Für das Mittagessen blieb nicht viel Zeit.

»Hey ihr beiden, wie war die Schule?«, fragte Mom und stellte uns bereits das Essen hin. Es gab Hühnerfrikassee. »So wie immer halt. Nichts Besonderes«, fasste Akira den ereignislosen Schultag zusammen und fing an zu essen an.

Mein Appetit hielt sich in Grenzen. Mehr als ein paar Bissen bekam ich nicht runter. Die Aufregung war zu groß. Sie lag mir wie ein Stein im Magen.

Ich bemerkte Moms Blick auf mir und schaute zu ihr. Sie schaute auf meinen Teller runter und wieder zu mir hoch. Ihr schien aufgefallen zu sein, dass ich nicht viel runterbekommen habe und versuchte mich wortlos dazu zu bringen noch ein wenig mehr zu essen, was für mich nicht infrage kam. Noch mehr und das was bereits drin war wäre wieder rausgekommen.

Leises Seufzen konnte ich aus ihrer Richtung vernehmen.
Ungeduldig schaute ich auf die Uhr über der Tür. Zwanzig vor vier. Zwanzig Minuten waren es noch, bis zu dem Termin.

Zum Glück durfte Akira mich dieses Mal begleiten. Sie hatte ihre Meinung beim Abendessen am vorherigen Tag zu diesem Thema eindeutig klargemacht. Mom hat das nicht gefallen, konnte aber keine Argumente mehr dagegen aufbringen, weshalb Akira am Ende ihren Willen durchsetzen konnte. Zum Glück.

Die Uhr zeigte Viertel vor vier, als wir das Haus verließen und zum Auto gingen.
Trotz der sommerlichen Temperaturen draußen, die über zwanzig Grad lagen, fror ich. Schuld daran war die Angst.

Um Streit um den Beifahrersitz zu vermeiden, saßen Akira und ich beide hinten auf der Rückbank.

»Ich kann das schaffen. Bei Jules habe ich es die letzten Tage auch geschafft. Also schaffe ich das jetzt auch«, redete ich mir selbst ein. Immer und immer wieder sagte ich mir, dass ich das hinbekomme.

Die Fahrt bis zur Klinik dauerte keine zehn Minuten.

Zittrig stieg ich aus dem Auto. Akira war direkt an meiner Seite.

Vom Parkplatz ging es auf den Hauptweg.
Aus einem Tor eines Gebäudes kam ein Rettungswagen gefahren. Gegenüber dieses Gebäudes stand ein weiteres und am Ende der Straße lag das Hauptgebäude.

In meinen Ohren konnte ich jeden einzelnen Schlag meines Herzens hören.

Auf gar keinen Fall wollte ich da rein. Leider blieb mir nichts anderes übrig. Ich musste da rein.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt